Der Staat gibt sich viel Mühe, damit möglichst alle Schulabgänger eine Lehrstelle antreten können. Nicht alle Wege, die er dabei beschreitet, sind sinnvoll, meint der Bundesverband BHKH. Zum Beispiel, wenn neue Ausbildungsberufe geschaffen werden, deren Tätigkeiten von anderen Ausbildungsberufen bereits abgedeckt werden.
Noch absurder wird dieser Weg, wenn ausbildungsstarke Berufe in Mitleidenschaft gezogen werden – wie der Tischler und Schreiner. Unterstützt von Interessengruppen der Industrie stehen zwei Planspiele im Raum: zum einen der „Fenster-, Tür- und Tormonteur“ (FTT-Monteur), zum anderen die „Montagefachkraft für Innenausbau“. Beide durchlaufen das Vorverfahren beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Es dient der Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs. Untersucht wird, ob der bestehende Bedarf bereits durch einen vorhandenen Beruf abgedeckt wird, oder ob ein neuer Ausbildungsberuf geschaffen werden sollte. Als dritte Möglichkeit stehen ergänzende Weiterbildungen zur Debatte.
Der BHKH, der Innungsverband der Tischler und Schreiner sowie der Baufertigteilmonteure, spricht sich klar gegen die Schaffung dieser beiden neuen Berufe aus. Die Überschneidungen mit dem Tischlerhandwerk sind zu groß. Hätten die beiden neuen Ausbildungen Erfolg, wäre Ausbildungs-Kannibalismus die Folge: Lehrstellen würden von einem Gewerk in ein anderes wandern. Fänden sie dagegen wenig Resonanz, würden sie sich zu Splitterberufen entwickeln, die in Betrieben und Schulen nur mit hohem Aufwand umzusetzen wären.
Fenster-, Tür- und Tormonteur
Nach dem Willen der Industrie soll ein zweijähriger Beruf entstehen, der sich ausschließlich mit Montage beschäftigt. Die bisher in diesem Bereich angesiedelten Industrieberufe seien nicht geeignet, heißt es. Es müssten Montage-Teams ausgebildet werden können. Gleichzeitig sollen mit dem neuen Ausbildungsberuf Jugendliche versorgt werden, die nicht zu einer dreijährigen Lehre in der Lage sind.
Das Tischler- und Schreinerhandwerk sieht jedoch keinen Bedarf für einen neuen Ausbildungsberuf in diesem Bereich. Die Gegenüberstellung der wichtigsten Berufsbildpositionen in Tabelle 1 macht deutlich, warum. Der Vergleich zeigt, dass mindestens 80 Prozent der für den FFT-Monteur wichtigen Qualifikationen durch die Ausbildung zum Tischler oder Schreiner abgedeckt werden. Ähnliche Übereinstimmungen zeigen sich im Vergleich mit den Glasern, den Metallbauern sowie den Rollladen- und Sonnenschutzmechatronikern.
Das Tischler- und Schreinerhandwerk bildet traditionell über Bedarf aus; das benötigte Personal für die Fenster-, Tür- und Tor-Montage ließe sich also ohne Weiteres finden. Die nicht abgedeckten Qualifikationen könnten in einer Gewerke übergreifenden und bundeseinheitlichen Fortbildung erworben werden. Zurzeit läuft dazu eine Betriebsbefragung. Wer sich daran beteiligen möchte, kann dies unter www.knauf-consulting.de/ftt-befragung.
Montagefachkraft Innenausbau
Bei der Montagefachkraft im Innenausbau – angedacht als dreijähriger Ausbildungsberuf – sieht das Tischler- und Schreinerhandwerk nicht einmal den Bedarf für eine gewerkübergreifende Fortbildung. Die Überschneidung mit der Ausbildungsordnung für Tischler und Schreiner beträgt 100 Prozent (Tabelle 2). Beim ebenfalls betroffenen Ausbildungsberuf Trockenbaumonteur ergibt sich eine Deckung von 90 Prozent. Auch zur Montagefachkraft für Innenausbau organisiert das BIBB in diesem Jahr eine Betriebsbefragung.
Wer Interesse an den Unterlagen hat, wendet sich an den BHKH unter berufsbildung@tischler.org. ■
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