Das im Jahre 1939 errichtete Gebäude mit einer Grundfläche von ca. 500 m² lässt sich – in der optischen Erscheinung – als klassisches Lichtspielhaus der damaligen Zeit charakterisieren. Durch die Umnutzung der Räumlichkeiten zu einer Discothek ergaben sich daraus einige elementare Probleme: Die schräge Bodenplatte des Kinos wurde in die Waagrechte gebracht, die Aus- bzw. Eingänge neu und logischer positioniert, der zu kleine Eingangsbereich vergrößert und die schallschutztechnischen Anforderungen den aktuellen Bedingungen angepasst. Auch die sanitären Anlagen sowie die Elektro- und Lüftungsinstallationen mussten erneuert werden, um einen Discobetrieb zu gewährleisten.
Mit diesen Vorbedingungen plante Jochen Schrägle seine Gestalterabschlussarbeit an der Fachschule für Holztechnik, Stuttgart, in der Klasse J. Martin Stumpf.
Bei der Nutzungsänderung soll der optische Charakter des Raumes erhalten bleiben. Nachdem bereits – durch die Entfernung der alten Bühne und der Logenbrüstung dem Mittelteil – enorm in die Optik des Raumes eingegriffen worden war, war es umso wichtiger, prägende Elemente zu erhalten. So beispielsweise die umlaufende Wandbespannung aus Stoff, die Holzvertäfelung aus Nussbaum, die Wandbespannung in der Loge aus rotem Leder und die alten Wandleuchten.
Für die Entwurfsplanung war somit die Farb- und Materialauswahl für diesen Raum festgelegt. Andere Materialien wurden vorwiegend aus funktionalen Gründen in den Raum eingegliedert. Das Bühnenpodest, das an das Niveau der Loge angepasst wurde, bietet noch weitere Vorteile. Da es heutzutage beim nächtlichen Ausgang immer um ein Sehen und Gesehenwerden geht, muss den Gästen die Möglichkeit gegeben werden, sich selber inszenieren zu können. So wurde eine Art Laufsteg geschaffen, auf dem man sich präsentieren kann.
Gleiche Denkansätze führten auch zur Ausbildung des Bühnenpodests, das in zwei Ebenen aufgeteilt wurde. So haben die Gäste die Wahl, sich entweder auf die Stufenkanten oder auf die flexible „Bestuhlung“ (Sitzwürfel) zu setzen.
Das Obergeschoss ist eigentlich aus der Not heraus entstanden, da der Kinosaal ohne Abtrennung für einen „normalen“ Abend unter der Woche selten so gefüllt werden kann. Des Weiteren soll hier später ein Tagescafe entstehen.
Durch die Möglichkeit hier eine andere Musikrichtung als im Erdgeschoss zu spielen, kann zusätzlich noch eine andere Zielgruppe angesprochen werden.
Auf Wunsch der Betreiber wurde ein Foyer mit pompöser Atmosphäre geschaffen. Dieser Raum soll zum gemütlichen Verweilen und zur Kommunikation bei geringer Lautstärke einladen.
Die Theke ist als Cafe- und Cocktailbar konzipiert und soll den typischen Charakter eines Theaters widerspiegeln. Aufgrund des engen, schmalen und niedrigen Raumes, sind an der Decke Spiegel angebracht, welche den Raum größer und freundlicher wirken lassen.
Der Eingangsbereich ist aus schalltechnischen Gründen als Schleuse ausgebildet worden. Da sich voraussichtlich an Wochenenden mehrere Türsteher dort aufhalten, war es nicht möglich, eine große Kassentheke einzubauen.
Die Galerie dient hauptsächlich zur Verköstigung der Gäste, da sich die Küche in unmittelbarer Nähe befindet. Hier können auch private Feiern abgehalten werden, ohne den Discobetrieb einzuschränken.
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