1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Auftritt mit Durchblick

Begehbare Gläser
Auftritt mit Durchblick

Thomas Baumgärtner ist Leiter der Anwendungstechnik Konstruktiver Glasbau der Glas Trösch GmbH Sanco-Lamex*

Konstruktiver Glasbau ist aus der modernen Architektur nicht mehr wegzudenken. Eine wesentliche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die so genannten begehbaren Verglasungen. Diese können grundsätzlich im Innen- wie im Außenbereich eingesetzt werden, beispielsweise für Treppen, Stufen und Podeste, als Abdeckungen für Lichtschächte/Lichtdecken oder auch für Stege bzw. Glasbrücken.
Konstruktion
Begehbare Verglasungen bestehen aus einem Verbundsicherheitsglas (VSG) mit mindestens drei Einzelscheiben. Dabei dient die obere Scheibe als Deck- oder Verschließscheibe und schützt die darunter liegenden Scheiben vor Beschädigungen. Die unteren Scheiben dienen als Tragscheiben, sie übernehmen die statischen Belastungen während des Gebrauchs. Bei begehbaren Verglasungen sind die Bemessungswerte nach DIN 1055 bzw. EC 1 anzusetzen. Dabei müssen die Vorgaben der DIBt-Mitteilung 2/2001 beachtet werden. Wichtig ist auch, die Verformungen der Unterkonstruktion zzgl. der Toleranzen zu berücksichtigen. Bei Isolierglasscheiben müssen Klimalasten entsprechend den „Technischen Regeln für die Verwendung von linienförmig gelagerten Verglasungen“ des DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) beachtet werden. Keinesfalls darf bei begehbaren Verglasungen die Deckscheibe beim rechnerischen Nachweis angesetzt werden (es tragen n-1 Scheiben). Bei Ausfall der am höchsten beanspruchten Scheibe dürfen die zulässigen Spannungen um 100 % erhöht werden (es tragen n-2 Scheiben).
Begehbare Verglasungen müssen als VSG- oder VG-Scheiben mit mindestens drei Einzelscheiben ausgeführt werden. Dabei sind VSG-Folien mit einer Stärke von mindestens 0,76 mm aus Polyvinylbutyral (PVB) zu verwenden. Andere Verbundmaterialien (VG) sind zulässig, wenn deren Eigenschaften hinsichtlich Resttragfähigkeit nachgewiesen werden. Die Verträglichkeit zwischen Fugenversiegelung und Verbundmaterial der VSG-/VG-Scheiben muss gewährleistet sein.
Soweit keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung vorliegt, ist für die Gesamtkonstruktion bei der obersten Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen Bundeslandes oder einer anderen zuständigen Genehmigungsbehörde (z. B. EBA) eine Zustimmung im Einzelfall zu erwirken. Stand der Technik für betretbare und begehbare Verglasungen ist eine nachvollziehbare und vollständige statische Berechnung, und zwar eine FE-Berechnung (Finite-Elemente-Berechnung). Dabei ist auf die realistische Modellierung der Auflager und der Einzel-lasten besonderen Wert zu legen.
Zum Nachweis der Tragfähigkeit von betretbaren und begehbaren Gläsern sind Versuche vorgeschrieben, die in Abstimmung mit der Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen Bundeslandes erfolgen.
Die umfangreichen Anforderungen an die Verglasungen können je nach Bundesland unterschiedlich sein. In aller Regel sind für die Zustimmung im Einzelfall folgende Nachweise zu erbringen:
• Standsicherheits- u. Gebrauchstauglichkeitsnachweise
• Experimentelle Nachweise der Stoßsicherheit sowie der Resttragfähigkeit.
Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit lassen sich über statische Berechnungen nachweisen. Die dabei anzusetzenden Lastannahmen sind in der DIN 1055 festgelegt. Hier spielen das Eigengewicht, die Verkehrslast (Flächenlast) sowie eine Einzellast in ungünstiger Laststellung (Beispiel: Scheibenmitte) eine Rolle.
Als Oberfläche für begehbare Verglasungen wird eine rutschhemmende Bedruckung der Verschleißklasse II bis III nach DIN 154 (für nicht hochfrequentierte Bereiche) empfohlen. Aufgrund von Richtlinien und Unfallverhütungsvorschriften müssen Fußböden in öffentlichen Bereichen rutschhemmend sein. Die entsprechenden Anforderungen an rutschhemmende Eigenschaften von Bodenbelägen werden im berufsgenossenschaftlichen Merkblatt für Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr beschrieben.
In Abhängigkeit von der Rutschgefahr werden unterschiedliche Anforderungen an die Rutschhemmung der Bodenbeläge gestellt. Hier gibt es die Bewertungsgruppen R 9 – R 13, die Prüfung erfolgt nach DIN 51130 durch Begehen einer schiefen Ebene. Erreicht wird Rutschhemmung durch Aufbringen einer entsprechend keramischen Beschichtung (Emailfarbe).
Diese keramische Beschichtung wird im Siebdruckverfahren aufgebracht und anschließend dauerhaft eingebrannt. Der Bedruckungsgrad ist abhängig von der geforderten Rutschhemmung. Mit anderen Worten: Je größer der Bedruckungsgrad, umso höher wird die Rutschhemmung.
Alle gefährdeten Kanten von vorgespannten Gläsern sollten mit einem entsprechenden Kantenschutz versehen sein.
Montage und Wartung
Die Lagerung der Glasscheiben auf der Baustelle muss nach den Richtlinien der Glashersteller erfolgen. Vor dem Einbau sind alle Glaskanten und Bohrungen auf Beschädigung > 15 % der Scheibendicke infolge Baustellenbetrieb zu kontrollieren. Beschädigte Scheiben dürfen nicht eingebaut werden. Besondere Forderungen aus Zustimmungen im Einzelfall sind zu berücksichtigen.
Der Einbau der Scheiben muss zwängungsfrei erfolgen. Alle zu montierenden Verschraubungen sind durch geeignete Maßnahmen (z. B. mit Sicherungskleber) gegen Losdrehen zu sichern. Begehbare Scheiben dürfen im Montagezustand ohne weiteren Nachweis nicht betreten werden.
Bei linienförmig gelagerten, begehbaren Verglasungen ist die fertige Konstruktion stichprobenartig hinsichtlich der flächigen Auflagerung zu kontrollieren. Bei punktförmig gelagerten, begehbaren Verglasungen muss die fertige Konstruktion stichprobenartig hinsichtlich der Zwängungsfreiheit kontrolliert werden. Besondere Forderungen aus Zu-stimmungen im Einzelfall sind ggf. zu berücksichtigen. Für die Nutzung der Verglasung sind Wartungsanweisungen zu erstellen. o
Praxis-Tipp: Nehmen Sie bereits in der Planungsphase mit der zuständigen Baubehörde Kontakt auf. In den einzelnen Bundesländern gelten unterschiedliche Bestimmungen.
Einscheibensicherheitsglas (ESG)
Floatglas oder vorspannfähiges Ornamentglas werden bei ca. 600 °C zur Erweichung erhitzt und dann schlagartig mit kalter Luft abgeblasen. Durch das Erhitzen und Abkühlen erhält ESG seine hohe mechanische und thermische Belastbarkeit. Der Herstellungsprozess macht das Glas besonders widerstandsfähig. Im Falle der Zerstörung entsteht ein engmaschiges Netz von kleinen, stumpfkantigen Krümeln. Die Verletzungsgefahr wird dadurch erheblich reduziert. Wichtig zu wissen: ESG-Gläser können nachträglich nicht mehr bearbeitet werden. Bearbeitungen wie Schneiden oder Bohren müssen vor dem Vorspannprozess durchgeführt werden. Oberflächenbearbeitungen wie Ätzen oder Sandstrahlen sind auch nachträglich möglich.
Eigenschaften: erhöhte Biegebruchfestigkeit, erhöhte Stoß- und Schlagbelastungen, erhöhte Temperaturwechsel-beständigkeit, verletzungshemmend.
Anwendungen: Weiterverarbeitung zu Isolierglas und VSG, Ganzglastüren/-türanlagen, Schiffsverglasung, Treppen-, Balkon- und Brüstungsverglasung meist in Verbindung mit VSG, Eingangsbereich und Ladenfrontgestaltung, Automatik-Türanlagen und Horizontalschiebewände.
Teilvorgespanntes Glas (TVG)
Der Herstellungsprozess ist ähnlich wie bei ESG: Auch hier wird Float- oder Ornamentglas aufgeheizt, nur die Abkühlphase ist bei der TVG-Herstellung wesentlich länger. So entsteht ein Glas, das in seinen thermischen und mechanischen Eigenschaften zwischen Floatglas und Einscheibensicherheitsglas angesiedelt ist. Erst durch die Verarbeitung zu Verbundsicherheitsglas (VSG) bekommt TVG Sicherheitseigenschaften. Auch hier gilt: TVG kann nachträglich nicht bearbeitet werden.
Eigenschaften: erhöhte Biegebruchfestigkeit, erhöhte Temperaturwechselbeständigkeit.
Anwendungen (immer in Verbindung mit VSG): Überkopfverglasungen, Ganzglasfassaden, sofern vielseitig gelagert, Absturzsichernde Verglasungen wie Brüstungen und Geländer, Anwendungen mit hoher thermischer oder mechanischer Belastung ohne spezielle Sicherheitsanforderungen.
Verbundsicherheitsglas (VSG)
Zwei oder mehrere Glasscheiben, die durch Hitze und Druck dauerhaft mit hochreißfesten, zähelastischen Zwischenschichten verbunden sind. Die Zwischenschicht aus Polyvinyl-Bulyral-Folie (PVB) kann klar, durchscheinend, farbig oder auf Wunsch speziell UV-schützend sein, Standard-PVB haben bereits einen hohen UV-Schutz. Je nach Funktion und Sicherheitsbedürfnis werden zwischen den einzelnen Glasscheiben eine oder mehrere PVG-Schichten gelegt. Auch die Verbindung von Ornamentgläsern, Drahtspiegelglas, Sonnenschutzgläsern und Wärmedämmgläsern ist möglich.
Eigenschaften: Im Unterschied zu ESG zerfällt VSG bei Beschädigung nicht in kleine Krümel, sondern behält die zugedachte Schutzwirkung. Bei mechanischer Überbelastung durch Schlag und Stoß bricht zwar das Glas, die Bruchstücke haften jedoch an der unverletzten PVG-Schicht. Dadurch vermindert sich die Verletzungsgefahr, und die verglaste Öffnung bleibt geschlossen.
Anwendungen: Sicherheitsverglasung, Durchwurfhemmung der Widerstandsklasse A, Durchbruchhemmung der Widerstandsklasse B, Durchschusshemmung der Widerstandsklasse C, Bankenglas/Übersteigschutz, begehbares/betretbares Glas, Überkopfverglasung, Fassadenverglasung (aus ESG und TVG), z. B. punktgehaltene, absturzsichernde Verglasungen.
* Sanco-Lamex, der jüngste Geschäftsbereich der Glas Trösch GmbH, Nördlingen, sorgt für ein abgerundetes Sanco-Glasveredlungssortiment. Die Produktpalette umfasst einfache VSG-Festmaße aus Floatglas, VSG mit Wärme- oder Sonnenschutzbeschichtungen, Panzergläser, Begehbare Verglasungen, punktgestützte Systeme/Konstruktiver Glasbau sowie das Lamex-Designprogramm.
Kontakt
Glas Trösch GmbH, Sanco-Lamex
86720 Nördlingen
Tel 0 90 81/26 10-0, Fax ~/26 10-1 90
Herstellerinformation
BM-Gewinnspiel
Herstellerinformation
BM-Titelstars
Herstellerinformation
Im Fokus: Vernetzte Werkstatt

Herstellerinformation
Im Fokus: Vakuumtechnik
Herstellerinformation
BM auf Social Media
BM-Themenseite: Innentüren
Im Fokus: Raumakustik
_6006813.jpg
Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
Im Fokus: Gestaltung
Alles bio? Nachhaltigkeit im Tischler- und Schreinerhandwerk

BM Bestellservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der BM Bestellservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum BM Bestellservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des BM Bestellservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de