Eine Mikro Stereoanlage und die dazugehörigen CDs sollen sich hinter einem ästhetischen und funktionellen Kleinmöbel verbergen. So die Möbelidee für die Abschlussarbeit der Technikerklasse FH 01, an der Fachschule für Holztechnik in Hamburg.
Das Ergebnis ist außergewöhnlich und einfach sexy: Ein eckiger Körper durchdringt eine runde, schwebende „Blende“. Dunkles, feuriges Palisander-Furnier paart sich mit hellem europäischen Ahorn. Das kontrastierende Zusammenspiel von gegensätzlichen Formen und Farben ist das beherrschende Konzept dieses wandhängenden Sideboards. Besonders im geschlossenen Zustand wirkt das Möbel durch diesen Formkontrast.
Sinus ist der passende Name für das Phono-möbel, das Assoziationen an eine Sinuskurve – sichtbar gemachte Schwingung – weckt. Zum Öffnen greift man in die an der Unterseite verdeckt angebrachten Griffmuscheln und schiebt die vorderen Korpusteile samt Blende nach links und rechts. Nun präsentiert sich das Möbel auch als technisches Meisterwerk. Die Führung wird durch zwei filigran in Schwalbenschwanzform profilierte Holzleisten erreicht. Eine verdecktliegende Zahnradmechanik sichert die beweg-lichen Korpusteile gegen Abkippen. Das fein-gliedrige Innenleben, farblich in neutralem Anthrazit ausgeführt, ist aus dünnen Kunststoff-Kompaktplatten (HPL-Solid) gefertigt und enthält zwei elegante Auszüge für CDs. Das hochwertige Möbel ist das Ergebnis einer langen Planungsphase im Fach Gestaltung und Konstruktion, in dem Ästhetik, Gebrauchsfunktion und technische Varianten mit Proportionsmodellen (Länge 1200 mm, Höhe 350 mm, Tiefe 250 mm) und technischen Studien sorgfältig erprobt und analysiert worden sind. Dabei wurde auch moderne Computertechnologie genutzt: Die Umsetzung in eine photorealistische Darstellung erbrachte letzte Aufschlüsse.
Die ursprüngliche Planung, das lose eingesetzte Innenleben für verschiedene Nutzungen variabel auszulegen, wurde schließlich aus Kostengründen und in Anbetracht der gesetzten Zeit fallen gelassen. Individuelle Varianten lässt das Möbel trotzdem zu. Wechselweise können Korpus bzw. Blende in Palisander oder in europäischem Ahorn ausgewählt werden. Eine besondere Variante stellt die deckend in Rot lackierte Blende dar.
Trägermaterial der edlen Furniere ist eine hochwertige Moralt-Stäbchenplatte, die mit den stehenden Jahrringen ein ruhiges Oberflächenbild garantiert. Der Korpus ist allseitig auf Gehrung gearbeitet. Ohne sichtbare Fugen wird so die kubische Form betont. Für die nur 8 mm dicke, formverleimte Blende, die sich auch nachträglich austauschen lässt, hat sich nach vielen Versuchen eine Epoxidharz-Verleimung mit Biegesperrholz und Glasfasermatten als günstig herausgestellt.
Techniker wären keine Techniker, hätten sie dabei nicht auch modernste Produktionstechnik im Fach Fertigung und Betriebsmittel ausprobiert. Zahlreiche Vorrichtungen und der Einsatz des CNC-Bearbeitungszentrums sorgten für die seriengerechte Fertigungs- und Wiederhol-genauigkeit.
In verschiedenen, an der betrieblichen Praxis ausgerichteten Gruppen wie Arbeitsvorbereitung, Einkauf, Kalkulation, Arbeitsplatzgestaltung und Marketing hat die Klasse mit enormem Arbeitseinsatz und Kollegialität in der gegebenen Zeit 26 Stücke gefertigt.
Schule und Klasse danken den teilweise sehr großzügigen Sponsoren (Moralt Tischler-platten, Bad Tölz; Danzer Furnierwerke, Reutlingen und Zweihorn-Lacke, Hilden) ganz herzlich.
Zwei Sinus-Phonomöbel stehen im Übrigen noch zum Kauf. Wer sich für die Hamburger Ausbildung und ihre Projekte interessiert:
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