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Herausforderung an Fenster- und Innenausbau

Objektbericht Wickrather Lederfabrik
Herausforderung an Fenster- und Innenausbau

Ein in der Tat außergewöhnliches Sanierungsprojekt: Das insgesamt 60 ha große Areal der ehemaligen Lederfabrik in Wickrath wird zu einem attraktiven Wohn- und Dienstleistungszentrum umgenutzt. Für den Fenster- und Innenausbau zeigte sich dieses Renovierungsprojekt als echte Herausforderung.

Die Realisierungsphase steht kurz vor der Vollendung. Das 11 500 m2 Fläche umfassende Hauptgebäude, der ehemalige Verwaltungssitz der Fa. Spier, beherbergte im Erdgeschoß auf 800 m2 Inneneinrichtungen für ein Foyer und Büroräume, die heute unter Denkmalschutz stehen. Die Tischler- und Renovierungsarbeiten im ehemaligen Kontorbereich erforderten vom ausführenden Unternehmen nicht nur Fingerspitzengefühl, sondern auch einen guten Draht zur Denkmalpflege; vom Fensterbauer waren Stilfenster in Holz gefordert.

Gebäuderenovierung
Zur Renovierung und Umnutzung des Areals sagte Architekt Rolf Peter Henning: „Das Problem bei der Lederfabrik war die Forderung nach umweltverträglichem Umbau, hierfür gab es eine Menge Abstimmungsbedarf mit den staatlichen Behörden für Umweltschutz und der Stadt Mönchengladbach. Auch der „Mirs-Verband“, der sich des Flüßchens angenommen hat, das durch das Gelände fließt, hatte ein Wort mitzureden. Zusätzlich steht das Gebäude und seine Fassade mit Keramikplatten aus den 20er Jahren unter Denkmalschutz, ebenso das Trafohaus und das Pförtnerhaus. Schließlich mußten Beschädigungen der Fassaden aus dem 2. Weltkrieg stilgerecht restauriert werden.“ Inzwischen sind alle 109 Wohnungen des Hauptgebäudes fertiggestellt, ebenso die Praxisräume.
Zwei historische Gebäude an der Peripherie des Geländes, das Trafohaus und das Torhaus, wurden ebenfalls restauriert und beherbergen jetzt eine Hausbrauerei mit Gastronomiebereich, sowie eine Wohnung für den Hausmeister einen technischen Bereich. In einer Anbauhalle mit 2200 m2 und zwei Hallen je 1800 m2 Fläche sollen Freizeitangebote entstehen.
Stilgerechte Holzfenster
Auch die Fenster standen unter Denkmalschutz und es waren entsprechende Auflagen der Behörden zu erfüllen. „Die Fensterteilung gibt die Ansicht des ehemaligen Altbaus wider und wurde in Abstimmungen mit dem Denkmalamt und der Firma Pazen-eurotec realisiert“, erläutert Henning, der seine Ansprüche an den Fensterhersteller folgendermaßen umreißt: „Hier mußte eine solide, handwerkliche Arbeit geleistet werden, die auch die gestalterischen Anforderungen des Denkmalschutzes voll erfüllt. Das bedeutet Farbwahl, Profilleisten und die Sprosseneinteilung. Beidseitig waren 18 000 Sprossenfelder zu erstellen. Im Erdgeschoß war Einbruchschutz und Schallschutzklasse 4 gefordert.“ Der Einbau der insgesamt 1690 m² großen Fensterfläche erfolgte 1997. Pro Etage waren es 60 Fenster, die das Montageteam aus Zeltingen-Rachtig acht Wochen lang vor Ort beschäftigte.
Nach den alten Fenstern wurden CAD-Zeichnungen in Abstimmung mit dem Denkmalamt angefertigt. Anpassungen an aktuelle Forderungen waren notwendig, da die alten Fenster nicht die Möglichkeit zur Aufnahme von Wärmeschutzgläsern hatten. Pazen-eurotec realisierte in Wickrath dreifach-verleimte Meranti-Holzfenster in 68 mm. Mit einem Aufbau von 4 mm Float /16 mm SZR /4 mm Float wurde ein Wärmedämmwert von 1,3 W/(m2K) und ein Schalldämmwert von Rwp=31 dB erreicht. Die Eckverbindung von Blend- und Flügelrahmen erfolgt durch Doppelzapfen, die umlaufende Mitteldichtung liegt in einer Ebene und es wurde mit APTK-Profilen trockenverglast. Die Flügel sind profiliert, die Regenschiene ist verdeckt und die 32 mm breiten Sprossen – innen und außen konisch – sind aufgeklebt, die Kämpfer wurden mit Zierprofil ausgestattet.
„Das, was die Firma Pazen hier geleistet hat, ist beachtlich. Durch unsere Erfahrungen mit diesem Hersteller in der Vergangenheit sehen wir auch die Wartungs- und Service-Arbeiten, die wir von einem Fensterbauunternehmen generell erwarten, hier in entsprechend guten Händen“, sagt Henning zu den Verglasungsarbeiten.
Innenausbau: Restaurierung vor Ort
Die Renovierung von ca. 300 m2 des ehemaligen Kontors im Bereich des Haupteinganges stellte vor allem an die Tischlerei Frank Steffan & Holger Jurgeleit aus Wegberg hohe Ansprüche, die sich aus den Vorgaben des Denkmalschutzes ergaben. Auch schränkte der geforderte Erhalt der ursprünglichen Holzausstattung den Kreis der zukünftigen Nutzer für diesen Teil des Gebäudes stark ein, jedoch konnte durch die Einrichtung von zwei Arztpraxen ein Dienstleistungsbereich etabliert werden, der für die Wohnungen in den oberen Geschossen eine adäquate Ergänzung darstellt und den Wohnwert des Ensembles aufwertet.
Die Original-Holzelemente waren aus Eiche massiv gefertigt, die Kassetten aus eiche-furnierter Fichte. Die Wandverkleidung wurde vor Ort restauriert, sie mußte dafür komplett abmontiert werden. Als Vorbereitung dazu wurden zuerst die zahlreichen Furnierschäden beseitigt: hierzu wurde verdünnter Weißleim unter das Furnier gespritzt und mit warmen Zulagen gepreßt. Bei fehlenden Furnierstellen wurde neues Furnier eingesetzt und mittels Patina und Patinapistole eingefärbt. Kleine Risse, Kratzer und alte Nagellöcher wurden mit Schellack-Kitt geschlossen.
In den vergangenen Jahrzehnten waren ohne Rücksicht auf die Vertäfelungen Elektroleitungen verlegt worden und zum Teil hatte der nachträgliche Einbau von Steckern, Schaltern und Lampen die Holzoberflächen in Mitleidenschaft gezogen. Daher mußten viele zerstörte Kassetten von Steffan & Jurgeleit vollständig ersetzt werden, was durch ein umfangreiches, firmeneigenes Lager aus Altholz-Elementen abgedeckt werden konnte. Dazu Frank Steffan: „Fehlende Teile wie Leisten, Profile usw. haben wir nachgearbeitet und ersetzt. Hierzu haben wir einen Fundus für altes Holz. Wir sammeln alte Möbelteile wie Bretter, Schrankteile usw. Aus diesem Holz fertigen wir dann die fehlenden Teile.“ Dann wurde neu furniert und farblich angepaßt.
Die originalen und mechanisch erhaltenen Elemente mußten einer intensiven Reinigung unterzogen werden. Hier wurde der Lack gesäubert, ohne den Lackfilm anzulösen oder zu beschädigen. Die Oberfläche war vor allem durch Ruß, Nikotin und Fette verschmutzt. „Die benötigten Reinigungsmittel hierzu mischen wir selbst. Sie enthalten u. a. Salmiak, Spiritus, Leinöl“, erläuterte Frank Steffan und wies auf die durchgeführte Versiegelung hin, „Die gereinigte Oberfläche wurde mit Schellack versiegelt. Diese Methode erzeugt einen seiden-matten Glanz, der zum Charakter des alten Holzes paßt. Der Schellack wird in Spiritus aufgelöst und mit einem Leinentuch-Ballen aufgetragen.“ Ursprünglich waren die Wandelemente mit Holzklötzen verschraubt, die in die Wände eingelassen worden waren, die Restauratoren befestigten die Unterkonstruktion der Elemente allerdings mit modernen Dübeln an den Wänden.
Die hölzernen Trennwände zwischen den Räumen waren im Prinzip ähnlich den Wandverkleidungen aufgebaut undbedurften ebenfalls einer gründlichen Überarbeitung. Dabei wurden historische Lieferpapiere aufgefunden, die belegen, daß Einbauten und Trennwände aus der Zeit der Jahrhundertwende stammen und von der Hofmöbelfabrik Valentin Witt in München gefertigt worden waren.
Die Arbeit bestand in erster Linie darin, die einzelnen Trennwände in sich wieder zu stabilisieren, dazu waren deren Rahmenkonstruktionen auszubessern und teilweise wiederherzustellen. Danach ging es darum, den ursprünglichen Farbton bzw. -charakter nicht nur wiederherzustellen, sondern auf den ersetzten Elementen originalgetreu darzustellen.
Zur Renovation der Trennwände von den Arzträumen zum Flurbereich hin gehörte auch die Integration einer Schalldämmung. Dafür wurden eiche-furnierte Tischlerplatten auf Seiten der Praxisräume aufgebracht, die den Kassetten nachempfunden wurden.
Zusätzlich sollten die zahlreichen eingelassenen Schränke aufgrund von Anordnungen des Denkmalschutzes zur weiteren Verwendung als Schrank dienen und mußten für diesen Zweck hergerichtet werden. Bei einigen dieser Objekte waren hinter den Türen lediglich Maueraussparungen zu finden. Es ist anzunehmen, daß hier zu Werkszeiten geheime Stahlschränke eingelassen waren. Zur heutigen Verwendung als Schrank mußten hier nicht nur die Türen justiert, neu verleimt und mit neuen Beschlägen und Schlössern versehen werden, sondern auch neue Abdeckungen und Böden waren einzuarbeiten.
Die gesamten Renovierungsarbeiten von Steffan & Jurgeleit wurden von August bis November 97 durchgeführt.
Jörg Pfäffinger
Wickrather Lederfabrik: Daten und Fakten
Die Wickrather Lederfabrik wurde 1850 nördlich der mittelalterlichen Ortslage errichtet und entwickelte sich zu einem führenden Unternehmen der Branche, das in seiner Blütezeit fast 1000 Mitarbeiter beschäftigte. 1927 erfolgten Erweiterungsbauten, darunter verschiedene Hallen und ein eigenes Kraftwerk. Das Werksareal umfaßte in dieser Phase insgesamt 60 ha. In den 70er Jahren unseres Jahrhunderts feierte der Eigentümer des Werkes, die Familie Spier, das 125 jährige Betriebsjubiläum und konnte von sich behaupten, zeitweise der größte Arbeitgeber der Stadt gewesen zu sein. Durch steigende Umweltauflagen wurde der Standort Ende der 80er Jahre aufgegeben und eine Eigentümergemeinschaft übernahm das Objekt. Die Wuppertaler HBG-Hochbau entwickelte unter der Federführung von Architekt Rolf Peter Henning 1995 ein Nutzungskonzept, mit Wohn- und Gewerbeflächen.
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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