Für den eigenen Bedarf zu bauen, bedeutet für Planer Ideen und Details realisieren zu können, die sich vom Durchschnitt abheben. Eine besondere Lösung zur Küche ihrer Wohnung fand die Stutt-garter Architektin Ariane Prevedel: Einen feinen Monolith in anthrazitfarbenem Nextel-Lack.
Man nehme ein ehemals als Hotel genutztes Gebäude aus den 50er-Jahren, verbinde zwei auf einer Etage gelegene Wohnungen, indem man annähernd alle Wände entfernt und auf fast 200 m² einen offenen Raum schafft. Dann verändere man die ehemals kleinteiligen Fensteröffnungen zu bodentiefen, großen Verglasungen und nach einer mehrmonatigen Bauzeit, mit viel Schweiß und Anstrengungen, erhält man ein traumhaftes Domizil zum Wohnen, Kochen und Arbeiten hoch über den Dächern der Stadt – garniert mit einem atemberaubenden Panoramablick über den Talkessel der Württembergischen Landeshauptstadt!
So oder so ähnlich könnte sich das „Kochrezept“ der Stuttgarter Architektin Ariane Prevedel gelesen haben, als sie den Umbau ihrer Wohnung plante. Ziel, war ausreichend Raum zum Wohnen für zwei Erwachsene und ein Kind, aber auch genügend Platz zum Kochen, Essen und Arbeiten für zwei Selbstständige zu schaffen – und all das auf einer Ebene und möglichst transparent.
Zentral angeordnet
Mittelpunkt ist dabei die, um einen Kern, der als Versorgungstrakt und Hauswirtschaftsraum dient, angeordnete Küche. Eine Schrankzeile mit beidseitig je einem Hochschrank nimmt Kühlschrank, Backofen und Spülmaschine auf. Dazwischen, über Unterschränken mit breiten, grifflosen Auszügen findet sich eine breite Nische als Arbeitsfläche mit Spüle. Deren Rückwand ist vollflächig mit beschichtetem Weißglas belegt. Ein netter Effekt hier: darin spiegelt sich die Silhouette der draußen liegenden Stadt. Zusätzliche Korpusse über Kopfhöhe bieten, durch breite Klappen verschlossen, zusätzlichen Stauraum.
Davor, frei im Raum platziert, hat die Architektin eine 4,25 m lange, freistehende Kochinsel geplant. Dieser Monolith scheint auf einem 23 cm hohen zurückversetzten Sockel geradezu zu schweben. Ziel war, den großen Körper als homogenen Körper erscheinen zu lassen. Der ausführende Schreinereibetrieb, die Wiedemann Werkstätten aus dem Bayerischen Höchstädt, fertigte diesen fugenlos auf Gehrung und in einem Stück, denn es sollten keine Materialstärken sichtbar sein. Ein zur Montage eigens bestellter Autokran hob den Quader in den zweiten Stock des Hauses, um ihn von dort durch das Fenster in den Wohnraum zu bringen.
Die Kochinsel bietet zur Küche hin weitere Auszüge zur Aufnahme von Geschirr und Küchenutensilien. Auch hier dient eine mit einem lackierten Aluminium-U-Profil hinterlegte, etwa 30 mm breite Fuge zwischen den Vorderstücken als Griff. Die Arbeitsfläche ist mit schwarzem Schichtstoff belegt und geht, sauber auf Gehrung gearbeitet, fugenlos in die lackierten Sichtflächen und Fronten über. In die Arbeitsfläche ist ein großes Induktionskochfeld flächenbündig eingelassen. Ein darüberliegender, ebenfalls bündig in die Gipskartonverkleidung eingearbeiteter Dunstabzug sorgt für optimalen Abzug beim Kochen und hält den Blick frei nach Draußen.
Alle Sichtflächen der Kücheneinbauten sind mit anthrazitfarbigem Nextel, einem stumpfmatten, samtigen Strukturlack, beschichtet. Der Farbton – auch alle weiteren raumbildenden Einbauten der Wohnung sind in diesem Ton lackiert – korrespondiert dabei mit dem der Aluminium-Fensterrahmen und bildet einen feinen Kontrast zu den weißen Wand- und Deckenflächen. Das, in der gesamten Wohnung verlegte, geölte Nussbaum-Parkett bietet einen warmen Gegenpol zu den ansonsten kühlen Flächen. (hf) ■
Planung:
Architektin Ariane Prevedel
70197 Stuttgart
Ausführung:
Wiedemann Werkstätten
89420 Höchstädt/Donau
Fotos:
Zooey Braun
70180 Stuttgart
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