Meilenstein in der Lack-Entwicklung

Die neuen Lacke, Lasuren und Grundierungen geben keinerlei Lösemittel-Dämpfe an die Raumluft ab und zeigen eine bei Naturfarben bislang unerreichte, anstrichtechnische Qualität. “Dieses wurde ohne ökologische Kompromisse erreicht – das Bindemittel stammt ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen”, erklärte der Auro-Vorstandsvorsitzende.

Bisherige Öko-Lacke waren stets mit teilweise erheblichen Kompromissen verbunden. Selbst Naturlacke wiesen trotz ökologisch konsequenter Rohstoffwahl noch größere Mengen Lösemittel auf und hatten oft anstrichtechnische Nachteile.

Das neu entwickelte Sortiment ist Ergebnis eines Forschungsprojektes der Auro AG mit einem Gesamtaufwand von 2,7 Mio. DM. Daran beteiligte sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit einem Forschungszuschuss von 1,2 Mio. DM. Anfang April wurden die ersten Produkte an europäische Testmärkte geliefert; auf den deutschen Markt kommen die neuen Lacke ab Juli 2000. “Bis zur Mitte des nächsten Jahres wird das gesamte Sortiment auf das neue Verfahren umgestellt sein”, so Marketingleiter Peter Haverkamp.

Die ersten neuen, wasserverdünnbaren Auro-Decklacke Nr. 250 (glänzend) und Nr. 260 (matt) zeichnen sich anstrichtechnisch durch hohe gute Oberflächenhärte, mechanische Festigkeit, Strapazierfähigkeit, Wasser- und Wetterbeständigkeit aus. Sie sind angenehm geruchsmild, besitzen ein hohes Deckvermögen und trocknen innerhalb weniger Stunden. Die Verarbeitung kann durch Streichen, Rollen oder Spritzen erfolgen. Bei Bedarf lassen sich die Lacke mit Wasser verdünnen.

Die glänzenden Lacke eignen sich besonders für die Beschichtung von Holz, Holzwerkstoffen und Eisenteilen im Innen- und Außenbereich; für die matten Lacke gilt bei gleichem Verwendungszweck die Einschränkung auf den Innenbereich – zum Beschichten von Möbeln, Türen, Fenstern, Holzfassaden, Eisenzäunen und anderen Holz- oder Eisenkonstruktionen.

Die Braunschweiger Auro AG will in der Naturfarben-Branche durch die neu entwickelten, absolut lösemittelfreien Produkte ihre Marktführerschaft ausbauen. Firmengründer und Vorstandsvorsitzender Dr. Hermann Fischer erhofft sich mit dem neuen Lack- und Farbenprogramm bis 2003 Umsatzsteigerungen von etwa 20 % jährlich. Auro setzte 1999 ohne ihre Auslandsgesellschaften 10,2 Mio. DM um und beschäftigt zur Zeit 65 Mitarbeiter. Davon sind zehn in der Forschung und Entwicklung tätig. “Diesen Luxus leisten wir uns”, kommentiert Peter Haverkamp dieses für einen mittelständischen Betrieb ungewöhnliche Verhältnis. Im März ging eine weitere Produktionsanlage in Braunschweig in Betrieb. Produktionsstätten befinden sich außerdem in der Schweiz und in Österreich.

Mit ihren Naturfarben – Lacke, Lasuren, Imprägnierungen, Wachse, Wandfarben – gilt das Unternehmen seit 1983 als Pionier dieser Branche. Die Marke ist bei den Verbrauchern nach einer aktuellen Umfrage die bekannteste Naturfarbe. Etwa 100 Produkte – neben Farben auch Pflegemittel, Kleber, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Hobbybedarf – werden zur Zeit über mehr als 700 Händler und Handwerker vertrieben. Der Exportanteil beträgt etwa 30 %.

Auro AG

38122 Braunschweig

Tel 05 31/2 81 41-0

Fax ~/2 81 41-61

Internet: www.auro.de o

Auro gelang es, die Bindemittel und Pigmente ihrer Naturlacke durch neuartige Emulgator-Systeme in eine wasserverdünnbare, jedoch wasserfest auftrocknende Form zu bringen. Die Lacke basieren auf rein pflanzlichen Rohstoffen. So entstand ein modernes chemisch-technisches Produkt, das eine Einheit aus ökologischer, toxikologischer und technischer Qualität darstellt.

Betrachtet man das Angebot der modernen umweltfreundlichen Lacksysteme konventioneller Anbieter (Acryl-Lacke sowie High-Solid-Lacke) unter den Aspekten der Nachhaltigkeit, so stellt man fest, dass die Produkte in den letzten Jahren vorwiegend im technologischen Bereich (Verarbeitbarkeit, Haltbarkeit) optimiert worden sind. Toxikologische sowie ökologische Aspekte wurden bei der Weiterentwicklung nur sehr wenig oder auch gar nicht berücksichtigt.

Zwar stellen die synthetischen Produkte aufgrund des geringen Gehaltes an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC´s) im Vergleich zu den klassischen Kunstharzlacken an sich fortschrittliche Produkte dar. Wohingegen viele Naturfarben heute immer noch reich an pflanzlichen Lösemitteln sind, die einen intensiven Geruch verströmen und auf die manche Menschen allergisch reagieren. Jedoch weist die Liste der eingesetzten Rohstoffe bei konventionellen “Wasserlacken” nach wie vor toxikologisch und ökologisch bedenkliche Inhaltsstoffe auf (z. B. Hilfslösemittel, Konservierungsstoffe, Styrolacrylat-Bindemittel). Die Inhaltsstoffe stammen darüber hinaus aus nicht erneuerbaren Rohstoffquellen (Erdöl). Obwohl diese Produkte also gravierende Mängel hinsichtlich ihres Nachhaltigkeitsprofils aufweisen, können sie dennoch mit dem Umweltzeichen “Blauer-Engel” ausgezeichnet und entsprechend vorteilhaft vermarktet werden. Einzelne Problemkomponenten dieser Lacksysteme (z. B. organische Hilfslösemittel) können systembedingt auch zukünftig entweder gar nicht oder nur durch Einsatz deutlich teurerer Rohstoffe reduziert bzw. eliminiert werden.

So stellt sich heute die ernüchternde Situation dar: Diese Produkte sind in einer Entwicklungssackgasse ge-mündet, die eine ökologische und toxikologische Weiterentwicklung weitgehend verhindert.

In über zweijähriger Entwicklungszeit entwickelte Auro ein wasserverdünnbares Lacksystem, das alle Elemente der Nachhaltigkeit in einem Produkt bündelt. Die neuen Produktreihen “Decklack glänzend, Nr. 250” und “Decklack seidenmatt, Nr. 260” wurden auf Basis nachwachsender, beziehungsweise mineralischer Rohstoffe mit langfristiger Verfügbarkeit, sowie unter Verzicht auf organische (Hilfs-) Lösemittel konzipiert. Um neben dieser hohen ökologischen und toxikologischen Konsequenz auch die optimale technische Qualität des innovativen Lacksystems sicherzustellen, wurde das Produkt gemäß der Anforderungen und Prüfkriterien der europaweit gültigen technischen Norm prEN 927: “Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für Holz im Außenbereich” entwickelt.

Physiko-chemisch handelt es sich bei den Neuentwicklungen (wie auch bei den Acryl-Lacken) um Dispersionssysteme, d. h. neben den Pigmenten und Füllstoffen liegt auch das Bindemittel in einer kolloidalen (feinsten) Verteilung im Lösemittel Wasser vor. Damit unterscheiden sich die modernen Beschichtungsstoffe im Aufbau und in ihrer Komplexität deutlich von den klassischen Natur- oder Kunstharzlacken. Diese basieren auf echten Lösungen des Bindemittels in organischen Lösermitteln. Um bestimmte Eigenschaften, wie z. B. Verlauf, Trocknung, Applikationsverhalten, zu erzielen, wurden zahlreiche mineralische und biogene (durch die Tätigkeit von Lebewesen entstanden) Rohstoffe optimiert. Die größte Herausforderung stellte jedoch die Neuentwicklung eines leistungsfähigen und vollständig biogenen Bindemittels und eines darauf abgestimmten Emulgatorsystems dar. Weiterhin musste eine geeignete Verfahrenstechnik erarbeitet werden, um das an sich wasserunlösliche Bindemittel im Lösemittel Wasser zu dispergieren (Bindemittelemulsion).

Das Ergebnis dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeiten ist ein neuartiges Öl/Harz-Bindemittel, dessen technischen Qualität die der bisherigen, rein biogenen Bindemittel deutlich übertrifft. Die technische Leistungsfähigkeit des Bindemittels und der darauf basierenden Lackformulierungen konnte in umfangreichen Bewitterungsexperimenten unter Freiluft- und Laborbedingungen sowie in zahlreichen Vergleichsprüfungen bestätigt werden. So übertreffen die Lackprodukte in wichtigen technischen Merkmalen, wie z. B. Oberflächenhärte, mechanische Festigkeit (Strapazierfähigkeit), Wasserbeständigkeit und Wetterschutzleistung nicht nur die klassischen Naturharzlacke, sondern auch den Großteil der Acryl-Lacke konventioneller Markenhersteller. Die Produkte sind angenehm geruchsmild, besitzen ein hohes Deckvermögen und trocknen innerhalb weniger Stunden. Sie sind durch Streichen, Rollen oder Spritzen verarbeitbar und lassen sich bei Bedarf mit Wasser verdünnen.