Die Fachschule Holztechnik und Gestaltung Hildesheim ist bekannt für ihre Übungsfertigung, wobei das Projekt einen alljährlichen Höhepunkt der Technikerausbildung darstellt. Auch in diesem Jahr stand die Serienfertigung nach industriellen Gesichtspunkten im Mittelpunkt.
Konzipiert wurden drei verschiedene Möbel: ein Flurmöbel, ein Barschrank und ein Couchtisch. Die Übung im Rahmen der Technikerausbildung beinhaltete von der Ideenfindung über Gestaltung, Konstruktion, Fertigungsplanung bis zum Marketing alle Stufen, die ein Serienmöbel im normalen Betriebsalltag auch durchläuft.
Die eigentliche Fertigung findet innerhalb einer Arbeitswoche statt. Dabei hat jeder Mitschüler seine Aufgabe zu erfüllen: vom Betriebsleiter, über Abteilungsleiter bis hin zum Gesellen sind alle Hierarchieebenen besetzt.
In der modern ausgestatteten Werkstatt werden aber nicht nur die CNC-Maschinen eingesetzt, sondern je nach den Ergebnissen der Wirtschaftlichkeitsberechnungen kommen selbstverständlich auch Standard- und Handmaschinen zum Zuge. Sehr oft sind für die nicht alltäglichen Möbel Vorrichtungen erforderlich, die – auch in Kombination mit Standardmaschinen – dem Anspruch der Serienfertigung gerecht werden müssen. Die Ausführenden dieser Übungsfertigung sind alle angehende Staatlich Geprüfte Holztechniker im 4. und damit letzten Semester ihrer Ausbildung. Nachdem sie im Sommer die Technikerprüfung abgeschlossen haben werden, absolviert ein Großteil zusätzlich noch die Meisterprüfung. Viele gehen dann noch ein weiteres Jahr in die angegliederte Fachschule Holzgestaltung, um Objektdesigner zu werden. Die Jobaussichten sind derzeit so gut wie seit über 10 Jahren nicht mehr.
Charmante Möbel
Fluro, Twister und Rippe heißen die Objekte, die als Serie geplant und hergestellt wurden. Das Flurmöbel „Fluro“ ist als Hängeschrank konzipiert und wurde in zwei Varianten gefertigt und zwar in Zebrano und in Makassar. Im linken Drittel kann seitlich ein Schubkasten mit Pusch- Mechanismus geöffnet werden, rechts befindet sich eine Sekretärsklappe. Das vordere Formteil wurde als fertig furniertes Zulieferteil bezogen. Fast alle Einzelteile wurden auf dem BAZ bearbeitet.
„Twister“ – ist ein Barschrank mit einem Rondell zum Unterbringen der Flaschen und Gläser. Drei Kommissionen konnten hier gewählt werden: Bambus, Nussbaum und rotes HPL, wobei die Oberflächen bzw. Holzauswahl untereinander kombinierbar war. Das Rondell ist mit zwei verschieden beschichteten Oberflächen versehen. Eine Blende ist mit Furnier belegt, die andere mit HPL in Aluminiumdekor. Die Rückwand ist mit einem Spiegel aufgedoppelt, in den das Twister-Logo mit Sandstrahl eingebracht wurde. Die drei Zwischenböden sind in die gewölbten Blenden eingefälzt bzw. genutet. Das Fälzen erfolgte hochkant an der Tischfräse, die Nut wurde in einer Vorrichtung mit der Handoberfräse eingebracht.
Der Couchtisch „Rippe“ bestehend aus je zehn geschlitzten Rahmen aus Thermobuche, in die ein Korpus eingehängt ist. Dieser ist mit Fotodruck-HPL belegt. Die Trägerplatten sind schwarze MDF-Platten, die an den Kanten sichtbar sind. An jeder Seite schlägt ein Schubkasten auf Gehrung ein. Vorderstück und Korpuskante sind durch einen kleinen Schattenfalz (1 x 1 mm) abgesetzt. Der Korpus und die Rippen sind über Aluminiumschienen gekoppelt. Alle Korpusteile wurden komplett auf dem BAZ bearbeitet. Die Rahmen wurden konventionell am Kehlautomat ausgehobelt, an der Zapfen-Schlitzmaschine mit der Verbindung versehen und nach dem Verleimen auf der Breitbandschleifmaschine geschliffen.
Bewundern, anfassen und kritisieren darf man die Nullstücke der Serien auf der diesjährigen Liigna+ in Hannover, auf dem Stand der Fachschule Holztechnik und Gestaltung in Hildesheim.
Hermann Sielaff
Fachschule Holztechnik und
Gestaltung, Hildesheim
31134 Hildesheim
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