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Freiheit über der Decke

Brandschutzdecken ohne Abhänger
Freiheit über der Decke

Unterdecken sind eine elegante Möglichkeit, die vielfältigen, haustechnischen Installationen im Hohlraum zwischen tragender Decke und Unterdecke „verschwinden“ zu lassen, ohne den optischen Eindruck der Flure und Räume zu beeinträchtigen. Moderne Unterdecken haben oft weitere Funktionen, beispielsweise als Licht-, Kühl- oder Brandschutzdecke, zu erfüllen. Eine besondere Form der Ausführung ist die freitragende Brandschutzdecke, die über ihre gesamte Spannweite keine Abhängung benötigt.

Die übliche Befestigungsmethode der Unterdecken ist die Abhängung von der Rohdecke, die allerdings zwei Voraussetzungen erfordert: Erstens muss die Rohdecke für die Last der Unterdecke genügend tragfähig sein. Zweitens dürfen sich die Installationen im Deckenhohlraum und die Abhänger der Decke nicht in unvertretbarem Maße gegenseitig behindern. Das Leitungsdickicht im Deckenhohlraum muss also noch Platz für die Deckenbefestigung lassen. Umgekehrt sollten auch die Abhänger nicht nachträgliche Arbeiten oder Reparaturen im Leitungshohlraum unzumutbar erschweren.

Wenn dies wegen der zu hohen Installations- bzw. Abhängerdichte nicht gewährleistet werden kann, sollte der Planer die Verwendung einer freitragenden Unterdecke prüfen. Durch die Befestigung an den angrenzenden Wänden werden im Deckenhohlraum Platz und Bewegungsmöglichkeiten für die Haustechnik und ihre Installateure geschaffen. Sofern an die Unterdecke keine weiteren Anforderungen gestellt werden, kann die freispannende Konstruktion relativ einfach als statisch nachgewiesenes und bauseits errichtetes Stahltragwerk ausgeführt werden.
Oft tritt jedoch die höchste Installationsdichte in den Fluren von Büro- und Gewerbegebäuden auf. Diese Flure sind in der Regel Fluchtwege, weshalb die Decken Brandschutzanforderungen erfüllen müssen. Für eine bauseits errichtete freispannende Konstruktion mit definiertem Feuerwiderstand würde man eine Prüfung bzw. eine Zustimmung im Einzelfall benötigen. Dieser Aufwand lässt sich sparen, wenn auf eine freitragende Brandschutzdecke als Systemlösung zurückgegriffen wird, für die der Hersteller ein Allgemeines Bauaufsichtliches Prüfzeugnis hat.
Die meisten dieser Systemdecken mit nachgewiesenem Feuerwiderstand haben Spannweiten zwischen 2 und 5 m, sind also speziell für Flure geeignet. Einige Ausführungsvarianten überbrücken größere Weiten, so dass bei Bedarf auch andere Räume mit freitragenden Brandschutzdecken ausgerüstet werden können.
Eher selten, aber im Einzelfall doch möglich, dürfte der Einsatz einer freispannenden Brandschutzdecke wegen mangelnder Tragfähigkeit der Rohdecke sein. Diese Situation könnte beispielsweise bei Sanierungen auftreten, wenn die historische Rohdecke ein nicht weiter belastbares Ziegelgewölbe ist.
Einsatzkriterien für Brandschutzdecken
Die im zweiten Teil dieses Artikels beschriebenen Brandschutzdecken sind überwiegend nach DIN 4102–2 geprüft. Ihr Feuerwiderstand wird dementsprechend mit F 30 oder F 90 angegeben. Möglich ist aber auch die Prüfung nach DIN EN 13501–2 und die Klassifizierung als REI 30 bzw. REI 90. Der Feuerwiderstand wird bei den freispannenden Ausführungen in der Regel allein für die Unterdecke geprüft (selbstständige Unterdecke). Die Beschaffenheit der Rohdecke spielt dabei keine Rolle, weshalb die Zuordnung nach den Deckenbauarten I bis IV entfällt.
Bei der Produktauswahl ist die Unterscheidung nach der Richtung des möglichen Brandangriffs wichtig. Soll der Raum oder der Fluchtweg gegen ein Feuer aus dem Installationshohlraum geschützt werden, muss die Decke F 30 bzw. F 90 von oben erfüllen. Das gilt dann auch für die Rohdecke, damit sie nicht vorzeitig versagt und auf ihre eigene Unterdecke stürzt. Sind hingegen die Installationen gegen einen Brand im Raum zu sichern, wird der entsprechende Feuerwiderstand der Unterdecke von unten benötigt. Auch die Kombination der Forderungen ist möglich (F 30/F 90 von oben und unten) und kann mit den vorhandenen Systemen erfüllt werden – teilweise sogar in baugleicher Ausführung.
Planerische Randbedingungen
Die angrenzenden Wände nehmen die gesamte Eigenlast der Unterdecke auf und müssen diese auch im Brandfall sicher tragen. Sie benötigen deshalb denselben Feuerwiderstand wie die Unterdecke. Als die Unterdecke tragende Wände kommen alle heute in der Baupraxis üblichen Konstruktionen in Frage. Neben Massivwänden aus Beton, Mauerwerk oder Gips-Wandbauplatten können dies auch leichte Trennwände in Ständerbauweise sein. Bei letzteren sind allerdings in einigen Fällen besondere Randbedingungen zu beachten, etwa eine zusätzliche Beplankungslage auf der Wand, ein erhöhter Feuerwiderstand der Wand oder eine verringerte zulässige Spannweite der Decke. Ob und welche Randbedingungen bei leichten Trennwänden als Auflager für die gewählte Decke zu berücksichtigen sind, beschreiben die Herstellerunterlagen sowie in letzter und maßgeblicher Instanz das Allgemeine Bauaufsichtliche Prüfzeugnis.
Dieses Prüfzeugnis gilt stets für den Gesamtaufbau der Unterdecke samt ihrer Befestigung. Einzelne Komponenten dürfen deshalb nicht ausgetauscht oder gar weggelassen werden. Speziell bei der Befestigung an den Wänden und den Wandanschlüssen ist im Rahmen der Bauüberwachung auf eine exakte Ausführung nach Prüfzeugnis zu achten.
Freispannende Brandschutzdecken können in der Regel keine weiteren Lasten aufnehmen. Jedoch ist in allen Systemen die brandschutzgerechte Integration von Leuchten und – je nach Herstellerangabe – eventuellen anderen leichten Einbauten möglich, etwa Lautsprecher oder Be- und Entlüftungsventile. Einige Systeme arbeiten mit einzeln herausnehmbaren und abklappbaren Deckenelementen, bei denen keine Revisionsöffnungen erforderlich sind. Bei nicht zu demontierenden oder zu öffnenden Decken sollten diese Klappen (mit gleichem Feuerwiderstand wie die Unterdecke) in jedem Fall eingefügt werden.
Wenn die Raumbreite größer als die zulässige Spannweite der gewählten Decke ist, kann im Einzelfall geprüft werden, ob sich die freitragende Konstruktion mit klassisch abgehängten Teilflächen kombinieren lässt. Freitragend wird dann nur der Bereich unmittelbar unter der hohen Installationsdichte ausgeführt.
Bei der Gestaltung der Decken überwiegen die glatten und geschlossenen Ansichten. Einige Hersteller bieten aber auch gelochte Brandschutzunterdecken für eine bessere Raumakustik oder Untersichten mit Profil bzw. Design an. Manche Systeme können sogar auf der Unterseite mit zusätzlichen Sichtdecken versehen werden.
Das Angebot der Hersteller
Im Sortiment von Knauf gibt es freitragende Decken in F 30 bzw. F 90, die jeweils wahlweise für die Brandbeanspruchung allein von unten oder von oben und unten ausgeführt werden können. Tragendes Element ist in beiden Fällen eine Metallunterkonstruktion aus UW-Profilen an den Wänden sowie CW-Profilen als freispannende Träger. Diese Unterkonstruktion wird je nach Richtung der Brandbeanspruchung entweder nur von unten oder von oben und unten beplankt. Eine Mineralwolleauflage ist möglich, es gibt jedoch auch Beplankungsvarianten, die ohne Dämmstoff die Anforderungen erfüllen. F 30-Qualitäten werden mit Gipskarton-Feuerschutzplatten (GKF, Baustoffklasse A2) beplankt, F 90-Qualitäten mit Fireboards (A1).
Die maximal möglichen Spannweiten der Decken hängen von der Art der Brandbeanspruchung und von den gewählten Tragprofilen ab. Sie reichen von 4,75 m (F 30 nur von unten) bis 3,5 m (F 90 von oben und unten). Eine Sichtdecke unter der Brandschutzdecke ist bis F 30 möglich.
Infos: Knauf Gips KG, 97346 Iphofen, www.knauf.de
Im Sortiment LMD von Lindner gibt es verschiedene Ausführungen von freitragenden Brandschutzdecken mit metallischer Sichtseite. Verzinktes Stahlblech ist dabei auf der Rückseite mit Brandschutzplatten und Mineralwolle hinterlegt. Für F 30 gibt es auch mineralwollefreie Lösungen. Bei Brandbean- spruchung nur von oben kann das Metall für die Verbesserung der Raumakustik gelocht und mit Akustikvlies geliefert werden. Auf Anfrage sind Sichtseiten aus Edelstahl, Aluminium, Streckmetall oder Gipskarton möglich.
Die Elemente werden auf Wandwinkel aufgelegt oder in spezielle Haltekonstruktionen an der Wand eingehängt. Es lassen sich außerdem abklappbare oder senk- und schiebbare Elemente ausführen. Die Plattenlängen und damit die freien Spannweiten liegen je nach Typ und Brandschutzanforderung zwischen 2 und 3 m. Für F 30 gibt es einen zusätzlichen Überbrückungsträger mit 4,50 m Spannweite.
Infos: Lindner Holding KGaA, 94420 Arnstorf, www.lindner-holding.de
Selbstständige freitragende Unterdecken von Miprotec gibt es in den Feuerwiderstandsklassen F 30 und F 90 sowie für eine Brandbeanspruchung von unten und oben.
Tragendes Element ist in beiden Fällen eine bauseits zu errichtende Stahlkonstruktion, die auf Wandwinkel aufgelagert wird und sowohl von unten als auch von oben zu beplanken ist. Eine Dämmstoffauflage ist nicht erforderlich. Als Beplankung kommen systemzugehörige Vermiculiteplatten mit Papierkaschierung zum Einsatz.
Die Spannweiten richten sich nach der Art der Stahlkonstruktion. Mit Stahlhohlprofilen können bis zu 8 m erreicht werden. Bei Weitspannträgern sind maximal 5,45 m (UA-Profile) bzw. 2,0 m (CW-Profile) möglich. Zum System werden außerdem Revisionsrahmen und Leuchtenkästen angeboten.
Infos: Technischer Vertrieb Miprotec-Produkte im Haus der Techno-Physik Eng. GmbH, 45136 Essen, www.techno-physik.com
Die freitragenden Brandschutzdecken BSE 30 und BSE 90 von Owa werden als einbaufertige Elemente auf die Baustelle geliefert. Sie brauchen dort lediglich auf die vorher befestigten Wandprofile aufgelegt zu werden. Die Decken sind baugleich für den Brandangriff sowohl von unten als auch von oben. Die Ober- und Unterseite besteht aus Mineralwolle in verschiedenen Designs, die neben dem Brandschutz und der Optik zusätzlich für eine verbesserte Raumakustik sorgt.
An den Längsseiten der Elemente befinden sich C-Profile als Träger, die eine maximale Spannweite der Decke von 2,5 m erlauben. Die Elementbreite beträgt 30 bzw. 31,2 cm. Die Dicke ist von den Brandschutzanforderungen abhängig, bei F 90 sind es 11 cm und ein Flächengewicht von ca. 35 kg/m². Es können Elemente mit Einbauleuchten bezogen werden. Revisionsöffnungen sind nicht erforderlich, weil jedes Element einzeln demontierbar ist. Außerdem gibt es ein abklappbares System.
Infos: Owa Odenwald Faserplattenwerk GmbH, 63916 Armorbach, www.owa.de
Eine Reihe verschiedener freitragender Unterdecken F 30 oder F 90 lassen sich mit den Brandschutzplatten Promaxon bzw. Promatect von Promat ausführen. Sie sind jeweils für Brandbeanspruchungen nur von unten oder von oben und unten geeignet.
Als Auflager dienen Wandwinkel, auf die entweder die Platten direkt (ohne Träger) oder aber Stahlhohlprofile sowie Promat-Weitspannträger aufgelegt werden. Die Ausführungsvariante ohne Träger hat die für F 90 äußerst geringe Aufbauhöhe von nur 6 cm, allerdings ist die Spannweite auf 1,80 m begrenzt. Werden die beim Hersteller vorgefertigten Weitspannträger verwendet, können die Decken bis maximal 5 m spannen. Diese Träger brauchen nur von unten beplankt zu werden (einfach für F 30, doppelt für F 90), was die Montage vereinfacht.
Stahlhohlprofile als Träger müssen hingegen von oben und unten beplankt werden. Dafür ist ihre Länge – und damit die Deckenspannweite – unbegrenzt, sofern die Querschnittsabmessungen nach dem Allgemeinen Bauaufsichtlichen Prüfzeugnis gewählt werden. In die Decken lassen sich Einbauleuchten und Revisionsöffnungen integrieren, eine Ausführungsvariante kann außerdem mit unterseitigen Raster-Deckenelementen optisch gestaltet werden (max. Spannweite in diesem Fall 2,5 m).
Infos: Promat GmbH, 40835 Ratingen, www.promat.de
Rigimont 30 von Rigips ist eine selbstständige freitragende Unterdecke aus Gipskartonplatten und einer Mineralwolleauflage. Die Platten kommen planeben auf die Baustelle und werden dort an den werkseitig vorbereiteten Nuten U-förmig aufgekantet. Die Aufkantung ist mit Fugenspachtel Vario zu verkleben.
Nach dem Einlegen und Verkleben der Mineralwolle sind die im Regelfall 30 cm breiten Elemente montagefertig für die Auflage auf Wandwinkel. Träger werden in diesem System nicht benötigt.
Die Decke erreicht die Brandschutzqualität F 30 von unten und von oben. Ihre maximale Spannweite beträgt 3 m, das Flächengewicht etwa 26 kg/m². Je Element lassen sich zwei Einbauleuchten einbauen, die von der Mineralwolle überdeckt werden müssen. Revisionsöffnungen sind wegen der Demontierbarkeit nicht erforderlich.
Wenn neben den Brandschutzanforderungen auch raumakustische Verbesserungen erwünscht sind, kann Rigimont 30 mit gelochten Platten (und Rieselschutz) ausgeführt werden. Gelochte und ungelochte Elemente lassen sich innerhalb einer Decke kombinieren. Außerdem kann die Decke durch einen leichten Höhenversatz zwischen den Elementen eine optische Struktur erhalten. Oder es werden Dekorplatten zur Gestaltung verwendet.
Infos: Rigips GmbH, 40549 Düsseldorf, www.rigips.de
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