Auf dem Ligna-Messestand 2009 der Fachschule Holztechnik & Gestaltung Hildesheim (HGH) stieß ein Projekt, das im Rahmen der diesjährigen Übungsfertigung hergestellt wurde, auf reges Interesse. Diesmal entstand in einer Kleinserie das elliptische Modulmöbel „elmo“. Der Clou daran: Die elliptisch geformten Seitenteile wurden aus einem 2-K-Montageschaum hergestellt. Ein neuer Weg, wie Formteile schnell und wirtschaftlich gefertigt werden können?
Die Übungsfertigung an der Fachschule ist legendär und stellt einen der Höhepunkte der Ausbildung dar. Jede Klasse fertigt ein selbst entworfenes Möbelstück als Kleinserie. Dabei laufen die Vorbereitungen während des gesamten dritten Semesters und beziehen nahezu alle Ausbildungsfächer mit ein. Vom Entwurf über die Konstruktion und Kalkulation bis zur Vermarktung werden alle Bereiche des betrieblichen Alltags berührt und alle anfallenden Arbeiten durchgeführt. Zudem wird eine eigene Homepage (www.elmo-uef0921.de) erstellt, die den Werdegang des Möbels dokumentiert.
Für die geplante Losgröße von 30 Modulmöbeln mussten ca. 180 elliptisch geformte Seitenteile, gemäß dem Entwurf in einem HPL-Dekor, hergestellt werden. Die Frage war, in welchem Material und mit welchem Verfahren die Formteile hergestellt werden, oder sollte man doch auf Zulieferteile zurückgreifen? Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Zeitplanungen führten dazu, einen völlig neuen Weg der Formteilefertigung zu beschreiten. Aufbauend auf einer Technikerarbeit die sich vor etwa sieben Jahren mit diesem Thema beschäftigt hatte, brachte die Lösung. Dabei ergab sich, dass die elliptischen Seiten in der Leichtbauweise mit Polyurethanschaum herzustellen waren. Der Knackpunkt war, wie man rationell die HPL-Hülle in ihre endgültige Form bringt, bevor sie ausgeschäumt wird.
Hierfür wurde eine Klappvorrichtung von den Schülern hergestellt, die mittels Vakuum die HPL-Deckschichten in Form zieht und hält. Nachdem die Deckschichten positioniert waren, wurden an den Enden MDF-Begrenzungsstreifen eingeschoben. Anschließend wurde der Hohlraum mit einem 2K-Montageschaum ausgefüllt. Nach der Trocknungszeit von ca. zwei Stunden, wurden die Formteile aus der Form genommen und mit Klebebändern fixiert. Als die Formteile komplett ausgehärtet waren, konnten die Formteile weiter verarbeitet werden.
Da die fertigen Seitenteile ausschließlich nur formatiert werden mussten und keine weiteren Bearbeitungen erforderlich waren, ergab sich die Weiterverarbeitung auf der Tischfräse. Mit Hilfe einer Vakuumspannvorrichtung, die speziell für die Tischfräse konzipiert wurde, konnten die Formteile an allen vier Seiten besäumt werden. Dabei musste das Werkstück bei der Bearbeitung nicht einmal entspannt werden.
Nachdem alle Teile gefertigt waren, wurden sie in die eingenuteten lackierten MDF-Böden kommissionsweise miteinander verklebt. Im letzten Arbeitsschritt wurden die Stirnseiten der Formteile mit U-förmigen Abschlussleisten versehen. Nach einer Woche Fertigungszeit präsentierten sich die Macher mit ihrer Möbelserie. Das Möbel ist in unterschiedlichen Höhen und Fächer-Einteilungen, sowie in drei verschiedenen HPL-Oberflächen hergestellt worden: Olive, Tineo und Cremeweiß.
Im Anschluss an diese Übungsfertigung wurde noch eine weitere Technikerarbeit durchgeführt, in der es darum ging, herauszufinden, ob sich dieses Verfahren auch für kleinere Radien und für Furniere eignet. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Kaschierte Furniere eignen sich genauso gut wie HPL und Radien bis zu 100 mm stellten überhaupt kein Problem dar.
Das Modulmöbel „elmo“ kann bei dem 100-jährigen Jubiläum der HGH, das vom 24.09. bis zum 26.09.2009 stattfindet, in der Fachschule Holztechnik und Gestaltung begutachtet werden. Zudem werden am Samstag, wo das große Ehemaligentreffen stattfindet, ab 15 Uhr, zahlreiche Übungsfertigungsstücke aus den letzten Jahren versteigert. (Hermann Sielaff) ■
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