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Forum für multifunktionelles Wohnen

Internationale Möbelmesse Köln 1999
Forum für multifunktionelles Wohnen

Für den rechten „Möbler“ ist Köln im Januar stets ein Muß. Jedes Jahr die selbe Spannung auf dem Hinweg. Was hat sich geändert? Welcher Trend ist zu beobachten? Was gibt es Neues?

Natürlich geschehen Veränderungen nicht abrupt. Sie zeichnen sich hier und da erst vereinzelt ab, um sich dann von Jahr zu Jahr zu festigen.
Das Quadratmodul hat bei der Gestaltung der Möbelfronten seinen festen Platz erobert. Wie schon im letzten Jahr angeklungen, wird aber mehr und mehr die Horizontale bei den Entwürfen bevorzugt. So sind zum Beispiel Anrichten niedrig und lang gestreckt. Sie wirken durch die geschlossene Form wie ein kompakter horizontal gedehnter, geometrischer Körper. Die Teilungen der Möbelfront erlauben wegen der liegenden Rechteckformate vorzugsweise nur große Auszüge, die dank der guten mechanischen Führungen einwandfrei laufen. Manche dieser schlichten Anrichten stehen auf dünnen quadratischen Stahlrohrfüßen und lassen Erinnerungen an die ausgehenden fünfziger Jahre wach werden. Beliebt sind Kombinationen wie Anrichte mit langen, ebenfalls die Horizontale betonenden Böden. Diese werden in dickere Rückwände eingenutet und stehen freitragend vor oder es werden lange querformatige Kästen oder Vitrinen an diese Rückwand gehängt.
Kombiniert wird auch mit den Farben und Materialien. Die Anrichte ist meist dunkel, wenn in Holz, dann Nußbaum oder auch Wenge. Die Rückwand und die Kästen sind in Ahorn oder Lack, meist Weiß oder Creme. Die Böden können aus satiniertem Glas oder aus Aluminium sein.
Keine Langeweile
Flexibilität und Individualisierung sind die Zielrichtungen der Möbelprogramme. Keine Langeweile in den eigenen vier Wänden, sondern unbedingt eine andere, nämlich eigene Einrichtung, mit der man sich identifizieren kann.
Durch Anbau und Kombination der Möbelgrundelemente, wobei die Böden bzw. Kästen auf der Wand und deren Frontelemente verschieden angeordnet werden, läßt sich das Erscheinungsbild vielfältig gestalten und mit seinen persönlichen Accessoires geschmackvoll dekorieren.
Für Wohnzimmer sind große Wohnwände out. Wenn die Wände bis zur Decke möbliert werden, dann sind hier viele offene Fächer zum Dekorieren vorhanden und nur Teile der Front mit großflächigen Schiebetüren, häufig aus satiniertem Glas, manchmal auch mit Leinen oder Geflecht bespannt, verschlossen.
Auch diese Möbel strahlen Ruhe durch Funktionalität und Sachlichkeit aus. Alles ohne Schnick-Schnack wie Fähnchen, Tympanon oder Kullerchen. Das ist sehr erfreulich und zeugt von feiner gestalterischer Qualität.
Funktionsvielfalt bei Polstermöbeln
Zum Wohnen gehören aber auch die Polstermöbel. Sie werden bewegter und bequemer. Durch klappbare, anstellbare oder ansteckbare Funktionsteile sind Sitz- oder Liegepositionen veränderbar, werden Abstellflächen oder Beleuchtungsmöglichkeiten geschaffen. Die Bezüge sind aus Wolle, Leinen, Baumwolle oder Flachs, aus Leder oder Lederersatz und aus Korbgeflecht. Die Dessins sind unifarbig oder klein gemustert. Helle Farben wie Creme, Beige bis Weiß, Indischgelb und Sand werden bevorzugt. Die Gestelle oder Füße bestehen in der Regel aus Metall, Alu, Edelstahl oder Stahl verchromt.
MultifunktionellesInnenleben
Im Schlafzimmer erfährt der Kleiderschrank eine besondere Note. Bei Molteni besteht das multifunktionelle Innenleben aus einem Stützpfostensystem, das zwischen Fußboden und Decke gespannt wird. Die Innenausstattung wie Einlegeböden, Kleiderstangen und -lifte, Schubkastenelemente und vieles mehr kann je nach Bedarf und Geschmack daranbefestigt werden. Unabhängig davon läßt sich die Möbelfront aus leichtgängigen Faltschiebe-türen installieren. So kann mit diesen Elementen nicht nur ein gewohnter Kleiderschrank gebaut werden, sondern es lassen sich auch Ecklösungen, begehbare Schränke oder auch Ankleideräume damit gestalten.
Peter Maly geht mit seinem Programm „Alas“ von Behr noch einen Schritt weiter. Hier besteht das Innenleben aus hohen Rollwagen, die für die Aufnahme von Kleidung, Akten, Fernseher usw. zweckmäßig ausgestattet, auch miteinander kombinierbar sein können. Sie sind ungebunden beweglich und können je nach Nutzung verfahren werden. Große Flügeltüren, die um 180° drehbar an einer zwischen Fußboden und Decke gespannten Stange angebracht sind, verstecken alles paraventartig.
Diese Möbel dem Schlafzimmer zuzuordnen, ist einseitig. Sie wollen multifunktional sein und auch in Multifunktionalen Räumen Platz finden. Schließlich kommt es immer mehr, besonders bei jungen Paaren und Singles, zur Verschmelzung der Wohnbereiche wie Schlafen und Wohnen sowie Kochen, Essen und Wohnen. So findet man nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch im Schlafzimmer den Platz für die Stereoanlage, den Fernseher, die Bücher und den Platz zum Schreiben und Relaxen.
Daher verwendet man hier im Schlafzimmer ebenfalls die gleichen Materialien wie im Wohnraum. Wichtigste Hölzer sind Ahorn, Buche, Birke und auch Kirsche. Teils steht auch dunkler Nußbaum oder Wenge in kräftigem Kontrast zu den großen hellen, cremefarbigen Flächen. Oftmals sollen sehr farbige, rote oder grüne Kommoden das sonst eher zurückhaltende Ambiente auffrischen.
Solitärmöbel bereichern die individuelle Wohnwelt
Überhaupt soll das Solitärmöbel wie Kommode, Vitrine, Schreibsekretär oder Stehpult sowie eine besondere Liege die individuelle Wohnwelt bereichern. Diese Einzelmöbel sind meist von hoher (Vererbungs)-Qualität.
Möbel sind Kulturgüter
Bei der Suche nach Neuem auf der Möbelmesse und nachErgründen des Trends fällt ein Messebericht natürlich recht einseitig aus. Die vielen Stilmöbelhersteller mit ihren in hoher Qualität gefertigtenMöbeln und die Hersteller von weniger progressiven Möbeln blieben hier unerwähnt. Sie mögen verzeihen. Sie liegen in Qualität und Design alle weit über dem, was einem in Hauswurfsendungen großer Möbelhäuser offeriert wird. Doch – Möbel sind Kulturgüter! Einkäufer und Händler haben hiermit in ästhetischer Hinsicht auch eine erzieherische Aufgabe. Das Verramschen billiger Möbel mit Sperrmüllcharakter trägt hierzu allerdings nicht bei.
Erstmals auf der Internationalen Möbelmesse waren unter dem Namen NEWCRAFT Werkstätten-Möbel des Tischlerhandwerks in NRW zu sehen. NEWCRAFT ist ein Pilotprojekt zur CAD/CAM-kundenindividuellen Möbelproduktion.
Auf Initiative des C..Labors der Hochschule für Gestaltung Offenbach und des Fachverbands Holz und Kunststoff Nordrhein Westfalen kooperieren zehn Tischlereien, mit spezieller Erfahrung in computergesteuerter Fertigung. Die erst ein Jahr junge Mšbelmarke NEWCRAFT wurde mit zwei neuen Modellen von Jochen Gros ergänzt: dem Regalsystem „Eckensteher“ und dem Tisch „Stereotafel“, jeweils aus schwarzem MDF und Multiplex Birke gefertigt.
Sehenswerte Kölner „Passagen“
Die Kölner Möbelmesse ist aber nicht alles. Man sollte auch einen Gang durch die zahlreichen Showrooms unternehmen. Sie gehörten wieder zum Ausstellungsprogramm der Kölner „Passagen“, das aktuelle Tendenzen im Design, speziell im Möbeldesign, aufzeigte. Hier wurden unbekümmert frische Ideen von jungen Studenten, Tischlermeistern und Architekten gebündelt präsentiert. Manches noch nicht ausgereift, anderes von hoher Professionalität.
Interessant die Vorstellung der Aachener Akademie für Gestaltung. Sitzschalen aus Holz, Regalsysteme mit interessanten Verbindungen, die Fun-Kugeln, der mobile Mal- und Schreibplatz bestehend aus Hocker und Schreibfläche bzw. Stehpult, die aus einer Materialfläche gefalteten Möbelkörper und vieles mehr sind wertvolle innovative Ansätze. Ein ästhetischer Genuß und Zeugen hoher Handwerkskunst sind z. B. die Liegen von Dietmar Mechsner. Die Kölner Tischlermeister haben sich auch in diesem Jahr ebenfalls wieder ein neues Thema ausgedacht. Waren es im vergangenen Jahr die Hundehütten unter dem Thema „CASA CANE“, die einen hohen Aufmerksamkeitsgrad durch die zahlreichen Berichte und Reportagen in Presse, Funk und Fernsehen erzielten, so erregten in diesem Jahr die „Beziehungskisten“, ein außerordentlich großes Interesse.
„Beziehungskisten“ sind Möbel für ein Leben zu zweit oder für die Trennung, wobei dann sicherlich nach der Trennung die Erinnerung an das Ergänzungsstück bleibt. Bezeichnenderweise fand diese Ausstellung in der Christuskirche statt, die zum Samstag für eine Trauung wieder geräumt und bestuhlt werden mußte.
Am Rheinhafen im ECR Gebäude stellten die Profis wie Wogg, Röthlisberger, Thut, Boffi, Alinea usw. aus – Exklusive Küchen und Bäder, interessante Stühle, Liegen und Tische, Regalsysteme und Schränke.
Bemerkenswert sind bei den Schweizern die Konstruktionen und ausgefeilten Details mit dem Ziel mit leichtem Material auszukommen, wie dünnes Flugzeugsperrholz,expandiertes Polypropylen (EPP), feste Folien, HPL-Ummantelungen und dünne Metalle; dabei aber trotzdem durch Rundungen oder Abkantungen hohe statische Festigkeiten zu erreichen.
Was nicht gefiel
Ein Lob der Exponate auf der Messe. Aber dennoch – eine kleine Kritik sei gestattet:
Es fällt auf, daß Möbelfüße hier und da direkt unter den Unterboden geschraubt werden. Der Unterboden wird sich bald verformen und dann zu Funktionsstörungen der Frontelemente führen. Wenn die Zarge aus optischen Gründen entfällt, dann ist der Boden auf jeden Fall zu verstärken.
Räder unter Betten, die am Betthaupt verankert und deshalb nicht fahrbar sind, haben nur eine vortäuschende Funktion und sind zu vermeiden.
Sehr breite Türen von geringer Höhe sollten nicht als Drehtüren angeschlagen werden, da sie nach kurzer Zeit herunterhängen.
Gefährlich sind die Ecken der herauskragenden dünnen Fachböden aus Metall oder Glas, besonders dann, wenn sie sich in Augenhöhe Erwachsener oder auch Kinder befinden.
Insgesamt war Köln wieder die Reise wert. Die anfängliche Spannung auf der Hinreise ist dem „Aha“-Erleben und der erfreulichen Erkenntnis gewichen, daß sich in der Möbelbranche und auch im Tischlerhandwerk etwas bewegt. Immer wieder stehen kreative Geister auf, um innovative Entwürfe und Konstruktionen zu kreieren und zu präsentieren.
Wolfgang Nutsch
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Schallmessung in der Praxis: Michael Fuchs (r.) und Simon Holzer bei raumakustischen Messungen in einem Objekt (Friseursalon Max in Wallersdorf). Foto: Barbara Kohl, Kleine Fotowerkstatt
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