Service neu definiert

Statistisch gesehen ist es nicht einmal eine von 100 Komissionen, die nicht innerhalb von 24 Stunden ab Bestellung dem Kunden zugestellt wird. Bemerkenswert: Das gilt keineswegs nur für lagermäßig verfügbare Ware (bei Bestellung bis 17 Uhr), sondern auch für Sonderfarbtöne, wenn diese bis 15 Uhr geordert werden. Das mag auf den ersten Blick nicht spektakulär klingen – ist es aber. Genauer gesagt verbirgt sich dahinter ein Produktions- und Logistikkonzept, das in der Branche seinesgleichen sucht.

Das Remmers-Sortiment ist mit mehr als 6000 Artikeln in 20 Landessprachen mit bis zu 100 000 kundenspezifischen Varianten sehr komplex und stellt eine entsprechend hohe Herausforderung für die Logistikverantwortlichen dar. Aufbauend auf die von der Unternehmensleitung vorgegebene Wachstums- und Internationalisierungsstrategie wurde seit 2008 die gesamte Logistikkette neu konzipiert und die Logistik selbst zur Kernkompetenz ausgebaut.

So wurden ca. 180 Vertriebsläger aufgelöst und sechs europäische Regionalläger geschaffen, eine zentrale Auftragsabwicklung und eine zentrale Dispositionsabteilung aufgebaut. Darüber hinaus wurde die Warenverfügbarkeit bei gleichzeitiger Bestandsreduzierung auf mehr als 99 % gesteigert.

In diesem Zusammenhang wurde ein komplexes Just-in-time-Produktionskonzept mit integrierter Rohstoffbereitstellung und Gebindevorbereitung (inkl. kundenbezogener Etikettierung) realisiert und die Transportlogistik mit einer Zustellquote von mehr als 99 % binnen weniger als 24 Stunden komplett neu ausgerichtet.

Für das Stückgutgeschäft werden die Dienstleister DB Schenker und Dachser eingesetzt, das Paketdienstgeschäft wird mit DPD abgewickelt. In Löningen wurde eine DPD-Abteilung mit Fördertechnik in das Logistikzentrum integriert. Dort können am Tag in der Spitze bis zu 2000 Pakete verpackt werden. Um Beschädigungen vorzubeugen, entwickelte Remmers eine Spezialverpackung, die generell verwendbar ist für die über 100 verschiedenen Gebindevarianten. Dieses Jahr werden auf diesem Weg voraussichtlich beeindruckende 280 000 Pakete verschickt.

Die neue Sondertonanlage – Unternehmensangaben zufolge eine der modernsten ihrer Art weltweit – ermöglicht es, just in time zu produzieren. Auch hier macht Remmers ein klares Lieferversprechen: Aufträge, die bis 15 Uhr eingehen, werden noch am gleichen Tag produziert und verladen. Jeder Sonderton wird dabei im Labor auf Farbgenauigkeit und Qualität geprüft, bevor er auf den Weg zum Kunden geht – eine logistische und technische Meisterleistung.

Wie Remmers-Chef Dirk Sieverding im Gespräch mit der BM-Redaktion betont, sieht sich das Unternehmen mit dem eingeschlagenen Weg bestens aufgestellt. Doch nach dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ sind die Pläne für weitere Investitionen schon sehr konkret, wie er uns verrät: „Wir werden noch 2012 hier in Löningen mit dem Bau eines hochmodernen Anwendungstechnikums für Fenster und Bauelemente beginnen, das nächstes Jahr eingeweiht wird.“ Sämtliche Auftrags- und Trocknungsvarianten sollen dabei installiert werden, sodass nahezu jede kundenindividuelle Situation nachempfunden und optimiert werden kann. I

Die Remmers-Gruppe beschäftigt weltweit 1400 Menschen, davon rund 500 am Firmenhauptsitz in Löningen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzanstieg auf rund 280 Mio. Euro (2010: 260 Mio., 2011: 270 Mio.). Der Exportanteil liegt derzeit bei rund 40 %.

Aktiv ist die Remmers-Gruppe in Europa, Asien sowie im Mittleren Osten. Standorte in Deutschland sind der Hauptsitz in Löningen, ein Zweigwerk in Bad Düben bei Leipzig, eine Niederlassung in Heidelberg sowie die Unternehmenstochter 3H-Lacke in Hiddenhausen. Hinzu kommen regionale Service-Center, Shops und Abholläger.