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Formfindung

Entwurfsseminar am Berufskolleg Köln
Formfindung

Die Bedürfnisse nach Gebrauchsgegenständen und einer Lebenswelt, die individuell und originell gestaltet ist, wächst ständig. Dies muss Auswirkungen auf die Ausbildung haben, denn hier sind Handwerker gefragt, die neben ihren handwerklich-technischen Fertigkeiten auch die anspruchsvollen Anforderungen von heute in Formgebung und Gestaltung umsetzen können. Den Auszubildenden im 3. Lehrjahr wird am Berufskolleg Köln ein Entwurfsseminar angeboten.

Zweifelsfrei wäre es einfach, sich in dieser Frage allein hinter dem Aspekt der Subjektivität, der Betrachtung und des persönlichen Geschmackes zu verstecken.

Schwieriger aber gleichzeitig viel spannender dagegen ist es, eine Antwort darauf zu finden, wie sich die unstrittigen und klaren Gesetzmäßigkeiten fürs Gestalten und Entwerfen vermitteln und jungen angehenden Schreinern mit auf den Weg geben lassen. Dies in einem Umfeld, in dem die Gestaltung nach Aussagen aller Beteiligten zwar einen hohen Stellenwert besitzen soll, gerne aber dem Gesetz des Marktes, der Konstruktion und Funktion, den scheinbar mess-baren Größen, geopfert wird und nicht zuletzt sich auch dem Diktat der Gesellenprüfung unterzuordnen hat.
Eine Möglichkeit, die Grund-lagen des Entwerfens und des Gestaltens zu erlernen, wird seit einigen Jahren am Berufskolleg Köln im dritten Ausbildungsjahr den Auszubildenden des jewei-ligen Prüfungsjahrganges als freiwilliges Seminar angeboten.
Das Entwurfsseminar ist dabei der letzte Baustein innerhalb der Ausbildungszeit, mit dem Ziel, durch die Entwicklung eines konkreten Vorentwurfes für das Gesellenstück Gestaltungskompetenz zu trainieren und zu entwickeln.
Für das Gelingen des insgesamt fast viertägigen Seminars haben sich mit der Zeit einige inhalt-liche, didaktische und organisatorische Elemente herauskristallisiert, die hier kurz dargestellt und als Anregung für diesen komplexen Ausbildungsbereich verstanden werden wollen.
Organisation
Das Seminar ist freiwillig! Jeder Teilnehmer muss Zeit und Kosten (für Unterkunft und Verpflegung) investieren, wenn er sich auf diesen Arbeitsprozess einlassen will.
Die Betriebe und Ausbilder werden im Vorfeld gebeten, dieses Seminar finanziell oder aber mit großzügiger Urlaubsregelung zu unterstützen. Dort, wo rein finanzielle Gründe eine Teil-nahme verhindern, werden Lösungen gefunden.
Das Seminar findet in einem Tagungshaus statt, welches großflächiges Arbeiten ermöglicht, Präsentations- und Projek-tionsflächen hat, sowie autonome Arbeitszeiten zulässt. Gute Verpflegung ist unerlässlich, um die manches Mal durchaus harte Arbeit, welche mitunter bis tief in die Nacht dauert, zu bewältigen.
Konzeption
Die Beschäftigung mit den Grundlagen der Gestaltung ist nur möglich durch Selbermachen, durch den Vollzug von Gestaltungsprozessen. Sie gelingt niemals theoretisch.
Das Ausdenken, Suchen, Fragen, Zeichnen, Machen, Umgehen mit Materialien und ihren Möglichkeiten, mit dem Ziel, Formen nachzuspüren, Gesetzmäßig-keiten zu erfahren (nicht zu wissen) und Inhalte auszudrücken, muss sich als eigener Erkennt-nisprozess erweisen, der nicht durch etwas anderes ersetzt werden kann.
Das grundlegende Konzept des Seminars beruht zusätzlich auf dem Grundsatz und der Erkenntnis des Verfassers, dass (nur) das bewusst und analysierend Wahrgenommene eine Basis für kreatives Handeln ist und erst das Reflektieren solcher Wahrnehmung auch zur Erfindung führt.
Aus diesem Grunde gliedern sich die Seminartage in gemeinsame Plenumssitzungen mit einführenden und begleitenden Themen zu Idee, Form, Farbe, Materialien und Details und in Arbeitsphasen, in denen jeder Seminarteilnehmer am eigenen Entwurf arbeitet, dabei in dem Maße wie jeder es anfordert, in Einzelkorrekturen durch die Seminarleitung begleitet wird.
Proportion und Dimension, der Rhythmus einer Gliederung, Gleichgewicht und Spannung, die spezifische Wirkung von Materialien und Texturen, von Farben, Licht und Werkspuren sind einige Stichworte, die sowohl verstandesmäßig, in hohem Maße aber auch durch die Sinne in gemeinsamen Arbeitseinheiten wahrgenommen, analysiert und einer Bewertung unterzogen werden. Dazu werden exemplarische Beispiele (Dias) untersucht, analysiert, überprüft, bewertet undabgewogen.
Die Abendsitzungen beinhalten in der Regel die Präsentation einzelner Entwürfe, um auch hier die Fähigkeiten zu trainieren, den eigenen Entwurf darlegen und vertreten zu können.
Im fortgeschrittenen Entwurfsstadium werden die eigenen Ideen am einfachen Modell und in der 1:1 kolorierten Zeichnung bearbeitet und aufs Papier gebracht, um die letztgültige Form und Erscheinung zu prüfen.
Das Seminar verfolgt mit diesem Konzept zwei Ziele:
Zum einen geht es darum, eine der wichtigsten Grundtatsachen zu entdecken, nämlich die unendliche Variabilität der Formen und Farben, und die Möglichkeit, die Erscheinungsform der Dinge immer wieder neu zu erfinden. Zum anderen ist es wichtig, zu erkennen, dass jeder immer selber entwirft, gute Gestaltung aber letztendlich nicht willkürlich ist.
Fazit
Sicherlich vermittelt das Seminar nur Grundzüge und kratzt an der berühmten Oberfläche. Dennoch will das Seminar sich auch nicht allein verstanden wissen als eine Art Crashkurs, welcher Tipps und Tricks in Sachen Gestaltung vermittelt, mit denen eine Prüfung zu bestehen ist.
Vielmehr besteht die Hoffnung und das Anliegen, grundlegendes gestalterisches Potential bei den Auszubildenden und angehenden Gesellen zu wecken, zu fördern und die Erkenntnis zu vermitteln, das es ungemein bereichernd sein kann, einer Idee eine Gestalt zu geben, die über ihre bloße Materialität hinaus eine Geschichte erzählt und Inhalte repräsentiert.
Die Resonanz bei den Teilnehmern ist durchweg positiv, denn manch ein Preis bei der Guten Form auf Landesebene und auf Bundesebene lassen den Schluss zu, das der eingeschlagene Weg sich lohnt.
Ein noch größerer Erfolg ließe sich mit dieser Arbeit erreichen, wenn alle Beteiligten an diesem Prozess – seien es die Lehrer, die Meister, die Auszubildenden selber oder die Prüfungsausschussmitglieder – es bewusst ablehnen würden, zu sagen „das weiß ich schon, das kenne ich schon, das kann ich schon . . .“
Wir sollten uns alle auf den immer wieder spannenden und bereichernden Weg machen, die unbewussten Qualitäten des Banalen wie auch die Besonderheiten des Unvergleichlichen zu entdecken und zu fördern.
Manfred Stommel-Prinz, STR
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