Kapp-, Tauch-, Schattenfugen- sowie schienengeführte Handkreissäge – Mafells KSS-Säge trägt jetzt Akku. Konnte der kabellose Problemlöser unsere 20 BM-Tester überzeugen? Reichen Kraft und Ausdauer des 5-in-1-Werkzeugs, um 80 % aller gängigen Sägearbeiten auf der Baustelle zu erledigen?
BM-Redakteur Marc Hildebrand
Mit der Akku-Kappschienensäge KSS 40 18M bl hat Mafell Ende 2015 seine bewährte KSS 300 vom Kabel gelassen. Erklärtes Ziel: eine für (fast) alles. Dass der Akku-Nutzen in der Praxis sehr gut bei den Schreinern und Tischlern ankommt, bescheinigt die Note 1,4. Auch die versprochene Vielseitigkeit der Säge wurde von unseren 20 BM-Testern deutlich wahrgenommen (Note 1,7). Wo die 18-V-Säge überall zum Einsatz kam, finden Sie überhalb der Notenübersicht am Ende des Beitrags.
Vom Schmunzeln zum Wow-Effekt
„Mei, so ein süßes Ding“, beschrieb Schreinermeister Jan Biskup seinen ersten Eindruck. „Mal schauen, ob die was kann …“ Und ja, sie kann was: „Der Säge wurde von Mal zu Mal mehr zugetraut“, meldet Tischler Dirk Siebert. Sein Fazit: „Sie hat sich bei uns von Bodenbelagsarbeiten bis zum Kürzen von Zimmertüren immer bewiesen.“ Auch wir haben es uns nicht nehmen lassen, uns eingenhändig ein Praxisbild zu machen. (s. Fotogalerie oben und Fotostrecke unten).
Interessant für die vielseitige Verwendung ist wohl in erster Linie die Motorleistung und Ausdauer der Säge, dicht gefolgt von der maximalen Schnitttiefe und nicht zuletzt den durchdachten Funktionen der Maschine.
Satte Motorleistung: Gefühl im Grenzbereich
Die Durchzugskraft mit den beigelegten Sägeblättern bewerteten die Tester im Schnitt mit einer 1,7. Wie viele andere Kollegen ist Björn Ortfeld erstaunt und gibt eine glatte 1,0 (Hartholz- und Multiplexplatten). „Unter Berücksichtigung der Schnitttiefe völlig ausreichend“, schreibt z. B. Hennig Priebe, der die Note 2 vergibt – denn beim Türen kürzen bzw. Schneiden von massiven 40-mm-Platten bewegen wir uns im Grenzbereich. Hier ist gefühlvoller Vorschub gefragt, wie auch Schreiner Christoph Forster weiß: „Bei schnellem Vorschub schaltet die Maschine ab, was aber nach etwas Gewöhnung kaum mehr vorkam.“
Gute Ausdauer: Herstellerangaben bestätigt
Ein sehr gutes Ergebnis räumte die Akkulaufzeit ab: Note 1,4. Doch was heißt „ sehr gut“ in Laufmetern (lfm), wenn in so vielen Einsatzbereichen bewertet wurde? Laut Herstellerangabe schafft die Säge mit einer Akkuladung rund 13 lfm beim Kürzen von Buchentüren, also 15 Türen (Z12-Blatt). In 8-mm-Laminat sind es 112 lfm mit einem Z-24-Blatt. Das entspricht rund 560 Schnitten, 200 mm breit. Diese Werte bestätigte der Test:
Bei 20-mm-Fichten-Brettern, Massivparkett oder Laminat berichteten viele Tester, dass zwei volle 94-Wh-Akkus (5,2 Ah) im Normalfall für einen Arbeitstag reichen. So war auch unsere Erfahrung beim Bodenlegen.
Beim Kürzen von Zimmertüren jedoch war der erste Akku-Pack schneller leer, als der zweite geladen war, so Uwe Ruppricht , der die Akkulaufzeit als „befriedigend“ empfand. Die Ladezeit beträgt übrigens etwa 100 Min.
Ganz genau wollte es Berufsschullehrer Peter Winklhofer mit seiner Klasse wissen und opferte eine ganze 24-mm-Kiefernbohle: „Beim Test hat ein Akku-Pack für ca. 30 lfm Schnittlänge gereicht.“ (s. Fotogalerie oben und Fotostrecke unten).
Als weiteren Vorteil beschrieben Tester, dass die KSS 40 18M bl auch mit allen 18-V-Metabo-Akkupacks betrieben werden kann. Ermöglicht wird dies durch die Zusammenarbeit der beiden Profi-Werkzeughersteller im Bereich Akkutechnik.
Begrenzte Schnitttiefe: meist ausreichend
Das Motto zur maximal möglichen Schnitttiefe: Irgendwo muss man die Grenze ziehen.
Mafell hat diese bei 40,7 mm (Flexi-Schiene) und 40,6 mm (Kappschiene) gezogen.
Diese Tiefe reicht, um die meisten Zimmertüren zu kürzen und um Ausschnitte in Küchenarbeitsplatten vorzunehmen. Dennoch wurde an einigen Stellen der Wunsch nach 5 mm mehr geäußert, um grade bei Türen flexibler zu sein. Dass die Tiefeneinstellung „nur“ die Note 2,2 kassierte, hat aber noch einen Grund. Je länger man im Bereich bis 30 mm Tiefe schneidet, umso mehr Staub sammelt sich an den Führungskolben der Tiefenverstellung. Taucht man dann voll ein, schiebt man diesen Staub nach unten. Am Kolbengrund sammelt er sich und bildet dort buchstäblich einen Distanzring. Die Folge: 2 bis 3 mm weniger maximale Schnitttiefe. Abhilfe schafft regelmäßiges Reinigen der Maschine, insbesondere der beschriebenen Kolben. Gut zu wissen, weil dieser Bereich schlecht einsehbar ist.
Praktische Tauchfunktion: Präzise Ausschnitte
Die Tauchfunktion erfüllt ihren Zweck. Per Handhebel zur Höhenverstellung lassen sich Ausschnitte kontrolliert und präzise fertigen. Für alle, die bisher mit Tauchsägen arbeiteten, die durch Kippen des Handgelenks eintauchen, war jedoch das Drücken eines Handhebels zunächst gewöhnungsbedürftig. Gelobt wurde der Flippkeil. Er zieht sich automatisch zurück, wenn man den Hebel nach unten drückt. Punktabzug (Note 2,8) gabs wegen der teils ruckeligen Führung, (siehe Video ganz unten). Hier rät der Hersteller die Führungskolben regelmäßig mit Silikonspray oder WD40 einzusprühen um sanftes Eintauchen sicherzustellen.
Bewährte Kappschiene: Schnell und einfach
Länge anreißen, Säge anlegen, abschneiden, fertig – per Schnellverschluss mit der KSS-Schiene verbunden, können dank Gradskalierung und verstellbaren Anschlagnocken auf der Schienenunterseite alle gängigen Winkelschnitte (-45 bis + 60°, Lmax= 300 mm bei 90°) ohne Anzeichnen ausgeführt werden (Note 1,5). Ein Gummizug bringt die Säge wieder in Ausgangsposition. Die resultierende Arbeitserleichterung wurde im Schnitt mit der Note 1,5 bewertet, die Zeitersparnis mit 1,6. Den meisten Applaus gabs von Schreinern und Tischlern, die z. B. auf dem Gerüst eine Hausfassade verkleideten. Besonders hier sparte die Säge immens viel Laufwege ein – und natürlich das Kabelverlegen. Die Winkelgenauigkeit wurde für gut befunden (Note 1,8).
Pfiffige Flexi-Schiene: Jederzeit am Start
Für alle Schnitte über 300 mm ist die Flexi-Schiene FX 140 gedacht. (Länge: 1400 mm). Da sie zusammengerollt im Koffer Platz findet, ist sie immer dabei – dafür die Note 1,4. Führungspräzision: Note 1,8. Doch die flexible Bauweise ist zugleich eine Schwachstelle in puncto Stabilität (Note 2,3). So biegt sich bei bei Werkstücken unter ca. ≤ 800 mm das überstehende Schienenteil etwas nach unten. Die Schiene wölbt sich und genaues Anlegen wird erschwert.
Eine Hilfe können die beiden Spanpratzen sein. Die kleinen Aluprofile werden seitlich auf die Schiene gesteckt. Mit Zwingen am Untergrund fixiert kann die Schiene nicht mehr verrutschen. Dennoch ist es in manchen Situationen etwas „fummelig“. Geübt sein will auch das Ansetzen der Maschine. Leichter geht es, wenn man die Schiene mit der Anschlagnocke bis an die Werkstückkante schiebt und die Säge von vorne in die Führungsnasen einführt, statt mitten in der Schiene aufzusetzen.
Fazit: Allrounder für Montage und Werkstatt
Hat die KSS 40 18 bl aufgrund ihrer Vielseitigkeit herkömmliche Kapp- oder auch Handkreissägen während des Tests ersetzt? – Jain. 11 der 20 Tester konnten mit der Maschine im Grunde alle anfallenden Arbeiten erledigen und antworteten mit „ja“. Fünf Tester verneinten die Frage und vier Kollegen beantworteten sie nicht. Probleme machten hauptsächlich z. B. Sockelleisten oder zu dicke Werkstücke.
Als wichtig, um die Säge in vollem Umfang zu nutzen, wurde die Maschineneinweisung durch einen Mafell-Mitarbeiter angesehen. Auf Anfrage lieferte dieser das Gerät übrigens auch direkt auf die Baustelle.
Am Ende haben 18 der 20 Tester die Maschine übernommen und ebenso viele würden sie einem Kollegen empfehlen. Zufriedenheit insgesamt: Note 1,8.
Wer die Akku-Kappsäge selbst ausprobieren will, hat dazu auf der Messe Holz-Handwerk in Nürnberg eine Gelegenheit. Weitere Bilder und Erfahrungen aus diesem Lesertest finden Sie in der Fotostrecke unterhalb des Beitrags.
Fotostrecke: Eindrücke und Erfahrungen der BM-Tester
Voll aus dem Häuschen: Bau-Tischler Torsten Schulz hat die Kapp-Schienensäge überzeugt. Er sparte viel Zeit z.B. bei Fassadenarbeiten und musste seltener vom Gerüst steigen. Am besten fand er das Kappsystem mit Winkeleinstellung an Bord. (Foto: Torsten Schulz)
Schnell hin und schnell wieder weg: Auspacken, Böcke raus und los geht´s – Kabel verlegen entfällt. (Foto: Franz Kreuzhuber)
Fachschullehrer Peter Winklhofer (re.) hat mit seiner Klasse an der Holzfachschule in Karlsruhe die Säge genau unter die Lupe genommen und….
… unter anderem die Akkulaufzeit für gut befunden. (Foto: Peter Winklhofer)
Zu den Testern gehörte auch die Klasse von Christian Krämer, der Tischler am Berufkolleg für Technik in Lüdenscheid ausbildet. (Foto: Christian Krämer)
Und auch wir haben wieder kräftig mitgetestet. Hier: BM-Redakteur Marc Hildebrand …
… beim Tauchschnitt für …
… einen Revisiondeckel im Parkett, der später Steckdosen unter dem Bodenbelag abdeckt. (Foto: Jan Biskup)
Die KSS 40 18M bl (li.) ist vom Prinzip baugleich mit der bewährten Mafell-Kappschienensäge KSS 300 – natürlich bis auf die Akkutechnik. (Foto: Michael Schmid)
Bei langen Werkstücken kommt die Flexi-Schiene zum Einsatz. Eine Anschlagnocke verhindert ein Verrutschen der Schiene beim Schieben der Säge. (Foto Torsten Schulz)
Allerdings stört diese Nocke etwas beim aufsetzen, wenn die 1400 mm lang Schiene nicht ausreicht und nachgeschoben werden muss. (Foto: Torsten Schulz)
Gehrungen lassen sich präzise sägen. Der Schnitt verläuft auch bei geschwenkter Säge exakt an der Kante der Flexi-Schiene entlang. (Foto: Björn Ortfeld)
Um die Schiene zu sichern, können kleine Alu-Halter aufgesteckt und diese mit Zwingen fixiert werden. (BM-Foto: Marc Hildebrand)
Die Genauigkeit bei 45-Grad-Schnitten (mit Kappschiene) überzeugte Björn Ortfeld im Laden- und Innenausbau. (Foto: Björn Ortfeld)
Maximale Schnittbreite mit Parallelanschlag: knapp 250 mm (BM-Foto: Marc Hildebrand)
Tricky: Der Parallelanschlag beim Nacharbeiten von Treppenstufen. (Foto: Thomas Rickert)
Wie in der Lesertestauswertung oberhalb bereits erwähnt, sollten die Führungskolben regelmäßig von Staub gereinigt werden, da sich dieser sonst am Grund sammelt und wie ein Distanzring die maximale Sägetiefe von 40,7 mm deutlich verringert. (Foto: Björn Ortfeld)
Im Spänefangsack wird das Sägemehl recht ordentlich aufgefangen, schreibt Björn Ortfeld. Schneiden in bewohnten Räumen sollte dennoch vermieden werden. Zum Fassungsvermögen: rechter Haufen = Inhalt des vollen Sackes, linker Haufen = alles was pro Sack daneben ging. (Foto: Björn Ortfeld)
Entleert wird er Spänefangsack über das Stutzenloch. Wenn er recht voll ist, sollte ein Stab parat liegen, um etwas nachzustochern. (Foto: Björn Ortfeld)
Sägen dicker Bohlen? – Kein Problem. Allerdings empfiehlt es sich, einen Staubsauger zu verwenden, um nicht ständig den Spänefangsack leeren zu müssen. (Foto: Peter Winklhofer)
Benotung: So haben die BM-Tester entschieden
Praxistipp zur Maschinenpflege: Das sollten Sie beachten
Problem:
Einige Tester erwähnten, dass das Verstellen der Schnitttiefe per Handhebel teils sehr ruckelig ist (s. oberes Video).
Lösungsvorschlag:
Damit die Führungskolben dauerhaft sanft in den spielfreien Hülsen gleiten, müssen sie regelmäßig mit Schmiermittel (Silikonspray oder WD40) gewartet werden, erklärt der Hersteller.
Fazit:
Bei unserer Testmaschine hat diese Maßnahme geholfen (s. unteres Video). Das Ruckeln geht, je nachdem wie schnell der Hebel bewegt wird, gegen Null.
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf).
Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk
Im Fokus: Gestaltung
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