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Das Tuch der Könige

Neue Anwendungen für „Bark Cloth“ oder Rindentuch
Das Tuch der Könige

Weich, leicht und lebendig fühlt sich Rindentuch auf der Haut an. Das Material, das unter dem Namen „Bark Cloth“ geschützt wurde, ist vollkommen natürlich gewachsen. Mit diesem lederartigen, organischen Stoff werden Jahrtausende alte, ostafrikanische, fast schon verschwundene Traditionen wieder lebendig. Früher war Rindentuch den Monarchen des Königreichs Buganda vorbehalten, einer der ältesten Monarchien der Erde. „Bark Cloth“ entsteht aus Baumrinde in traditioneller, mühevoller Handarbeit. Jedes Tuch ist ein Unikat.

Je nach Lichtsituation und Blickwinkel gewinnt das weiche, aber robuste Material die Anmutung von Leder oder die Leichtigkeit und Transluzenz zarter Fleece-Stoffe. Seine einzigartige Struktur macht „Bark Cloth“ zum Material für Kenner und Puristen.

Auch im Möbel- und Innenausbau hat das in Europa bis in jüngster Zeit unbekannte Material schon Anwender gefunden: Für Paravents, Möbelbespannungen oder Türfüllungen (eingespannt in Holzrahmen). Auf Grund seiner textilen Struktur wird Rindentuch natürlich auch für Vorhänge, Tagesdecken, Wandbespannung, Bezugsstoff oder Kissenhülle verwendet. Dazu kommen Anwendungen im Bereich Bekleidung und für Accessoires ist Bark Cloth als erstes Kunstleder auf Basis von Pflanzenmaterialien für Taschen, Hüte, Geldbörsen oder Brieftaschen ein interessantes Material.
Die Weiterentwicklung: Bark Cloth goes Barktex
Im unbehandelten Zustand ist „Bark Cloth“ braun, wobei die Farbpalette von sehr hellem Creme oder orangefarben und rötlich über hellbraun bis hin zum dunklen Braunton reicht. Durch textile Ausrüstungen verschiedenster Art ist „Bark Cloth“ zwischenzeitlich zu „Barktex“ veredelt worden. Dabei wurde mit namhaften Hochschulen und Forschungseinrichtungen, wie dem Instituto Marangoni, der Uni Eindhoven, dem Steinbeis-Transferzentrum oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, zusammen gearbeitet. Inzwischen gibt es das Material in verschiedenen Ausführungen: Gefärbt mit Pflanzenfarben aus aller Welt (Barktex natural colours), kaschiert mit edler Seide (Barktex bark’n’silk), wasserabweisend beschichtet (Barktex plus latex), ausgerüstet für Raumausstattung und Bekleidung (Barktex softgrip, Barktex fireresistant, Barktex stainless, Barktex low friction) oder als erstes natürliches Kunstleder auf Basis nachwachsender Rohstoffe (Barktex but no buffalo) entstehen in kleinen Manufakturen ständig neue, einzigartige Materialkreationen.
Entsprechend bietet Bark Cloth als innovativer Werkstoff ein neues Potenzial für Kreative, Künstler, Gestalter, Macher. Das Unternehmen „Bark Cloth Oliver Heintz“ versteht sich als Dienstleister, der das heutige Wissen um Rindentuch bündelt. Der interdisziplinäre Ansatz führt Unternehmen, Forschungseinrichtungen, afrikanische wie europäische Designer, Textil- und Holztechniker und Rindentuch-Produzenten zusammen. Zusammen mit Kunden entwickelt das Unternehmen Barktex-Spezialitäten, die diesen dann exklusiv zur Verfügung stehen.
Wie Bark Cloth nach Deutschland kam
Oliver Heintz, seines Zeichens Diplom-Betriebswirt, vertreibt den neuen alten Stoff in Deutschland. Er kam durch seine afrikanische Frau Mary Basemera Barongo-Heintz erstmals mit ugandischem Rindentuch in Kontakt. Marys Familie – sie selbst lebt seit elf Jahren in Deutschland und studierte in Freiburg – hat sich in Uganda mit dem Handel von Bark Cloth einen Namen gemacht. Ihr Bruder ist graduierter Forstwissenschaftler und leitet in Kampala das Unternehmen Bark Cloth (Uganda) Ltd. Durch Gründung eines Joint-Ventures mit „Bark Cloth Oliver Heintz“ im Frühjahr 2001 erhielt die bis dahin informelle Zusammenarbeit einen offiziellen Status. Ohne Clanbeziehungen war anfangs eine Bark Cloth Produktion in nennenswerten Stückzahlen nicht denkbar. Geld spielte eine sekundäre Rolle. Inzwischen werden in Uganda zusammen mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit in einem Entwicklungshilfe-Projekt Rindentuch-Farmer in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft und ein qualitätsbewusstes Herstellungsverfahren geschult.
Der Handel mit Rindentuch muss vom amtierenden König Bugandas, Kabaka Ronald Mutebi II, autorisiert werden, da es sich um eine heilige Pflanze handelt (Anm.: Buganda ist die größte der fünf Monarchien Ugandas). Rindentuch war bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausschließlich der Königsfamilie vorbehalten. Die Etikette schrieb vor, dass sich alle Königinnen und Prinzessinnen nur mit Bark Cloth kleideten. Der jetzige Herrscher versucht, die Tradition wiederzubeleben, indem er bei offiziellen Anlässen das Tragen traditioneller Kleidung wünscht. Auf dem Land wird Rindentuch bei wichtigen kulturellen, religiösen und mythischen Anlässen von wohlhabenden älteren Bevölkerungsschichten noch vereinzelt getragen.
Oliver Heintz
79285 Ebringen
Tel/Fax 0700 22752568 (6ct./min)

Wie Bark Cloth entsteht

Das Herstellungsverfahren

Rindentuch, Barktex oder Bark Cloth stammt vom wild wachsenden Mutuba-Feigenbaum (ficus natalensis). Es hat seinen Ursprung im Süden, Südosten und Südwesten Ugandas und der angrenzenden Länder. Rindentuch wird in Auftragsarbeit von bäuerlichen Familienbetrieben hergestellt. Nur noch wenige Personen beherrschen das traditionelle Herstellungsverfahren. Eine Vorratsproduktion erfolgt nicht. In der Regel besitzt ein Produzent fünf bis zwanzig verwertbare Mutuba-Bäume. Großproduzenten gibt es keine. Die Jahresproduktion wird heute auf ca. 50 000 m2 geschätzt und könnte in zwei Jahren auf mehr als das doppelte steigen.
Nur aus der Rinde von Feigenbäumen mit geringen Verästelungen lässt sich ein homogenes Rindentuch herstellen. Die beste Rinde liefern Bäume im Alter von 5 bis 45 Jahren. Der Schälvorgang verletzt keine einzige Lebensader der Bäume. Der geschälte Baum wird bis zur Krone in Bananenblätter eingewickelt, um eine Austrocknung zu verhindern. Die Rinde wächst dann binnen neun bis 14 Monaten nach.
Die abgenommene Rinde wird in einem arbeitsintensiven Verfahren ausschließlich durch mechanische Einwirkung (schlagen mit Rundhölzern unterschiedlich grober Textur) bis zur gewünschten Dicke geweitet. Die Rindenstücke werden bis zu fünfmal nacheinander geschlagen, in heißem Wasser eingeweicht, auf der Wiese getrocknet und erneut geschlagen. Durch den sich wiederholenden Prozess entsteht behutsam ein Tuch, das dabei immer größer, weicher und dünner wird. Entscheidend für die Qualität des Tuchs ist neben der Auswahl der Bäume das richtige Schlagen mit der richtigen Stärke und das Einweichen in Wasser mit der richtigen Temperatur.
Die drei bis sechs Meter langen und etwa zwei Meter breiten Rindentuchstücke werden mit Sisalfaden von Hand aneinander genäht, um größere Stücke zu erhalten. Astlöcher oder während der Herstellung entstandene Löcher und unebene Stellen werden sorgfältig ausgeschnitten und durch angenähte kleine Rindentuchstücke ersetzt.
„Bark Cloth“ kann mit Naturfarben pflanzlicher, mineralischer oder tierischer Herkunft (z. B. Krappwurzel, Blauholz, Faulbaumrinde, Cochenille) eingefärbt werden. Imprägnierbar ist es mit Melkfett, Pflanzenölen, Glycerin, nur bedingt mit Wachs. Je nach Art der Veredelung verliert das Tuch an Exotik und Fremdartigkeit.
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