Wie funktioniert der Wandel zur Nachhaltigkeit in der Baubranche, die für 40 % der weltweiten CO2-Emissionen zuständig ist? Das war Thema bei den von der Knoblauch GmbH organisierten Identity Days. „Wir wollen mit unseren Identity Days vol. 01 eine Plattform für einen ehrlichen, offenen Austausch schaffen“, erklärte Inhaber Jürgen Zahn. Zwei Tage lang trafen sich in Markdorf rund 100 Unternehmer und Verantwortliche aus den Bereichen Mode, Ladenbau, Hotellerie/Gastronomie, Arbeitswelten, Architektur und Bildung, um über Nachhaltigkeit im Raumdesign und Innenausbau zu diskutieren. „Wenn wir wirklich nachhaltig wären, dürften wir überhaupt keine Gebäude mehr bauen, keine Räume gestalten, nichts produzieren“, so Zahn bei der Eröffnung. Gleichzeitig gebe es kein Zurück, der Wandel in Richtung nachhaltigerem Wirtschaften sei unabdingbar.
Ideen für Re-Use und Re-Cycle
Impulse zur Frage, wie sich Gebäude und Räume so gestalten lassen, dass sie begeistern und gleichzeitig langlebig und kreislauffähig sind, gab es unter anderem von Keynote-Speakern wie Zukunftsforscherin und Handelsexpertin Theresa Schleicher und Neurowissenschaftler Dr. Arndt Pechstein. „Nachhaltigkeit ist Re-Generation“, betonte Schleicher „denn durch spannende Ideen im Bereich Re-Use und Re-Cycle bringen wir etwas zurück in die Welt.“ Verzicht allein sei nicht der Schlüssel, vielmehr brauche es Konzepte der Wiederverwendung – und Durchhaltevermögen auch in den aktuellen Krisenzeiten.
Aus Altem entsteht Neues
„Veränderung startet immer von ein paar wenigen mit einer Vision“, betonte Neurowissenschaftler Pechstein. Visionen, wie sie Maria Groß und Anja Gillies, Leiterinnen des interdisziplinären Raumdesigns bei Knoblauch, in ihrem Vortrag zu Re-Use vorstellten. Aus Altem entsteht Neues. Dabei griffen sie auf hauseigene Beispiele wie das Hotel „Liberty“ in Offenburg zurück, das ursprünglich ein Gefängnis war. Aber auch auf Konzepte wie „Urban Mining“, bei denen Bestandsgebäude zu Materiallagern werden. „Der Neubauboom hat uns vergessen lassen, wie wertvoll die Wiederverwendung von Baustoffen, Bauteilen und Gebäuden eigentlich ist“, erklärte Architektin Gillies.
An Tag zwei ging es bei einem intensiven Kreativsprint darum, herauszufinden, wie sich neo-ökologische Visionen in die unternehmerische Praxis umsetzen lassen. „Wir alle kennen die Lösung nicht“, resümierte Zahn, „aber wir wissen, dass wir diese schwierige Transformation nur gemeinsam schaffen und nicht, indem wir zueinander in Konkurrenz treten.“ (bs)