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Renaissance eines Klassikers

Linoleum
Renaissance eines Klassikers

Linoleum – ein aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen bestehender Werkstoff – verschwand Ende der 50er Jahre fast ganz vom Markt. Dank der Umweltfreundlichkeit und weiteren Vorteilen feiert heute Linoleum nicht nur als Bodenbelag eine Renaissance; auch an Wänden und auf Möbeln erfreut er sich immer größerer Beliebtheit.

Die Wiege der deutschen Linoleum-Produktion befindet sich seit 100 Jahren in Delmenhorst, wo heute noch der Produktionsstandort von Armstrong DLW ist. Von dort trat der elastische Bodenbelag seinen Siegeszug durch private und gewerblich genutzte Räume an. Das Linoleum wurde von berühmten Architekten wie Mies van der Rohe oder Walter Gropius wegen seiner Gestaltungsmöglichkeiten sehr geschätzt. Linoleum war der erste Belag, mit dem eine nahtlose und preiswerte Wand-zu-Wand-Verlegung möglich war. Nach 1945 wurde Linoleum infolge Materialmangels in minderer Qualität hergestellt, was zu einem Rückgang führte. Seine Ära wurde mit dem Aufkommen der Kunststoffbeläge Ende der 50er Jahre dann fast ganz beendet und Linoleum galt fortan als altmodisch. Erst mit dem zunehmenden Umweltbewusstsein der vergangenen Jahre kam es zu einer Trendwende.

Das Grundrezept – fast wie einst
Seit der Erfindung durch Sir Frederic Walton im Jahre 1863 hat sich an der Zusammensetzung von Linoleum fast nichts verändert. Nach wie vor werden überwiegend natürliche und nachwachsende Rohstoffe verarbeitet. Leinöl und Harze sind die Hauptbestandteile des Bindemittels, im oxidierten Zustand Linoleumzement genannt. Holz- und Korkmehl, das aus der Rinde der Korkeiche und den Korkabfällen korkverarbeitender Betriebe gewonnen wird, dienen mit weiteren anorganischen Stoffen wie Kreide als Füllstoff. Weißpigmente sind optische Aufheller, die der von Natur aus braunen Linoleum-Grundsubstanz beigemischt werden und völlig ungiftig sind.
Durch natürliche Pigmente – bei namhaften Herstellern blei,- cadmium- und chlorfrei – erhält das Linoleum seine Farben. Alle Pigmente entsprechen der Spielzeug-Norm EN 71. Auf der Rückseite dient Jutegewebe bei der Produktion als Trägermaterial. Eine Ausnahme bildet hier das Linoleum “Desk Top” von der Firma Forbo, das auf Karton aufgebracht ist.
Der Herstellungsprozess
Für die Linoleumproduktion wird der Linoleumzement mit Holzmehl, Korkmehl, mineralischen Füllstoffen wie Kreide gemischt und geknetet. Daraus entsteht dann die sogenannte Linoleum-Masse, die durch natürliche und künstliche Pigmente ihre Farbe erhält. Die weiche Masse wird auf ein grobmaschiges Jutegewebe, das als Trägermaterial dient, über Kalander gepresst und anschließend direkt in die Reifekammer gezogen. Dort reift der Belag in großen Trockenkammern unter ständiger Wärmebehandlung mehrere Wochen zu einem festen und strapazierfähigen Belag heran. Der Reifeprozess wird durch Sauerstoffaufnahme ausgelöst. Dabei wird viel Eigenenergie freigesetzt, so dass bei der industriellen Fertigung nur wenig Energiezufuhr notwendig ist. Produktionsabfälle werden von den Jutefasern getrennt und als Linoleummehl wieder dem Herstellungsprozess zurückgeführt, was sich günstig auf die Reifung des Produkts auswirkt.
Während der Nachoxydationsphase in der Trockenkammer entsteht auf der Belagoberfläche eine Verfärbung – der so genannte Trockenkammerfilm. Dadurch wirkt das Linoleum zunächst etwas dunkler. Der Trockenkammerfilm verschwindet bei Lichteinwirkung schon nach wenigen Stunden völlig.
Eigenschaften
Die weitgehend natürliche Zusammensetzung von Linoleum führt zu einer Kombination von Eigenschaften, die einzigartig sind: Linoleum ist beständig gegen Fette und Öle, zigarettenglutbeständig, weitgehend unempfindlich gegen Hitze, antimikrobiell, hygienisch und pflegeleicht. Vorwiegend wird Linoleum als Bodenbelag eingesetzt, ist angenehm fußwarm, schwer entflammbar, antistatisch, rutschhemmend, geeignet für Fußbodenheizungen und Stuhlrollen. Es ist in hohem Maße verschleißfest sowie langlebig. Die Entsorgung eines ausgedienten Belags ist problemlos möglich, da Linoleum nach Entfernen der Klebstoff- und Spachtelmasse kompostierbar ist.
Für jeden Einsatzbereich wird der Belag in verschiedenen Dicken angeboten. Während in privaten Wohnräumen Linoleum mit einer Dicke von 2 mm eingesetzt wird, kommen in gewerblichen und öffentlichen Bauten – Verwaltungsgebäuden, Hotels, Schulen und Kindergärten – mit einer Dicke von 2,5 und 3,2 mm zur Verlegung. Die 4,0 mm dicken Linoleum-Beläge hingegen, haben ihren Platz in der Industrie. Diese Böden halten auch Gabelstaplern stand. Für den Einsatz in Feuchträumen ist Linoleum nicht zu empfehlen.
Linoleum kommt in der Regel und mehrheitlich als Bodenbelag zum Einsatz, wird aber auch zunehmend bei Möbeln, Schreibtischen und Fronten verwendet. Und was sich am Boden als fußwarm gibt, das entpuppt sich als Oberfläche einer Schreibtischplatte natürlich als handwarm und angenehm. Da Linoleum über antibakterielle Eigenschaften verfügt und somit eine Vermehrung von verschiedensten Mikroorganismen verhindert, ist es als Belagstoff für Esstische bestens geeignet.
Verarbeitung
Linoleum wird als Rollenware geliefert und sollte stehend, trocken und frostfrei gelagert werden. Vor der Verarbeitung ist es empfehlenswert, das Material großzügig zuzuschneiden, flach auszulegen und ein bis zwei Tage zu akklimatisieren (Raumtemperatur ca. 18 – 20 °C, relative Luftfeuchte 50 – 60 %).
Linoleum lässt sich ähnlich wie Furnier verarbeiten und wird meist mit Furnierleim (PVAC) bei geringem Anpressdruck kalt oder bei einer Temperatur von bis zu 90 °C in der Furnierpresse verleimt (Herstellerangaben beachten). Um irreparable Beschädigungen der Linoleumoberfläche zu vermeiden, müssen die Pressflächen plan und sehr sauber sein. Statt Furnierleime können auch Kontaktkleber verarbeitet werden. Um eine hohe Formstabilität – besonders bei großen und maßhaltigen Teilen, beispielsweise bei Türen, Schiebetüren – zu erreichen, sollte die Rückseite mit demselben Material beschichtet werden. Herstellungs- und materialbedingt hat Linoleum in Längs- und Querrichtung unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten und deshalb ist das Gegenzugmaterial in gleicher Richtung aufzubringen.
Zum Schneiden und Fräsen sind scharfe Werkzeuge zu verwenden. Die Verarbeitung ist sorgfältig vorzunehmen, da Beschädigungen der Oberfläche nicht zu beheben sind.
Als Kantenausbildung haben sich Massivholzkanten bewährt, die nach der Flächenbeschichtung aufgebracht werden und somit die Linoleumkante schützen. Beim Ebenfräsen oder -hobeln muss der Anleimer um ca. 1 bis 2° abgeschrägt sein, um so eine Beschädigung der Linoleumoberfläche zu vermeiden.
Desk Top – für glatte Flächen
Während die einen von der edlen, sich zart abzeichnenden Struktur des Jutegewebes fasziniert sind, mögen andere eine glatte und plane Oberfläche. Dies ist nur der Linoleum-Serie “Desk Top” von der Firma Forbo möglich, die als Trägermaterial Karton statt Jute verwendet.
Desk Top eignet sich bestens zum Beschichten von Möbeln und Türen und wird ähnlich wie Furnier bzw. Linoleum verarbeitet. Zum Verleimen sind übliche Furnierleime einsetzbar. Der Anpressdruck sollte dabei mindestens 1 kp/m² bei einer Temperatur bis zu 90 °C betragen. Das Gegenfurnieren wird empfohlen. Statt Furnierleime können auch Kontaktklebstoffe, die zum Furnieren geeignet sind, verarbeitet werden.
Desk Top(r) kann sowohl auf ebene als auch leicht gebogene Flächen aufgepresst werden, wie z. B. die Sitzfläche eines Stuhles. Es kann zudem mit Hilfe von Biege- oder Pressvorrichtungen in unterschiedliche Formen gebracht werden.
Grundsätzlich ist jede Technik für Umleimer auch bei der Verarbeitung von Desk Top(r) auf Schreibtischen oder Türen anwendbar. Unter Wärmeeinfluss können Rundungen manuell im Minimum bis zu 40 mm Durchmesser in Längsrichtung gefertigt werden (Postforming). Mit Postforming-Maschinen sind auch kleinere Durchmesser möglich. Obwohl Desk Top werkseitig mit einem Finish aus einem Speziallack versehen ist, wird werkseitig empfohlen, die Oberfläche noch vor dem Verkleben mit einem zusätzlichen Schutzfilm zu versehen. Dafür sind dünnflüssige Wachse am besten geeignet. Wichtig: Fingerabdrücke entfernen, flüssigen Bohnerwachs dünn auftragen, mit einem trockenen Tuch gleichmäßig auspolieren. Flecken sofort mit einem feuchten Tuch oder mit Hilfe eines neutralen Reinigungsmittels entfernen. o
Weitere Informationen zu Linoleumbelägen bei:
• Armstrong DLW Aktiengesellschaft 74321 Bietigheim-Bissingen
Tel 0 71 42/71-0, Fax ~/71-7 99
• Forbo Werke GmbH, 33100 Paderborn
Tel 0 52 51/5 01-0, Fax ~/50 12 00
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