Ganz plötzlich hatte Martin Rodemich den Friseursalon seines Vaters in Michelstadt übernehmen müssen, als dieser überraschend verstarb. Danach klaffte jahrelang eine große Lücke zwischen dem „fetzigen“ Jungfriseur und dem etwas „angestaubten“ Look der Inneneinrichtung. Außer den Kunden, die den jungen Friseur schon persönlich kannten, ist vormals in den alteingesessenen Familienbetrieb wohl kaum ein Fremder in Erwartung einer modernen Frisur gekommen.
Zusammen mit Andrea Fritz und ihrem Planungsbüro Möbel & Raum entstand ein Friseursalon, der moderne Optik mit praktischem Nutzwert vereint.
Die Anforderungen an die Innenraumgestaltung waren groß. Vormals waren 16 Schneidplätze rundum an den Wänden aufgereiht. Dies war zwar platzsparend, aber für den Kunden weder aus kommunikativer noch aus atmosphärischer Sicht vorteilhaft.
Jetzt ist ein Teil der 16 Schneidplätze mittig im Raum angeordnet. Die beidseitig mit Spiegel versehenen Raumteiler lockern das Raumempfinden auf. Gleichzeitig fühlt sich der Kunde geborgener. Und wer sich kennt, hat sozusagen „quer“ die Möglichkeit zum Gespräch. Für die Möblierung wurde eine naturmatte HPL-Oberfläche in wengefarbener Optik gewählt. An den einzelnen Schneidplätzen sind kleine Ausziehtabletts für eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wasser eingearbeitet. Neben den Spiegeln sind kleine Ablagen angeordnet mit Aussparungen für Reagenzgläser. Hier kann ein frischer Blumengruß, ein kleiner Weihnachtsmann oder andere kreative Dekorationen jeden Kunden einzeln erfreuen.
Zum Waschen der Haare gibt es drei Varianten: Zum einen das bewegliche „Rückwärtswaschbecken“, das im Raum zwar feststeht, aber durch Schwenkarme zum Kunden hin zu bewegen ist. Dann ein so genanntes Vorwärtswaschbecken, das noch aus früheren Zeiten stammt und besonders für ältere Kunden attraktiv ist. Als drittes und innovatives Element gibt es zwei Waschplätze mit einer Art Liegesessel. Der Kunde hat beim Haarewaschen oder bei der Kopfmassage eine sehr komfortable Position.
Der Bodenbelag sollte hell sein und im Kontrast zu den dunklen Möbeln stehen. Aus unendlich vielen Möglichkeiten wie Gummibeläge, helle Fliesen, Holz, Holzimitaten etc. fiel die Wahl auf einen Steingranulat-Belag, der alle für einen Friseursalon notwendigen Eigenschaften besitzt: Er lässt sich einfach und gut sauber halten (saugen bzw. nass saugen), ist chemikalienbeständig, rutschsicher und unterstützt die Raumakustik durch seine raue Oberfläche. Der Boden besteht aus Naturkieselsteinchen, die mit Kunstharz vermischt und dann auf dem Estrich als Masse aufgespachtelt werden.
Um zu verhindern, dass unterschiedlichste Werbeelemente der Kosmetikfirmen die Optik des Raumes beeinträchtigen, wurden Kosmetikregale angefertigt. Ausgewählte Produkte werden präsentiert. Hinter Schiebeelementen ist gleichzeitig der Stauraum für die Produkte verborgen. Die Wandelemente sind mit elfenbeinfarbener Beschichtung versehen.
Dekorativ wirken die großen, direkt angestrahlten Bildtafeln, die an einer Aufhängeleiste an der Wand und in Rahmen als Raumteiler befestigt sind. Sie sind mit digitalen Drucken versehen, die auch das Können des Friseurs widerspiegeln.
Im Schaufenster gibt es kleine hinterleuchtete Bildtaschen, mit denen der Friseur auf einfache Art – über Kopien und Farbkopien – Infos oder auch Werbung nach außen tragen kann. Nächtens sind die leuchtenden Elemente ein Aufmerksamkeit erregender Hingucker. (ra)
Entwurf und Ausführung:
Möbel & Raum GmbH 64720 Michelstadt
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