Statt seinen 50. Geburtstag in trauter Runde mit Freunden und Verwandten zu feiern, lud Günther Alber Mitte August ins Massivholzlager seiner Schreinerei, die er zusammen mit seinem Bruder Kurt in Filderstadt führt, ein. Dort war Afrika-Stimmung angesagt. Über 120 Kunden, Partner und Freunde lauschten afrikanischen Klängen, erfreuten sich an unbekannten, exotischen Speisen – und spendeten für Schreinerkollegen am Äquator.
„Durch meine Tätigkeit im Gesellenprüfungsausschuss kannte ich das Projekt „Wamba-Luadi“ der Philipp-Matthäus-Hahn-Berufsschule (PMHS) in Nürtingen seit vielen Jahren, aber auch die Probleme den Schreinern am Äquator zu helfen“, so Günther Alber. Die PMHS unterstützt bereits seit 25 Jahren eine Handwerkerschule im gleichnamigen Dorf in der Demokratischen Republik Kongo, rund sechs Grad südlich des Äquators. „Warum also nicht ein Fest zu Gunsten der kongolesischen Schule veranstalten“.so Günther Alber. Das Benefizkonzert eröffnete die Trommlergruppe „Didadi“, gefolgt von dem Konzertgitarrist und Komponist Georg Lawall, der mit seiner Gitarre die Zuhörer auf eine verzaubernde Klangreise mitnahm. Das musikalische Highlight des Abends war die amerikanische Jazz- und Gospelsängerin Melva Houston und Kontrabassist Rainer Frank. Zwischen den akustischen Genüssen gab es auch kulinarische, wenngleich die afrikanische Speisen für viele ungewöhnlich waren. Und dann natürlich auch die Präsentation des Wamba-Luadi-Projekts.
Wamba-Luadi ist eine kleine Ansiedlung im Kongo, nahe Kasongo-Lunda, an der Grenze zu Angola. In dem afrikanischen Dorf erlernen junge Frauen und Männer den Beruf des Schreiners und Zimmermanns. Jedes Jahr beginnen 15 Schüler die dreijährige Ausbildung. Bei erfolgreichem Abschluss erhält jeder Schüler einen Satz Handwerkzeuge. Hinzu kommen Spannzangen und Handschleifapparate. „Strom für elektrische Maschinen gibt es in diesen Regionen nicht. So ein Werkzeugsatz, der uns jeweils knapp 1000 Euro kostet, stellt eine umfangreiche und wertvolle Hilfe auf dem Weg zur Selbstständigkeit dar“, weiß Oberlehrer Albrecht Koch zu berichten, der zu den Gründern der Initiative gehört und auch schon vor Ort war. So haben die Handwerkzeuge einen sehr hohen Stellenwert und ermöglichen den Absolventen in ihren Heimatdörfern eine Einkommensquelle. Des Weiteren verhindert diese Hilfe zur Selbsthilfe die Abwanderung in die Slums von Kinshasa.
Die Philipp-Matthäus-Hahn-Schule unterstützt – in einer engen Zusammenarbeit mit der Basler Organisation „mission 21“ – die Handwerkerschule und das Krankenhaus in Wamba-Luadi. Die Organisation „mission 21“ betreut die evangelische Kirche im Kwango und bezahlt die Gehälter der Lehrer sowie den Export der Werkzeugsätze. Unterstützt wird auch die Metallwerkstatt am Ort. Außerdem wird ein in Wamba-Luadi angesiedeltes Wiederaufforstungsprojekt finanziert.
Zur Finanzierung der Werkzeuge stellen die Schüler und Schülerinnen aller Abteilungen der PMHS Nürtingen Produkte her, die u. a. auf dem Weihnachtsmarkt der Stadt verkauft werden. Hinzu kommt eine Tombola, mit der Werbegeschenke von Firmen verlost werden. Das Projekt wird aber auch durch Zuwendungen des Wirtschaftsministeriums unterstützt. Auch Spenden von Privatpersonen oder Firmen tragen zur Finanzierung bei. Ein Teil der Werkzeuge für die afrikanischen Schüler, beispielsweise handbetriebene Schleifscheiben und Spannelemente für die Massivholzverleimung, werden in der PMHS selbst angefertigt.
So verlassen alljährlich viele Handwerkzeuge – in Stahlfässern eingeschweißt – Nürtingen und gelangen auf dem Seeweg in den Kongo. Bei der nächsten Sendung sind es wohl einige Fässer mehr, denn die Spendenboxen waren nach der „afrikanischen Geburtstagsfeier“ sehr gut gefüllt. So kamen 2000 Euro zusammen, was für zwei Existenzgründungen in Wamba-Luadi reicht. (wp) ■
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