Ein Banker und ein Wirtschaftswissenschaftler erklärten mir kürzlich unabhängig voneinander: “Ohne Kooperation, ohne geschäftlichen Partner kann heute kein Mittelständler mehr überleben.” Obwohl ihre Perspektiven ziemlich unterschiedlich sind und auf den ersten Blick Pauschalisierungen sein mögen, wird daraus bei näherem Hinsehen eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Handwerk.
Gemeint haben die beiden Vertreter der Banken und Wissenschaftswelt Kooperationsformen in den Bereichen Fertigung, Konstruktion, Entwicklung, Markterforschung, Marketing, Vertrieb, Service, Export, Vermarktung, Aus- und Weiterbildung usw.
Warum sind nun aber diese Kooperationsformen heute wichtiger als vor wenigen Jahren? Die Antwort darauf ist schnell gefunden: Zunehmende Globalisierung und verändertes Kundenverhalten hin zu einer Gesamtlösung scheinen die zentralen Gründe dieser Kooperationsforderung auch im Mittelstand zu sein. Die Forderung widerspricht dabei auch nicht der Marktwirtschaft, auch wenn der Begriff Kooperation im Markt erst einmal befremden mag. Wir wissen jedoch, daß der Markt nicht alles reglementieren kann und sogar Probleme hervorruft.
Die Forderung nach mehr Kooperationen auch im Mittelstand ist legitim, und zwar, um Wettbewerbsnachteile der kleinen und mittelständischen Betriebe auszugleichen, sofern sie der Rationalisierung dienen.
Betriebe, die im Handwerk kooperieren, nennen auch dann Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit, Kostenersparnis, Verbesserung der eigenen Marktposition, neue Märkte gewinnen oder Flexibilität erhöhen als Gründe für ihr Kooperationsverhalten. Und ihre Erfahrungen bestätigen dies, wie eine Untersuchung der Universität Hohenheim bezeugen kann: 62 Prozent der befragten Betriebe bestätigen, daß durch die Kooperation eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit stattgefunden habe und sie ihre Unternehmensziele erreicht hätten. 59 Prozent haben sogar ihre Umsätze steigern können.
Auch wenn die Vorbehalte in zahlreichen Handwerksbetrieben gegenüber einer Kooperation noch mächtig sind und dies weitgehend mit der Angst vor dem Wegfall der Selbständigkeit begründet wird, stehen insbesondere jüngere Unternehmen dem Kooperationsgedanken positiv gegenüber. Sie sehen in der Kooperation eine mögliche Perspektive und oftmals auch die einzige Möglichkeit, ihren Betrieb nicht nur zum Laufen zu bringen, sondern schlicht am Leben zu erhalten.
Ein Jungmeister sagte mir vor kurzem: “Unsere Kooperation ist für mich ein Mittel zur Erhaltung meiner Existenz.” Aber sicherlich steht der erweiterte Kooperationsgedanke im Handwerk über den gemeinsamen Einkauf und seine Möglichkeiten im Handwerk erst am Anfang, denn erst rund 28 Prozent der Unternehmen im Handwerk kooperieren. n
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