1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Auch im Alter zu Hause wohnen – komfortabel und variabel

Projekt RaumWandel
Auch im Alter zu Hause wohnen – komfortabel und variabel

„Ab 30 geht’s bergab.“ – „So alt sind wir noch lange nicht.“ Viele Sätze im Alltag reflektieren den Wandlungsprozess, in dem jeder von uns steckt, der jedoch nur verschämt angesprochen wird. Bei unseren Kunden ist das genauso. Warum aber sollten gerade diese voller Lust mit Altersfragen zum Schreiner gehen und dies dort offen thematisieren? Jedenfalls stoßen Messestände und Mailings mit dem Wort ‚Barrierefrei’ auf Skepsis. Begriffe wie 50+ oder Komfort sind besser zu verkaufen.

Das Thema Wohnen im Alter ist komplex, es wird noch schwieriger durch die Tabus, die eben darin stecken. Ein Schreiner, der sich hier erfolgreich spezialisiert, der vermittelt im Gespräch eine Kompetenz, ohne darüber zu sprechen: „Du brauchst mir nicht zu erzählen, wo es dich zwickt. Ich nehme es wahr.“ Zu der Kenntnis über entsprechende Beschläge und Herstellungsverfahren kommt die Kenntnis über die Normungen und Befindlichkeiten der Zielgruppe und die besondere Kompetenz in der Kommunikation. Schulungen stehen am Beginn. Dazu schult der Landesfachverband Baden-Württemberg Interessenten in einem dreitägigen Grundseminar. Geriater – Fachärzte für die medizinische Altersheilkunde – berichten dabei über die ganz natürlichen Alterungsprozesse. Zwar lassen die körperlichen Kräfte aus der jugendlichen Hochzeit in kleinen Schritten nach, zerbrechlich sind wir deshalb noch lange nicht. Im Gegenzug wächst die Erfahrung und Reife und der bewusst-strategische Umgang mit Kraft. Die Wahrnehmung verändert sich und mit zunehmendem Alter brauchen wir stärkere Kontraste und mehr Licht, doch blind sind wir deshalb noch lange nicht. Das Neueste des Möbeldesigns kitzelt unsere Zielgruppe vielleicht weniger, dafür werden Praktikabilität und bewährte Lösungen bevorzugt. Eine bewusste Produktentwicklung berücksichtigt diese Veränderungsprozesse und verbindet Barrierefreiheit und Komfort mit Variabilität. Das ist das Ziel des Projektes „RaumWandel“ – das Wohnen im Alter zu begleiten.

Beim Projekt RaumWandel im Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg wurden zunächst in Zusammenarbeit mit Fachleuten Grundlagen zusammengestellt. Sodann wurden Möbel und Raumbereiche entwickelt, die dann von älteren Menschen getestet wurden. Mit den Schreinern aus der Gruppe AktivWohnen des Verbandes haben Ärzte und Ernährungsberater, Architekten, Beschlagstechniker und viele weitere zusammengearbeitet. Möglich geworden ist dieses Projekt durch Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Modellprogramms ‚Neues Wohnen’. Im Winter 2009 wurden erste Ergebnisse in der Ausstellung RaumWandel gezeigt. Zum einen waren dort Entwürfe von Studenten der Hochschule für Technik Stuttgart, Studiengang Innenarchitektur, die von Schreinern realisiert wurden. Zum anderen standen dort Konzeptmöbel, die aus der Schreinergruppe heraus konzeptioniert und gebaut wurden. Bei der Wahl der Beschläge und Materialien unterstützten insbesondere die Firma Häfele sowie die Firmen Regout International, Layer, Hettich und die ZEG Stuttgart das Projekt.
Die Möbel bei „RaumWandel“ sind komfortabel und passen sich zudem an sich verändernde gesundheitliche Situationen an. Sie unterstützen bei einem langen selbstbestimmten Wohnen in den gewohnten Räumen. Die frisch wirkenden Lösungen können jedoch von jedermann genutzt werden. Sie sind unabhängig von einer möglichen Einschränkung in Bewegung, Bedienung oder Benutzung. Barrierefreiheit steckt da mit drin, Komfort aber auch, jedoch ist die Gewichtung auf die dienende Begleitung der Bewohner ausgerichtet. Auch der Name „RaumWandel“ spiegelt dies wider. Sind die Verstellmöglichkeiten in Schränken für den einen noch Komfort, ist es für den anderen überhaupt erst die Möglichkeit, an die oberen Fachböden zu kommen und damit selbstständig weiter wohnen zu können.
Aus Komfort wird Notwendigkeit
Was mit den unterstützenden Funktionen in den Möbeln gemeint ist, zeigt sich z. B. an dem Möbel für den Eingangsbereich einer Wohnung. Wer von Einkauf oder Spaziergang nach Hause kommt, kann hier Platz nehmen für eine kleine Verschnaufpause. Oder einfach Taschen und Koffer abstellen. Wer aus dem Haus will, kann im Sitzen die Schuhe binden, Strickjacke und Handschuhe anziehen. Das Regal ist leicht höhenverstellbar, so dass sowohl im Stehen wie im Sitzen der obere und auch untere Fachboden gut erreichbar sind. Die mechanische Höhenverstellung kann auch bei kompletten Schränken eingesetzt werden. Die Garderobenstange ist zugleich Haltestange. Das Sitzpolster liegt lose auf und bewegt sich bei Drehbewegungen mit. Wer für die Parkbank ein Polster möchte, der nimmt die Kissen einfach mit – am Loch bequem zu tragen.
Ziel war immer, bei den Entwürfen eine Mehrfachnutzung möglich zu machen. Was dem einen als Komfort dient, ist für den anderen eine Unterstützung in der Selbstständigkeit. So auch z. B. der Tisch Mehr-Blick. Er macht träumerisches Sitzen und Arbeiten am Fenster möglich, für andere wiederum lockt er, sich mit dem Geschehen vor dem Fenster zu beschäftigen – Sozialkontakte pflegen und nutzen.
Oder der Sitz an der Wand. Ist er in Ruhe, so schmiegt er sich wie eine Skulptur an die Wand und schmückt den langen Flur. Wer sich ausruhen will, der fährt sich nach unten und erholt sich für die nächsten Meter. Ein Möbel, das sich für lange Wege in Hotels anbietet .
Wer wie viele ältere Menschen täglich lange zu Hause ist, der weiß zu schätzen, wenn viele Ablagen da sind, wenn um den Aufenthaltsort in der Wohnung viele Dinge greifbar sind. Das kann das Buch sein, der Notizblock, das Telefon oder auch die kleine Tasche mit z.B. den Taschentüchern. Das Wandboard ist da äußerst flexibel. Fachböden, Haken und Wannen lassen sich einfach anhängen und umstecken. Und wem das Board in der Ausstellung zu kühl wirkt, der erhält es von den Schreinern auch in Nussbaum oder Birnbaum. In Kombination mit einem Bett erweitert es den liebenswerten Lebensraum.
Das Ablegen von Dingen und Ablagetische waren bei den Studierenden ein sehr beliebtes Thema und wurde mehrfach bearbeitet: als Unterschiebtisch, als Überschieber oder auch als Nachttisch.
Ein sehr humorvoller Beitrag ist der Gehstock. Wenn schon ein Langstock nötig ist, so dient er hier mit Mehrnutzen. Zwei Beutel nehmen Schlüssel und Taschentuch auf. Den Einkauf überlässt der Gehstock lieber dem Rollator.
Die Möbel sind bewusst sehr schlicht gehalten – denn über Funktionen wird hier geredet, weniger über persönliche Geschmacksvorlieben. Die sind dann für das Einzelgespräch in der Beratung. Die Schreiner, die die Ausstellung mit erarbeiteten, sind alle in Seminaren auf das Wohnen älterer Menschen hin geschult. (Rainer Gall) ■

Fortsetzung folgt

Projekt RaumWandel

In einer vom demografischen Wandel geprägten Gesellschaft bedarf es einer vorausschauenden Planung und gezielten Anpassungsmaßnahmen in vielen Lebensbereichen. Die Schaffung barrierefreier Wohn- und Lebenssituationen trägt dazu bei, persönliche Wünsche zu realisieren. Freiflächen, die später für Pflege und Rollstuhl zur Verfügung stehen, dienen vorerst für anderweitige Nutzungen der gleichen Nutzergruppe.
Die wesentliche Säule der Ausstellung „RaumWandel“ waren die funktionalen und komfortablen Möbel. Sie erlauben Prävention und Nutzungsvielfalt, die vielen Menschen mit ganz verschiedenen Erwartungen entgegenkommen und zeitgleich benutzt werden können. Zwölf Möbel wurden von Studenten in Zusammenarbeit mit Schreinern realisiert. Weitere Möbel – als Konzeptmöbel – boten die Gelegenheit für persönliche Erfahrung. So konnte man beispielsweise die Höhenverstellbarkeit in einer Küche ausprobieren. Die Möbel und Ideen, die im Haus der Wirtschaft, Stuttgart, fast vier Wochen gezeigt wurden, sollen auf anderen Messen und Ausstellungen präsentiert werden.
Der Raum wandelt sich entsprechend den verändernden Lebenssituationen. Beispielsweise, wenn „die Kinder aus dem Haus sind“ oder in der Phase nach der Erwerbstätigkeit, wollen Nutzer ihren Vorlieben stärker nachkommen oder das möglicherweise gestiegene Gesundheitsbewusstsein umsetzen.
„RaumWandel“ ist ein Teil des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützten Projekts „Neues Wohnen“.
Landesfachverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg, 70182 Stuttgart, www.schreiner-bw.de

Schreinerbetriebe, die bei RaumWandel mitwirkten

Bantel & Langsam, www.bantel-langsam.de
Heemken , www.heemken.de
KA-Möbel, www.KA-Moebel.de
MTB-Schreinerei , www.mtb-hd.de
Kiesewalter , www.kiesewalter- moebel.de
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de