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Online dabei

Gesellenprüfung
Online dabei

Das gab es noch nie: drei Wochen lang konnte man Tag für Tag die 22-jährige Britta Dawideit, Tischlerlehrling in der Tischlerei Bergholtz und Schneeloch GmbH, Neuss-Norf, beim Anfertigen ihres Gesellenstückes, einem Zeichentisch in Kirschbaum geölt, via Internet „beobachten“. Der Startschuss der Webdokumentation fiel am 23. Mai 2001. Am 15. Juni konnte sie – und das nicht ohne Stolz – das fertige Gesellenstück präsentieren.

Schon im Vorfeld hatte sich Britta Dawideit gedanklich und mit kleinen praktischen Übungen auf den „Ernstfall“ vorbereitet. Sie war sich sicher, dass alles gut und perfekt klappen würde. Und es klappte, wie die Tageseintragungen im Internet dann eindrucksvoll dokumentierten.

So konnte man unter „www. tischler.de“, der größten Informations- und Kommunikationsplattform rund um das Tischlerhandwerk in Deutschland, ab Mittwoch, den 23. Mai 2001 täglich die Herstellung des Gesellenstücks mittels einer kommentierten Fotoshow verfolgen und sich ständig über die Fortschritte informieren. „Von Prüfungsstress ist im Augenblick noch wenig zu spüren“, gab sich die 22-jährige Düsseldorferin kurz vor Beginn der Aktion gelassen. „Aber der Druck wird zum Ende der Aufgabe hin wachsen. Und natürlich habe ich selbst besonderen Ehrgeiz, ein harmonisch gestaltetes und handwerklich gutes Möbel herzustellen.“
Britta Dawideit hatte als Prüfungsstück einen Zeichentisch aus Kirschbaum entworfen, für dessen Anfertigung die Ausbildungsordnung im Tischlerhandwerk ihr maximal 120 Stunden Zeit zugesteht.
Ein derartig hoher Aufwand in der praktischen Prüfung – sie besteht außerdem noch aus einer siebenstündigen Arbeitsprobe – wird in nur sehr wenigen Ausbildungsberufen betrieben. Im Tischlerhandwerk erklärt er sich durch die Vielfalt der Berufsaufgaben und den gestalterischen Anspruch. „Zum Abschluss der Lehrzeit sollen die Auszubildenden noch einmal die Möglichkeit erhalten, ihr Können an einer besonders motivierenden Berufsaufgabe am Arbeitsplatz zu beweisen“, erklärt Thomas Dopheide, Obermeister der Fachinnung Holz und Kunststoff Düsseldorf. „Das schließt vor allem das selbständige Planen, Ausführen und Kontrollieren der Arbeit ein.“
Bevorzugte Prüfungsstücke sind Einzelmöbel, seltener sind es Tür- oder Fensterelemente. Das hat einerseits mit den unterschiedlichen Prüfungsanforderungen zu tun, die bestimmte Elemente wie Schubkästen, Klappen oder Türen fordern, andererseits mit dem Wunsch des Prüflings, sein Gesellenstück als bleibende Erinnerung oder für den eigenen praktischen Gebrauch zu bauen. Ähnlich lag der Fall bei Britta Dawideit. Ihr Zeichentisch soll hilfreich zu Diensten stehen beim Restaurierungs-Hochschulstudium, das sie nach der Lehre beginnen möchte.
Keine Probleme hatte sie damit, dass man ihr während der Fertigung ihres Gesellenstückes per Internet „über die Schultern schaut“. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Beobachten und Fotografieren mich in irgendeiner Form stören könnte. Schön finde ich, dass durch die Webdokumentation junge Leute erleben können, wie viel Spaß der Tischlerberuf macht.“ Sie könne sich aber auch sehr gut vorstellen, dass viele Tischlerlehrlinge, die wie sie jetzt mitten in den Prüfungsarbeiten stecken, sich über das Webprojekt Ansporn und zusätzliche Motivation verschaffen. „Mal gucken, wie es bei der Kollegin läuft, welche Probleme und Fortschritte sich ergeben, das würde mich persönlich auch interessieren“, gab Britta Dawideit vor Beginn ihrer Arbeit vor der Kamera offen zu.
Hautnah verfolgen
Ihr Ausbildungsbetrieb, die Tischlerei Bergholtz & Schneeloch GmbH in Neuss-Norf, wurde ihr „Tatort“. Inhaber Stefan Bergholtz hatte die Idee zu diesem Projekt, das „nach unserer Kenntnis im Handwerk bisher einmalig“ ist. Im Fachverband Holz und Kunststoff Nordrhein-Westfalen fand er schnell einen Partner, der die Idee aufgriff und ihr zur Realisierung verhalf. Der Landesverband des Tischlerhandwerks ist Träger des Internet-Portals, über den die Webdokumentation zu sehen war.
„Wir wollten mit dieser Aktion in einer modernen Form möglichst viele Jugendliche ansprechen, die sich für das Tischlerhandwerk und für eine Ausbildung in diesem Beruf interessieren“, so Stefan Bergholtz. Hautnah konnten sie verfolgen, welche Anforderungen an sie gestellt werden, aber auch welchen besonderen Reiz der Tischlerberuf ausübt.
Bei Bergholtz & Schneeloch gehören insgesamt sieben Beschäftigte zum Team, das sich vorwiegend mit Business- und Büroeinrichtungen, Empfangsbereichen, Möbel und Wohneinrichtungen sowie Reparatur- und Servicearbeiten beschäftigt. Ungewöhnlich im Vergleich mit anderen Tischlerbetrieben ist die hohe Zahl von Frauen im Betrieb Bergholtz & Schneeloch. Mit vier zu drei sind sie, lässt man Inhaber Stefan Bergholtz außen vor, sogar in der Mehrheit. Diese Situation blieb auch in der Öffentlichkeit nicht verborgen. So wurde der Betrieb erst im März 2001 vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit als besonders „frauenfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet.
Zeichen moderner Medien-nutzung
Das nordrhein-westfälische Tischlerhandwerk und stellvertretend Stefan Bergholtz wollten mit dieser Webdokumentation aber nicht nur ihre Ausbildungsleistungen in ein besonderes Licht rücken. Ihnen ging es auch darum, deutlich zu machen, dass die Branche sich auf breiter Basis um die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten kümmert und sich ihrer erfolgreich bedient. Fast zwei Drittel aller Tischlerbetriebe verfügten über einen Zugang zum Internet, so der Pressesprecher des Fachverbandes Holz und Kunststoff Nordrhein-Westfalen, Ralf Bickert. Die Kommunikation im World Wide Web und der schnelle Datenaustausch würden vor allem für viele Inhaber größerer Unternehmen unverzichtbar. „Zwar verfügen gegenwärtig erst rund ein Drittel der Betriebe mit Internetzugang über eine eigene Web-Präsenz, aber die Zahl der betrieblichen Online-Auftritte wird weiter wachsen.“ Als Branche sei man zudem unter tischler.de mit einem umfassenden Web-Angebot vertreten, das sich sowohl an den Endverbraucher, an Tischlerbetriebe und Zulieferer als auch an Ausbildungsinteressierte richte. Das aktuelle Gesellenstück-Projekt werde sicherlich zusätzliche Aufmerksamkeit auf dieses Angebot lenken. Für das nächste Jahr überlege man gemeinsam mit dem schon bisher beteiligten Düsseldorfer Webdesigner Knut Freund, ob dann nicht eine Dokumentation live per Webcam erfolgen könnte.
Das fertige Möbelstück von Britta Dawideit konnte man in natura ab 25. Juni 2001 im Foyer der Handwerkskammer Düsseldorf, besichtigen, Die Gesellenstücke von allen Prüflingen der Fachinnung Holz und Kunststoff Düsseldorf waren dort ausgestellt. Hier wurde beim Gestaltungswettbwerb „Die gute Form“ das Gesellenstück von Britta Dawideit mit einer Belobigung ausgezeichnet.
Positive Reaktion
Die Aktion wurde von vielen Seiten sehr positiv beurteilt. Über 5000 Internet-Besucher verfolgten am Bildschirm die Anfertigung des Gesellenstückes. Zahlreiche E:Mails mit lobendem Inhalt erreichte Lehrmeister Stefan Bergholtz, der nun nach der erfolgreichen Aktion die Dokumentation auf seine Web-Seiten „www. tischler.de/bergholtz“ stellen will. Bergholtz: „Auf unseren Web-Seiten wird ein Zusatzbutten ‚Ausbildung‘ geschaffen, wo wir neben der neuen Aktion auch über unsere Auszubildenden mit ihrem beruflichem Werdegang berichten werden.
Auch der Fachverband will auf seinen Web-Seiten die Dokumentation als festen Bestandteil erhalten. Trotz des sehr hohen Arbeitaufwands – immerhin haben wir täglich ca. 2,5 Stunden für Fotos, Text, Bildbearbeitung und Übertragung zum Server aufwenden müssen – hat mir die ganze Aktion sehr viel Spaß gemacht. Wir konnten dabei unseren Beruf einmal so lebendig darzustellen.“ Für ihr Gesellenstück Britta Dawideit auf Innungsebene eine Belobigung in der „Guten Form“ erhalten und war bei der Gesellenprüfung im Notenschnitt die Zweitbeste in Neuss. Auch die Innungsbeste war eine Frau: Anne Johnen aus Kaarst.
Britta Dawideit will im Anschluss an ihre Ausbildung zur Tischlergesellin ein Praktikum bei einem Restaurator in Düsseldorf beginnen und hat sich darüber hinaus um einen Studienplatz an der FH Hildesheim beworben. Damit hat die als „Frauenfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnete Tischlerei Bergholtz & Schneeloch wieder einmal mehr einer jungen Frau die Chance gegeben, das schöne Tischlerhandwerk zu erlernen und ihr damit den Grundstein zu beruflicher Karriere gelegt. Dass die Berufschancen für Frauen im Tischlerhandwerk „nicht gerade rosig sind“, erfuhr Tischlermeister Stefan Bergholtz immer wieder in Gesprächen mit seinen Mitarbeiterinnen und in Vorstellungsgesprächen mit jungen Frauen, die sich um einen Ausbildungsplatz in seinem Betrieb bewerben.
„Oft werden von den Tischlerbetrieben die Bewerbungen von Frauen mit vordergründigen Argumenten abgelehnt oder sie werden nicht eingestellt, weil ‚junge Frauen ja irgendwann Kinder bekommen‘. Ihre besonderen Fähigkeiten bleiben unberücksichtigt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Frauen in ihren beruflichen Fähigkeiten genau so gut sind, wie ihre männlichen Kollegen, dass sie darüber hinaus aber in Bezug auf Kreativität, Teamfähigkeit und Freundlichkeit im Kontakt mit den Kunden den ‚Herren der Schöpfung‘ oft überlegen sind. o
Anschrift des Ausbildungsbetriebes: Bergholtz & Schneeloch GmbH
Mainstraße 85
41469 Neuss – Norf
Tel 0 21 37/1 25 10, Fax ~/43 26
Zustimmung zu der Aktion erhielt Lehrmeister Stefan Bergholtz auch per E-Mail – wie diese:
29. Mai 2001
Eine super Idee, die Herstellung des Prüfungsstückes zu veröffentlichen.
Viel Glück und Erfolg
Der Prüfungsausschuss der Tischlerinnung Duren
Johannes Herten
3. Juni 2001
Hallo!
Ich habe ja schon einiges gesehen im Internet, aber einen solchen lebensnahen Bericht, die hervorragende Bebilderung, die tollen Kommentare dazu – Lob Lob Lob. Das ist wirklich toll, und man riecht förmlich den Geruch der Werkstatt und die Motivation, die dahintersteckt. Ich kann nur sagen, wenn ich nicht selbst Tischler wäre, dann würde ich es jetzt gerne werden wollen. Eure Präsentation (oder Dokumentation) ist schon bis jetzt vorbildlich. Weiter so und viel Glück bei der Abnahme (aber da kann ja wohl nichts schief laufen in Eurem Betrieb! Bis dann Klaus W.
6. Juni 2001
hallo ihr
herzlichen glückwunsch zur gelungenen page. britta wünsche ich viel glück und alles gute für die zukunft gruß marcus
9. Juni 2001
hallo britta
habe mir deine doku angeschaut finde ich super! ich selbst arbeite bei dem bfw als Tischlermeisterin – habe zur zeit auch einen teilnehmer, der an seinem gesellenstück baut, ich halte dir die daumen für deine prüfung und wünsche dir viel glück für deinen weiteren beruflichen werdegang renate r.
10. Juni 2001
Ich finde das Projekt über die Herstellung eines Gesellenstücks sehr interessant. Ich mache selber eine Tischlerausbildung (noch 1. Lehrjahr) und verfolge dieses Projekt daher sehr interessiert. Ich würde mich freuen, wenn es ein solches Projekt im nächsten Jahr wieder geben würde.
Schöne Grüße an Britta
Christian
18. Juni 2001
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Tischler,
das HZK-Team findet diese Idee sehr gut. Wir als Krankenkasse für Bau- und Holzberufe führen gemeinsam mit der HKH-Innung Hamburg eine Gesellenstückausstellung in unserer Hauptverwaltung durch. Gerade im letzten Jahr war die Ausstellung ein großartiger Erfolg. Selbst RTL regional hatte einen Kurzbericht gebracht.
Wir wünschen Euch viel Erfolg bei Eurem Vorhaben!
Herzlichst Euer HZK-Team
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