Effizientes Verleim-Tandem

Arbeitsteilige Kooperationen sind in unserem Nachbarland Österreich stark ausgeprägt. Nicht nur zahlreiche Tischlereibetriebe entwickeln sich zu spezialisierten Zulieferern, sondern auch Holzfachhändler haben sich neu orientiert, wie das Beispiel Platten-Pastl zeigt.

Heute ist dieses traditionsreiche Unternehmen mit Standorten in Traun und Ohlsdorf mehr als ein führendes Fachhandelshaus für Holzwerkstoffe in Oberösterreich. Firmenchef Ewald Pastl erklärt: „Das Konzept, Holzwerkstoffe nicht nur unbearbeitet auszuliefern, sondern nach Kundenwunsch auch ganz individuell zu konfektionieren, hat sich sehr bewährt. Wir verstehen uns als Dienstleister. Wir beliefern unsere Kunden mit Möbel-Halbfertigteilen, exakt zugeschnitten, bekantet, gebohrt, gedübelt und CNC-bearbeitet.“ Und Pastl ergänzt: „Die Grundlagen unseres Erfolges sind neben unserer sprichwörtlichen Flexibilität als Familienbetrieb, der Einsatz modernster Holzbearbeitungsmaschinen, die langjährige Erfahrung unserer Mitarbeiter, sowie unser klares Bekenntnis zu kompromissloser Qualität.“

Mit moderner Maschinentechnik erfüllt Platten-Pastl die wachsenden Ansprüche seiner professionellen Abnehmer an die Kantenqualität. Die Investition in Kantenanleimmaschinen der neuesten Generation im vergangenen Jahr bildet dafür eine zukunftssichere Basis.

Überzeugen konnte dabei der Maschinenhersteller Ott aus Lambach/Österreich mit einer maßgeschneiderten Kantenbearbeitungs-Lösung in gutem Preis-Leistungs-Verhältnis: Das bei Pastl realisierte Konzept besteht aus den beiden Kantenleimmaschinen „Twister“ und „Kantomat Duo-CombiMelt“. Gemeinsam leisten sie hohe Flexibilität für Losgröße 1 und die entsprechende Power, wenn es um größere Aufträge geht.

Vor der Realisierung der Investition stellten die Techniker bei Pastl auch die Klebstofffrage und vor allem die bisher hohen Rüst- und Umstellzeiten auf den Prüfstand. Die Entscheidung fiel letztlich auf die hochwertige PUR-Kantenverklebung. Unterstützt wurde diese Entscheidung u. a. durch eine spezielle Verfahrenstechnik der Firma Ott: Für die PUR-Verklebung im höheren Leistungsbereich bietet dieser Hersteller für seine Maschinentype „Kantomat“ das neue System „Duo-CombiMelt“ an. Dabei wird die Maschine mit zwei Verleimsystemen ausgestattet, um die parallele Verarbeitung von PUR-Klebstoff in zwei unterschiedlichen Farben sicherzustellen. Beide Verleimsysteme werden jeweils von einem 8-fach-Rollenkantenmagazin automatisch versorgt und sind jeweils mit einer großen Druckrolle sowie drei Nachpressrollen versehen.

Um die Bedienung zu erleichtern, ist jedes Verleimsystem wie eine eigene Maschine anzusteuern. Das Bedienpult ist dazu wendbar und mit zwei Touch-Bildschirmen ausgestattet. Die Bearbeitungsprogramme müssen somit nicht mehr einzeln aufgerufen oder umgestellt werden: Durch einfaches Drehen des Bedienpults hat der Bediener schnellen Zugriff auf die „zweite Maschine“. Mit der Entscheidung in Sachen Klebstofffarbe fallen bei Pastl keine Umstellzeiten in Bezug auf den Klebstoff mehr an: „Wir verwenden nur PUR-Klebstoffe in Weiß und Transparent. Damit decken wir alle Uni- und Holzdekore ab. Welche Klebstofffarbe für welches Dekor am besten geeignet ist, entscheidet der Maschinenführer. Der Aufwand für eine andere Farbe, wie z. B. Braun oder Schwarz wäre uns zu groß und wurde bisher auch bei größeren Aufträgen nie in Erwägung gezogen.“

Bei Pastl wird auf mehrere Nutzeffekte der neuen Lösung hingewiesen. Mit PUR-Klebstoff selbst sei man für alle Anforderungen bestens gerüstet. „Die Verleimqualität ist höher als mit herkömmlichen Schmelzklebersystemen. Sie ist mechanisch belastbarer und außerdem feuchtfest. Damit genügt sie selbst höchsten Beanspruchungen z. B. bei mit Feuchtigkeit belasteten Küchen- und Badmöbeln.“

Zum Einsatz kommt bei Pastl der Klebstoff Purmelt RS270/3 von Henkel. Im Zusammenspiel mit dem hochwertigen Maschinenbau von Ott, so Ewald Pastl, könne man heute auf eine hervorragende Kantenqualität verweisen, die von den Kunden sehr geschätzt werde: „Der Klebstoffauftrag ist geringer und daher die Leimfuge dünner. Wir erzielen einen perfekten, fast nahtlosen Übergang von der Kante zur Platte.“

Neben dem Vorteil, zwei verschiedene Kleberfarben in einer Maschine gleichzeitig zu verarbeiten, weist der Firmenchef auf weitere Erfahrungen hin: „Die neuen Maschinen von Ott verfügen über hohen Bedienkomfort, sie sind relativ leise und effizient in der Leistung.“ Das wirke sich letztlich auch auf die gesamte Arbeitsatmosphäre aus: „Es ist interessant zu beobachten, wie hoch motiviert unser Bedienpersonal an diesen Maschinen arbeiten.“ Der „Kantomat“ leistet darüber hinaus Komplettbearbeitung. Dafür ist er vom Fügen mit Diamantfräsern bis hin zur Ziehklingenbearbeitung mit moderner und robuster Aggregatetechnik ausgestattet. Über die Steuerung kann das jeweilige Bearbeitungsprogramm mit wenigen Befehlen aufgerufen werden.

Auf den neuen Maschinen werden derzeit bei Pastl in Traun ca. 21 000 Laufmeter Kanten pro Monat verarbeitet, vorwiegend ABS-Kanten.

Auch die weitere maschinelle Ausstattung bei Pastl kann sich sehen lassen: Mit insgesamt 6 Panhans-Plattenaufteilsägen an den beiden Standorten Traun und Ohlsdorf, ist Platten-Pastl für jeden Zuschnittauftrag bestens gerüstet.

Auf einem CNC-Bearbeitungszentrum von Holz-Her werden die Möbelteile in jeglicher Form nach Wunsch gefräst, gefälzt, genutet und gebohrt. Auch bei Formteilen gilt: Kantenbeschichtung mit ABS, PVC- oder Echtholz-Starkfurnierkanten inklusive. Falls gewünscht wird mit einem CNC-Bohr- und Dübeleintreib-Automat (Fab. Koch) komplett gedübelt.

Das Dienstleistungsangebot von Platten-Pastl findet breite Akzeptanz. Rund 16 000, meist komplett bearbeitete Möbelteile, produziert das Unternehmen inzwischen pro Monat. Regelmäßig beliefert werden ca. 570 Stammkunden. Mit 60 Prozent Umsatzanteil stellen Tischler die größte Abnehmergruppe. Industrie- und andere Gewerbekunden stellen rund 20 Prozent des Umsatzes. Darüber hinaus tragen Privatkunden etwa 20 Prozent zum Umsatz bei.

Flexibilität und schnelle Lieferbereitschaft sind gefordert. Ewald Pastl: „Bei lagernden Plattenwerkstoffen lassen uns unsere Kunden meistens nur 4–5 Werktage bis zur Anlieferung.“

Beschichtete Spanplatten aller führenden Anbieter stellen das Gros aller Aufträge. Etwa 10 Prozent beträgt der Anteil an echtholzfurnierten Spanplatten.

Für die Auftragsabwicklung bietet Platten-Pastl seinen Abnehmern komfortable Werkzeuge und Serviceleistungen an. Anfragen und Aufträge übernimmt Pastl in der Regel aus vorgegebenen Stück- oder Zuschnittlisten (von der Website zum Download) per E-Mail oder Fax. Bei Stammkunden werden die Werkstückdaten häufig direkt aus Tischlerprogrammen übernommen. Darüber hinaus ist Pastl in der Lage, CAD-Daten für die CNC-Bearbeitung direkt zu übernehmen. (Manfred Maier) ■