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Je früher, desto gut

Entwurfsseminare in der Erstausbildung
Je früher, desto gut

Der Gestaltungswettbewerb „die gute form“ – in Köln vor gut 25 Jahren aus der Taufe gehoben – verpflichtet: Seit einigen Jahren wird am Kölner Berufskolleg der Entwicklung von Gestaltungskompetenz verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt. Formale und gestalterische Qualität wird nicht erst bei der Planung des Gesellenstückes gefordert, sondern schon im Laufe der Ausbildung werden Projekte angeboten, in denen sich die Auszubildenden mit dem Entwerfen auseinandersetzen müssen und dürfen. Nicht selten sind diese Projekte Basis für ein gutes, oft preisgekröntes Gesellenstück.

Die Ausbildung in Köln kann man durchaus als klassisch bezeichnen. Mit einfachen Aufgaben startend, werden das Tempo und die Komplexität im Laufe der Ausbildung gesteigert. So beginnt die gestalterische Ausbildung mit kreativen Entwürfen in der ersten Woche (!) der Ausbildung und wird daraufhin in aufbauenden Berufsschulblöcken des ersten Ausbildungsjahres bei verschiedenen Kleinprojekten weiter geschult.

Im zweiten Berufsschuljahr – in der Regel vorwiegend dem Möbelbau gewidmet – werden Grundlagen des Möbelbaues, designtheoretische Ansätze und Stilkunde mit Schwerpunkt des Möbelbaues im 20. Jahrhundert vermittelt und in verschiedenen Entwurfsaufgaben geprobt.
Parallel dazu wird im Maschinenkurs ein Möbelstück von der gesamten Klasse ausgewählt und dann in Kleingruppen entwickelt, konstruiert, bearbeitet und gefertigt.
Zu Beginn des letzten Ausbildungshalbjahres wird allen Auszubildenden ein dreitägiges Entwurfsseminar auf freiwilliger Basis angeboten. Ziel des Seminars ist es, einen konkreten Entwurf für das Gesellenstück zu entwickeln: Die dreieinhalb Tage in Klausur sind geprägt von gemeinsamer harter Arbeit am Stück und gespickt mit einführenden Impulsen und Analysen zu Form und Gestaltung. Hinzu kommen Farblehre, Umgang und Wirkungsweise von Materialien und derer Kombinationen, sowie die Planung der Details mit 1:1-Entwürfen und natürlich einem Modellbau, der Form und Proportion verdeutlichen soll.
Experimentell arbeiten
Entwerfen hat immer etwas mit Experimentieren zu tun, mit dem Ausloten und der Untersuchung von Möglichkeiten, dem Erleben von Lust und Frust, vor allem aber mit dem Faktor Neugierde und Zeit. Die Erfahrung der letzten Jahre – mit den durchaus erfolgreichen Entwurfsseminaren im dritten Ausbildungsjahr – hat zu der Idee geführt, die Auszubildenden schon früher als das Gesellenstück es erfordert, handgreiflich und konkret werden zu lassen.
So realisieren die Auszubildenden am Ende des zweiten Ausbildungsjahres, mit einem begrenztem Aufwand (max. 40 Std.) und in Abstimmung mit den Betrieben, ein Kleinmöbel zu einem Thema.
„Interaktion“ „Balance“ oder „Mephisto“ heißen solche Themen. Das beliebteste Thema ist und bleibt das „Möbel für (m)einen Schatz“.
Bei dieser Aufgabe geht es darum, ein Aufbewahrungsmöbel in einem Raster von 30/30/30 cm zu entwerfen und – entsprechend den eigenen Fähigkeiten und den Fertigungsmöglichkeiten des Betriebes – umzusetzen.
Grundsätzlich ist alles erlaubt, der „Schatz“ definiert sich als Inhalt, wie beispielsweise Modellautos oder Uhren oder der „Schatz“ gilt einem entsprechenden Adressaten wie Freund, Freundin, Oma …
Die Aufgabe ist konkret und offen zugleich. Sie soll der Fantasie freien Raum lasse,n Kreativität fördern, aber gleichzeitig die Entwurfs-Disziplin durch eine Maßvorgabe stärken. Das Projekt soll den Anreiz geben für die Entwicklung einer Grundidee, der Darstellung von Varianten und Alternativen, der Auseinandersetzung und dem Ausreizen von Materialien, dem Erlebnis von Zufriedenheit und Unzufriedenheit, dem Einkauf und der Organisation von Werkstoffen. Kurzum, wichtig ist die Kommunikation mit den Kollegen, Gesellen, Meistern, Lehrern – fordern und fördern zugleich – und dies alles ohne den (Zeit-)Druck der Gesellenprüfung. Es gibt eine Anlauf- und Entwurfsphase von drei Wochen, danach einen Korrekturtermin, bei dem über die Grundidee und das Konzept beraten wird. Dann werden die Auszubildenden in die Fertigungsphase – der siebenwöchigen Sommerpause – entlassen.
Am Ende steht ein Schatz, entworfen in Skizzen, technisch gezeichnet nach DIN, bearbeitet und gefertigt nach den Regeln der Technik, in mancher Nachtschicht fertig gestellt und zu guter Letzt in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert. Viele nutzen die Möglichkeit und den Freiraum des Projektes, völlig innovative und schräge Ideen auszuprobieren, Materialstudien vorzunehmen oder auch nur Dinge auszuprobieren, für die man sich sonst keine Zeit nimmt, oder „der Chef kein oder wenig Verständnis hat“.
Als Ergebnis ist immer wieder zu beobachten, dass sich durch dieses Projekt viele gute Ideen bei den Gesellenstücken niedergeschlagen haben und als Basis für ein interessantes Möbel dienen – dank der Beratung, der konstruktiven Kritik und Analyse, dank der Kommunikation und aufgrund der Auseinandersetzung mit Form und Gestaltung. Bei jedem Stück etwas mehr oder weniger. Neben diesen äußeren, sichtbar werdenden Ergebnissen geschieht aber etwas weit Wesentlicheres: „Ich habe unendlich viel gelernt, auch über mich selber“, gehört zu den häufigsten Rückmeldungen der Auszubildenden nach dem Projekt. Diese Selbsterfahrung gehört zu den wertvollsten Momenten der Ausbildung und dieser Erfahrungsschatz stärkt den meisten Auszubildenden den Rücken für die darauf folgende Gesellenprüfung.
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