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Keine Angst vor dem Euro

Frühjahrstagung des Landesverbandes HKH Hessenin Bad Wildungen
Keine Angst vor dem Euro

„Es ist die Aufgabe unseres Landesfachverbandes, uns dem Strukturwandel im Handwerk offensiv zu stellen, unseren Betrieben mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, begrüßte Kurt Henche, Landesinnungsmeister für das holz- und kunststoffverarbeitende Handwerk Hessen knapp 100 Kollegen zur traditionellen Frühjahrsarbeitstagung am 21. und 22. März 1998 in Bad Wildungen.

Den meisten Betrieben, so Henche, wehe der Gegenwind kalt um die Nase. Dennoch müßten die Handwerksbetriebe auch in dieser schwierigen Situation wissen, daß der Wettbewerb mit den „Holzdiscountern“, den großen Baumärkten wie OBI, Praktiker oder IKEA, und die Behauptung am Markt nicht über den Preis bestanden werden kann. Erfolgreiches Positionieren könne für das Handwerk nur über qualitativ hochwertige und individuelle Problemlösungen geschehen, für die der Kunde auch bereit sei, einen „anständigen Preis“ zu zahlen.

Zu hoheLohnnebenkosten
Henche wehrte sich energisch gegen den immer wieder erhobenen Vorwurf, das Handwerk sei zu teuer. Die hohen Stundenverrechnungssätze, die der Handwerker seinem Kunden – leider – in Rechnung stellen müsse, seien das Resultat viel zu hoher Lohnnebenkosten, und zwar sowohl gesetzlicher als auch tarifvertraglicher. Auch die zum 1. April 1998 auf 16% angehobene Mehrwertsteuer werde ihren Teil dazu beitragen. „Es ist einfach nicht mehr tragbar, wenn ein Geselle in unserem Gewerk bei einem Bruttostundenlohn von 23,32 DM nur rd. 14 Mark ausgezahlt bekommt, ich aber dem Kunden für diese Gesellenstunde 80 DM in Rechnung stellen muß!“ Wenn der Mitarbeiter fünf Stunden arbeiten müsse, um seine eigene Arbeitsstunde bezahlen zu können, sei schlichtweg etwas faul im Staate Deutschland. Hier werde Schwarzarbeit geradezu gezüchtet. Deshalb sei auch der Manteltarifvertrag gekündigt worden, um am Verhandlungstisch zu versuchen, mit den Gewerkschaften zu vernünftigen und der wirtschaftlichen Lage angemessenen Rahmenbedingungen zu gelangen. Dabei gehe es weder um „Kahlschlagpolitik“ noch um „Sozialabbau“, aber nicht alles, was in den sog. „fetten Jahren“ zwar ordnungspolitisch töricht, finanziell aber noch leistbar war, könne auf Dauer und unter den inzwischen herrschenden globalen Wettbewerbsbedingungen als Besitzstand unantastbar sein und bleiben. „Wir wollen, daß unsere Mitarbeiter anständig verdienen, daß sie für ihre qualifizierte Arbeit auch etwas in der Lohntüte haben.“
Wenn es nicht bald gelinge, die betrieblichen Belastungen auf ein vernünftiges Maß herunterzufahren, werde das Tischlerhandwerk am Markt nicht mehr wettbewerbsfähig sein mit dem Resultat, daß noch mehr Betriebe schließen, noch mehr qualifizierte Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren und noch weniger junge Menschen einen soliden und zukunftsorientierten Ausbildungsplatz finden.
Aufgaben des Landesverbandes
Es sei originäre Verbandsaufgabe, den Mitgliedsbetrieben mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten und Möglichkeiten aufzuzeigen, sich „fit für den Markt“ zu machen. Diesem Zweck diene auch die traditionelle Frühjahrsarbeitstagung in Bad Wildungen, die diesmal unter dem Eindruck der bevorstehenden Einführung des Euro als Zahlungsmittel stand.
Interessantes Vortragsprogramm
Das Thema „Folgen der Euro-Einführung für den Handwerksbetrieb“, speziell bezogen auf die Anforderungen, Erwartungen, Folgen und Befürchtungen des Handwerks, nahm sich der Dipl. Kaufmann und Unternehmensberater Ansgar Wiesemann vom Genossenschaftsverband an. An der pünktlichen Einführung – so Wiesemann – könne kein Zweifel mehr bestehen. Hierfür seien allerdings Übergangsfristen bis ins Jahr 2002 vorgesehen. Viele große Unternehmen hätten jedoch angekündigt, den Euro 1999 mittels „Big-Bang“, also von heute auf morgen einzuführen. Dies könne unmittelbare Auswirkungen auch auf die „Kleinen“ haben. In der Praxis werde es schwierig werden, ausschließlich an der D-Mark festzuhalten. Zahlreiche „Euro- Treiber“ werden von außen und innen auf die Unternehmen, auch auf das Handwerk einwirken. Neben einer gewissen Furcht vor höheren Kosten und einer beschleunigten Inflation mache sich der erhöhte Umstellungsbedarf bei den mittelständischen Unternehmen in einem geänderten Preisgefüge, in Umstellungsschwierigkeiten in der Buchhaltung, im Mehraufwand im EDV-Bereich und der erforderlichen Mitarbeiterschulung bemerkbar. Wiesemann geht davon aus, daß kleine und mittlere Handwerksunternehmen mit nur regionalen Absatz- und Beschaffungsmärkten ihre Geschäfte länger in D-Mark abwickeln werden.
Wiesemann riet den Handwerkern, bei der Umstellung mit Steuerberatern zusammenzuarbeiten. Eine „transparente Umstellung“ sei auf jeden Fall vorteilhaft. Es sollten weiterhin auch keine Preiserhöhungen in die Umstellung hineinzurechnen. Es gelte, bei der Umstellung strategisch vorzugehen, um durch eine frühzeitige und gezielte Vorbereitung die Kosten der Anpassung und Umstellung niedrig zu halten.
Fachseminare der Arbeitskreise
Nach dem Plenarvortrag fanden in den einzelnen Arbeitskreisen Fachseminare statt, die sich auch in diesem Jahr wieder regen Zuspruchs erfreuten. So stand „bei den Betriebstechnikern“ die diesjährige Veranstaltung unter dem Thema „Brand-, Rauch- und Schallschutz“, im Arbeitskreis Betriebswirtschaft referierte RA Rolf Rothengaß über die Haken und Ösen, aber auch Chancen des neuen Arbeitsrechts, die „Öffentlichkeitsarbeiter“ ließen sich von itb-Chef Dr. Gerold Hantsch über das „richtige Auftreten gegenüber dem Kunden“ informieren und im Arbeitskreis Formgebung und Gestaltung standen unter der fachkundigen (An-)leitung von Klaus Spanuth praktische Übungen zum Thema Kundenskizze am Samstag auf dem Programm, während die bayerische Formgebungs- und Gestaltungsberaterin Hannelore Meissner-Glas am zweiten Tag über das „Erscheinungsbild des Betriebes“ referierte. n
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