Der erlernte (Handwerks-)Beruf prägt einen Menschen oft ein Leben lang. So auch den gelernten Schlosser, Schreinermeister und Gestalter Herbert Roßmanith aus Memmingen im Allgäu: Er fertigt handgemachte Messer aus erlesenen Hölzern, Knochen, Horn und Werkzeugstahl – jedes für sich in Form und Ausführung ein Unikat.
Autor: Heinz Fink
Messer zählen zu den wichtigsten Instrumenten, Kultsymbolen, Ritual- und handwerklichen Gegenständen des Menschen. Ursprünglich war das Messer ein von seiner Funktionalität beherrschter Gebrauchsgegenstand, es war Werkzeug, Haushaltsgerät und Waffe in einem. Ab dem 18. Jahrhundert wurde das Messer zum wichtigsten Teil des Essbestecks und entwickelte sich im Laufe der Zeit zusätzlich zum Schmuck- und Kunstgegenstand sowie Tauschobjekt und sogar Zahlungsmittel. Bei Ausgrabungen wurden Messer vor allem an Orten der Nahrungszubereitung gefunden. Sie gehören zu den wenigen Objekten, die weltweit in allen Kulturen zu finden sind.
In Aufbau und Material hat sich das Messer über Jahrhunderte kaum verändert. Trotz ihrer Verschiedenartigkeit bestehen die meisten Messer heute aus denselben Grundbausteinen. Hauptbestandteil ist die Klinge, die sich entweder als Flach- oder Rundmaterial – auch Angel genannt – im Inneren des Griffes fortsetzt. Der Griff, auch als Heft bezeichnet, kann als Vollmaterial oder als Halbschale ausgebildet sein und in Holz, Horn oder Knochen ausgeführt werden.
Unikate in Holz und Metall
Der Memminger Schreinermeister und Gestalter Herbert Roßmanith – im Brotberuf in der Qualitätssicherung eines namhaften Herstellers von Holzbearbeitungsmaschinen tätig – widmet sich in seiner Freizeit der Herstellung von feinen, handgemachten Messern. Dabei kommen ihm seine Erfahrungen in der Bearbeitung von Metall zugute, denn er hat ursprünglich den Beruf des Maschinenschlossers erlernt. In seiner heimischen Kellerwerkstatt fertigt er seit 2008 Messerunikate in den verschiedensten Formen und Materialkombinationen.
Als Material für die Klingen seiner Messer kommen kohlenstoffhaltige Werkzeugstähle, die er als Flachmaterial bezieht, aber auch ausgemusterte Feilen zum Einsatz. So ist er ständig auf der Jagd nach „Altmetallen“ und ausgedienten Werkzeugen, selbst Kugellager und Hammerköpfe lässt er umschmieden und verarbeitet sie zu hochwertigen Messern.
Edle Materialien und Verarbeitung
Für die Griffe und Hefte seiner Messerunikate verwendet er einheimische Obsthölzer wie Kirsch-, Apfel- oder Birnbaum, aber auch Exoten wie Ebenholz, Amboina-Maser und Palisander finden Verwendung. Ein befreundeter Landschaftsgärtner versorgt ihn immer wieder mit solch ausgefallenen Hölzern wie Flieder, Goldregen oder Wacholder. Bei manchen Messern kommt auch Leder, Hirschhorn oder Kamelknochen als Griffmaterial zum Einsatz. Ungeachtet der Art der verwendeten Materialien legt Roßmanith bei der Gestaltung seiner Messer höchstes Augenmerk auf eine angenehme Haptik und Ergonomie. Die Form wird anhand von Skizzen entwickelt und in einem dreidimensionalen Modell im Maßstab 1:1 aus Holz umgesetzt. Diese Prototypen bearbeitet er so lange, bis eine zufriedenstellende Form und Proportion erreicht ist, erst dann wird die Klinge gefertigt und das Griffmaterial bearbeitet.
So entstehen, je nach Ausführung, in einer Arbeitszeit von 30 bis 120 Stunden individuell gefertigte Einzelmesser oder auch kleine „Messerfamilien“ in verschiedener Größe, aber gleicher Grundform. Die schlichten Messer wirken durch die Kombination verschiedener Materialien und die harmonische Abstimmung von Griff- und Klingenform und tragen kaum weitere Verzierungen.
Kein Messer ist vollständig, ohne eine dazu passende Scheide. Herbert Roßmanith fertigt daher auch die passenden Lederscheiden zu seinen Messern. Die aus starkem Kernleder gefertigten Hüllen folgen dabei der zurückhaltenden Anmutung seiner Messer. I
Messermanufaktur Roßmanith
87700 Memmingen
Fotostrecke: Messermanufaktur
Handgemachte Messer von Herbert Roßmanith
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