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Es werde Licht

Ungewöhnliche Treppenanlagen aus Nussbaum und Stahl
Es werde Licht

„Fiat Lux“ – „Es werde Licht“: Diese ersten Worte der Schöpfungsgeschichte standen Pate bei der Gestaltung zweier ungewöhnlicher Treppenanlagen. Johannes Wunsch, Treppenbauer aus dem Südschwarzwald, konzipierte und realisierte sie.

In einem modernen Neubau in Baden-Baden sollte eine Podesttreppe eingebaut werden. Vom Grundriss her ein Standard, jedoch war es dem Architekten und der Bauherrschaft ein wichtiges Anliegen, die Räume üppig vom Licht durchfluten zu lassen. Denn genau über dem Podest der Treppe befindet sich ein Dachfenster, das ganz wesentlich zur Helligkeit im ganzen Treppenhaus beiträgt. Eine geschlossene Podesttreppe hätte sowohl die großzügige Raumwirkung als auch das direkt einfallende und von den Wänden reflektierte Tageslicht gänzlich abgeschnitten.

Da sich amerikanischer Nussbaum in allen Parkettböden, der Küche und dem Stufenbelag der unteren Treppe aus Beton wiederfindet, wurde dieser Holzart der Vorzug gegeben. Der Riemchen- bzw. Stäbchencharakter der Fußböden wurde folgerichtig auf die luftige, transluzide obere Treppe übertragen – die Dimension der Stäbchen beträgt 45/20 mm. Die in den Berührungsebenen der horizontalen und vertikalen Stäbchen entstandene Leimfläche von 45/45 mm musste ausreichen, um eine statisch belastbare Verbindung zu schaffen. Im Zentrum dieses Quadrates wurde jeweils eine 12 mm Bohrung gesetzt, die es erlaubte, alle Stäbchen auf einen Edelstahlstab zu stülpen. Nun galt es, den Leim so anzugeben, dass die Holzflächen zuverlässig verleimt waren, ohne jedoch den Edelstahlstab zu verkleben. Somit wurde der Effekt einer Gratleiste erzielt, die ein Quellen und Schwinden des Holzes gestattet. Damit auch bei Quell- und Schwindbewegungen der Edelstahlstab an der sichtbaren Außenseite hundertprozentig bündig bleibt, wurde das Randstück als „falsches“ Endstück von der eigentlichen Stabachse durch eine Trennfuge gelöst und von außen eingeklebt. Somit bleibt es bei jeder Holzfeuchte-Änderung immer genau flächenbündig.
Im unteren Bereich wurde die Treppe einseitig eingespannt, indem die Edelstahlstäbe in Stahlplatten eingeschweißt wurden, die sich unter dem Putz befinden. So entstand das Prinzip einer Faltwerktreppe. Das Podest und der obere Lauf wurden an dem Sparren neben dem Dachfenster beidseitig mit 8 mm Edelstahlstäben abgehängt. Die Hölzer wurden vor dem Verleimen fein geschliffen und geölt.
Ungewöhnlich und schwierig war die Ausgangssituation in einem anderen Objekt: Es galt in einer Penthousewohnung in Rom einen Zugang zur Dachterrasse zu schaffen. Dieser konnte nur über eine Steiltreppe erfolgen, die aber wiederum in einem Raumkonflikt mit der Zugangsöffnung im unteren Wohnraum stand. Zudem war es wünschenswert, das üppig einfallende Licht von der Dachterrasse nach unten zu führen.
Aus diesen Gründen wählte Johannes Wunsch Walzstahl als Quadratprofil von nur einem Zentimeter als Werkstoff für die Treppe. Der „Quadratzentimeterstahl“ wurde konsequent für alle Elemente verwendet: Selbst der Handlauf ist in einer Viereranordnung zu einem griffigen Profil gebündelt. Statisch ist das Gitterwerk durch die durchgehenden Ober- und Untergurte zu einem geschlossenen Tragwerk mit aussteifenden Dreiecken verbunden. Auf der Unterseite sind die einzelnen Stäbe durch Querstreben von ebenfalls einem Quadratzentimeter miteinander im Abstand von einem Zentimeter verschweißt. Die einzelnen Stäbe von 6 m Länge mussten mit größter Genauigkeit in rechtwinkligen – dem Verlauf der Treppe entsprechenden – Abstufungen gebogen werden. Vor dem Verschweißen wurde der ganze Korb mit unzähligen Distanzklötzchen auf die genaue Form gespannt. Auch die Schweißpunkte mussten sehr vorausblickend gewählt werden, da die Gefahr des Wärmeverzugs sehr groß war.
Trotz aller dieser technischen und handwerklichen Schwierigkeiten ist die Treppe äußerst maßgenau gelungen. Die zarte, transluzente Gitterkonstruktion gewährt dem einfallenden Licht nun nicht nur freien Durchlass, sondern schafft ihm mit der weißen Pulverbeschichtung eine heitere Spielwiese mit Reflektionen und Brechungen. So erlebt der Betrachter genauso wie der Benutzer die Treppe als vollkommen leicht und licht. ■
Planung, Herstellung, Montage:
Johannes Wunsch, Dipl.-Ing. (FH) 76596 Forbach
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