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Mit Sachverstand und Sensibilität

Fenstersanierung im Baudenkmal
Mit Sachverstand und Sensibilität

Soll ein Baudenkmal von derart hoher kulturhistorischer 1und städtebaulicher Bedeutung wie das Frommannsche Haus in Jena saniert werden, sind Lösungen von der Stange fehl am Platz. Oft sind es gerade die Fenster, die mit ihrer Grundkonstruktion,ihrer Teilung und diversen Details die Beteiligten vor zahlreiche Fragen und Probleme stellen. Das Beispiel des Frommannschen Hauses macht Mut, Standard-lösungen und Normgläubigkeit abzulegen.

Die Anfänge des Frommannschen Hauses am Jenaer Fürstengraben gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Den Namen verdankt das Haus seinem bekanntesten Bewohner, dem Verlagsbuchhändler Karl Friedrich Ernst Frommann (1765-1837). Wie die für die vorbildliche und denkmalgerechte Sanierung verantwortliche Architektin Barbara Mattheis, betont, habe es in den Archiven leider nur wenige Hinweise auf den mehrflügeligen Gebäudekomplex gegeben.

Das Haus entwickelte sich um 1800 – während einer kurzen und intensiven Blütezeit von Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften in Jena – zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen, literarischen und wissenschaftlichen Lebens. Im Hauptflügel, der zu Frommanns Zeiten den Wohnbereich bildete, befand sich im ersten Obergeschoss in Richtung Süden die “Wohnstube der Mutter”. In diesem Raum stand ein kleiner Teetisch, der als Sammel- und Mittelpunkt eines kleinen illustren Kreises diente. Dazu schrieb Goethe seinem literarischen Nachlaßverwalter Johann Peter Eckermann am 19. Juni 1823: “Es wird Ihnen in diesem Kreise gefallen, … ich habe dort schöne Abende verlebt. AuchJean Paul, Tieck, die Schlegel, und was in Deutschland sonst Namen hat, ist dort gewesen und hat dort gern verkehrt, und noch jetzt ist es der Vereinigungspunkt vieler Gelehrten und Künstler und sonst angesehener Personen.”
Professor Friedrich Wilhelm Josef von Schelling, der die Philosophie der Romantik entscheidend beeinflusste, äußerte sich in einem Brief sehr positiv über die Erfahrungen im Frommannschen Haus. So schrieb von Schelling im Oktober 1808 direkt an Frommann: “Unter meinen angenehmsten Erinnerungen von Jena steht Ihr Haus und Ihre mir erwiesene Freundschaft obenan.” Auch bedeutende Namen wie Justus Wilhelm Loder, Gottlieb Hufeland, Johann Gottlieb Fichte und der Komponist Karl Friedrich Zelter waren Gäste der “rustiken Scheune”, wie Zelter 1830 in einem Brief an Goethe das Frommannsche Haus nannte.
Sensibilität gefragt
Um ein so kostbares Erbe zu sanieren und dessen bedeutsame Funktion als geisteswissenschaftliche Begegnungsstätte zu festigen, bedarf es hoch spezialisierter Sachverständiger mit Erfahrung und entsprechender Sensibilität. Als 1990 mit der Analyse der Schwammschäden im Gebäude begonnen werden konnte und erste statische Untersuchungen durchgeführt wurden, lag das Thema Fenstersanierung noch in weiter Ferne. In den folgenden Jahren wurden die restauratorischen Befunde und die Vorplanung seitens der Stadt Jena abgeschlossen. Danach ging es Schritt für Schritt voran: 1994 erwarb der Freistaat Thüringen von den damaligen Besitzern den Gebäudekomplex, um die geisteswissenschaftlichen Fachbereiche am Jenaer Fürstengraben auszubauen. Zwei Jahre später wurde zwischen der Wüstenrotstiftung und der Universität Jena mit Zustimmung des Freistaates Thüringen ein Vertrag über die Instandsetzung des Haupthauses geschlossen.
Besonders die Sanierung der Fenster erwies sich dabei als schwierige Aufgabe. Im Erdgeschoss des Haupthauses waren nach außen öffnende Wintervorfenster mit festverglastem Oberlicht eingebaut, raumseitig waren zweiflügelige Fenster mit Oberlicht vorzufinden, wobei das Oberlicht nur zu Putzzwecken entriegelt werden konnte. Im ersten Obergeschoss befanden sich nach innen öffnende Kastenfenster, deren Oberlichter ebenfalls nur zum Reinigen geöffnet werden konnten. Die verschiedenen Fenster aus Kiefernholz stammten allem Anschein nach aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und waren teilweise stark sanierungsbedürftig, so dass das Denkmalamt einem Fensteraustausch des gesamten Ensembles zustimmte – bis auf wenige Ausnahmen. Das Amt machte die Auflage, zwei der Fenster zu restaurieren: Im Erdgeschoss befand sich noch ein Eichenfenster aus der Umbauphase (1840) mit für diese Zeit aufwendig gestalteten Winkelbändern. An diesem Fenster wurde eine restauratorische Farbbefundung durchgeführt, um den ursprünglichen Farbton wieder auftragen zu können. Außerdem sollte im Obergeschoss exemplarisch ein einfaches Kiefernfenster mit schlichten Fitschbändern und Oliven mit Schließzungen erhalten werden.
Als es dann um die Wahl der “neuen” Fenster ging, wurden die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Angebote in Betracht gezogen. Ortsansässige Fensterfirmen hatten bereits Isolierglasfenster zur Bemusterung angefertigt, doch konnten diese Lösungen allesamt nicht überzeugen. Breite Profile, Regenschutzschienen und Einhand-Drehkipp-Beschläge eigneten sich keinesfalls für das historische Frommannsche Haus. Trotz höherer Kosten im Vergleich zu Verbund- oder Isolierglasfenstern wurden für das Haupthaus Kastenfenster ausgewählt. Architektin Barbara Mattheis und der zuständige Oberkonservator vom Landesamt für Denkmalpflege, Helmut Steiner, waren sich schnell einig, dass gerade die besondere Atmosphäre der Räume in diesem Gebäudetrakt durch die Fenster unterstrichen werden sollte.
Dann galt es, Informationen für die Festlegung der endgültigen Fensterausführung zu sammeln, um den spezifischen Anforderungen des Baudenkmals gerecht zu werden. Dabei spielte die Frage nach der Teilung der neu anzufertigenden Fenster von Anfang an eine wesentliche Rolle. Auf einer Zeichnung, die Minchen Herzlieb im Jahre 1818 angefertigt hatte, sind im Majorflügel, im Torhaus und im Haupthaus unterschiedliche Fensterteilungen zu erkennen. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Zustand durch ständige Umbauarbeiten an den Gebäuden ergeben hatte. Anhaltspunkte für eine einheitliche, historisch belegbare Fensterteilung sind nicht überliefert.
Sorgfältige Vorplanung
Auf der Suche nach einer geeigneten Lösung nutzte Barbara Mattheis den PaXclassic-Beratungsservice der Pax Holz-Fenster GmbH. Das Unternehmen, das auf denkmalgerechte Fensterkonstruktionen spezialisiert ist, brachte weitreichende Erfahrungen im Bau von Kastenfenstern mit in die Planungen ein. In mehreren Gesprächen wurde anhand detaillierter Entwürfe darüber beraten, ob zwei-, drei- oder vierflügelige Fenster zum Frommannschen Haus passen, ob ein Einheitstyp zu bevorzugen sei oder ob man auf verschiedene Ausführungen für die einzelnen Gebäudeteile zurückgreifen sollte. Die Pax Holz-Fenster GmbH erstellte daraufhin eine Vielzahl von maßstabsgerechten Computerzeichnungen. Sowohl Ansichts- als auch Schnittzeichnungen der horizontalen und vertikalen Profile erleichterten wesentlich die weitere Abstimmung, denn sie gaben genauen Aufschluss über die zu erwartenden Proportionen der jeweiligen Fensterteilung.
Die Wahl fiel letztendlich auf eine fast vergessene Kastenfensterkonstruktion für das Haupthaus: Um einen besonders schmalen Kämpfer des äußeren, vierflügeligen Fensters zu erreichen, wurde beim inneren Fenster ein Trick angewandt: Das durch eine senkrechte Sprosse unterteilte Klappoberlicht ist gleichzeitig Anschlag für das untere Stulpflügelpaar. Diese Konstruktion bietet neben der schmalen Kämpferansichtsbreite an der Außenseite noch zusätzlich den Vorteil, dass der innere Oberlichtflügel zu Putz- oder Lüftungszwecken einfach auf die nach innen geöffneten äußeren Oberlichtflügel gelegt werden kann. Für das Torhaus und für den Majorflügel entschied man sich aus Kos-tengründen für Verbund- und Isolierglasfenster, die sich in den Ansichtsbreiten an den Kastenfenstern orientieren mussten. Um die Kämpfer aller Fenstertypen optisch etwas aufzulockern, wurden – entsprechend der alten Kiefernfenster – noch fünf horizontale Einsatzfräsungen eingebracht.
Da allen Beteiligten diese Lösung zusagte, wurde von Pax für das Haupthaus ein entsprechendes Muster-Kastenfenster angefertigt, anhand dessen die Ausführung der Beschläge festgelegt werden konnte. Um eine Verstellmöglichkeit zu erreichen, wurden dreiteilige, schlichte Einbohrbänder sowie einfache Halbvorreiber und Fensterknöpfe gewählt. Auch die Oberfläche der Beschläge wurde von Barbara Mattheis mit viel Sorgfalt und Stilempfinden bestimmt: Alle sichtbaren Beschlagteile wurden matt vernickelt.
Fachgerechte Ausführung
Anhand des Musterfensters und der endgültigen CAD-Zeichnung wurde schließlich eine entsprechende Ausschreibung angefertigt, die an etwa 10 Fachfirmen verschickt wurde. Den Zuschlag erhielt die Tischlerei Tümmler aus dem nahegelegenen Bad Klosterlausnitz, die bereits zuvor bei einigen Projekten gute Erfahrungen mit Pax-Fenstern sammeln konnte. Die Zusammenarbeit gestaltete sich zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten, denn Schreiner Marco Tümmler bewältigte selbst schwierigste Aufgaben mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Beispielsweise sollten entsprechend der Ausschreibung im ersten Obergeschoss die historischen Futter erhalten werden, so dass die Kastenfenster in zwei Ebenen getrennt werden mussten. Dazu mussten jeweils das äußere Fenster gegen das historische Futter und das innere Fenster in das historische Futter eingepasst werden.
Da im Erdgeschoss keine historischen Futter vorhanden waren, lieferte Pax hier komplette Kastenfenster. Auf der Rückseite des Haupthauses wurden PaXclassic-Isolierglasfenster eingebaut, im Treppen- und Torhaus PaXclassic-Verbundfenster. Besonderer Wert wurde natürlich auch auf den denkmalgerechten Einbau gelegt. Alle Elemente mussten sorgfältig aufgemessen werden, um eine möglichst schmale Anschlussfuge zu erhalten, die mit Mineralwolle ausgestopft wurde. Bleibt noch zu erwähnen, dass die Tischlerei Tümmler darüber hinaus auch sämtliche Innen- und Außentüren angefertigt bzw. restauriert hat.
Gute Zusammenarbeit
Die gelungene Fenstersanierung am Frommannschen Haus ist beispielhaft und sollte als Vorbild für die Vorgehensweise bei anderen denkmalgeschützten Objekten dienen. Dabei kommt es ganz besonders im Vorfeld einer Planung darauf an, die Meinung von Fachleuten einzuholen. Hier bietet Pax einen bundesweit einmaligen, kostenlosen Service an: In der Denkmalpflege ausgebildete Sachverständige sehen sich die Situation vor Ort an und können auf eine Vielzahl hauseigener Fensterkonstruktionen zurückgreifen.
Letztendlich entscheiden dann aber die ortsansässigen Schreiner über Erfolg oder Misserfolg einer Fenstersanierung. Häufig können diese Firmen allerdings keine denkmalgerechten Fenster anbieten, weil für solche Konstruktionen zu hohe Werkzeugkosten anfallen. Außerdem schrecken die meisten Handwerksbetriebe vor etwaigen Gewährleistungsproblemen bei historisierenden Fensterkonstruktionen zurück.
Berührungsängste hat Pax als Hersteller eines sehr breiten Leistungsspektrums hier keine. In der Vergangenheit haben sich bereits gute Kooperationen zwischen ortsansässigen Handwerksbetrieben und dem Fensterhersteller ergeben. Dabei ergänzen sich die jeweiligen Stärken zum Nutzen beider Seiten. Meist sind nämlich diese Betriebe überfordert, wenn die Erstellung geeigneter Planungsunterlagen gefordert wird, umgekehrt ist Pax auch auf die Sorgfalt und Erfahrung dieser Betriebe angewiesen, wenn es um eine Aufarbeitung historischer Fenster sowie den vorsichtigen Ausbau und den denkmalgerechten Einbau historisierender Fensterkonstruktionen geht. Durch die erfolgreiche Mitarbeit an hochwertigen Baudenkmälern, Veranstaltungen von Fachseminaren über historische Fenster und die Herausgabe von Fachbüchern über Themen rund um diese kostbaren Raritäten, gehen zunehmend Anfragen bei Pax ein. Um die ortsansässigen Handwerksbetriebe in diese positive Entwicklung einbinden zu können und so auch zukünftig interessante Aufgaben wie das Frommannsche Haus anzugehen, freut sich der Hersteller über jede neue Kooperation o
Kontaktadressen:
Pax Holzfenster GmbH
04651 Bad Lausick
Tel 03 43 45/70 90, Fax ~/2 33 41
Internet: www.pax.de
Tischlerei Gebrüder Tümmler
07638 Bad Klosterlausnitz
Tel 03 66 01/4 45 05, Fax ~/4 08 22
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