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Holz droht knapp zu werden

Industrie befürchtet Versorgungsengpässe bei Rohholz
Holz droht knapp zu werden

Kann Holz knapp werden? Die Wälder stehen doch voll davon, und es wächst immer wieder nach. Jedoch stiegen die Holzpreise schon vor der Weltwirtschaftskrise merklich. Und auch wenn es zurzeit noch ein kurzes Aufatmen gibt: Holz wird zunehmend gerne verwendet als Werkstoff, als Brennmaterial und auch als Kraftstoff. Nicht zuletzt will zudem der Naturschutz die Bewirtschaftung von Wäldern eindämmen. Der nächste „Run“ auf die Rohstoffbasis Holz zeichnet sich ab.

Noch berichtet die Bundeswaldinventur² aus dem Jahr 2004 und eine im Oktober 2009 vom Deutschen Forstwirtschaftsrat vorgestellte Zwischenbilanz Positives: Danach liegt der Holzvorrat im deutschen Wald bei rund 330 Kubikmeter pro Hektar. Insgesamt sind dies mehr als 3,6 Milliarden Kubikmeter – eine riesige Menge, die gleichzeitig die größten Holzvorräte Europas bildet.

Der durchschnittliche Zuwachs liegt bei 11,1 Kubikmeter pro Jahr und Hektar. Diese Entwicklung konnte auch durch die jüngsten Sturmkatastrophen wie „Kyrill“ im Januar 2007 und „Emma“ im März 2008 nicht gestoppt werden. Und doch begann Holz vor kurzer Zeit in Deutschland knapp zu werden, und zwar direkt vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Signifikant dafür waren steigende Rohholzpreise, geringere Qualitätsansprüche der Holzeinkäufer und eine zunehmende Überschneidung der Einkaufssortimente zwischen den einzelnen Branchenzweigen.
Auslöser für diese Entwicklung waren die gute wirtschaftliche Situation und damit einhergehend ein hoher Bedarf der Holz bearbeitenden Industriezweige wie Sägewerke, Holzwerkstoffhersteller, Papier- und Zellstoff. Mittelbar kam der steigende Bedarf an Energie und Rohstoffen in den so genannten Schwellenländern und hier vor allem China hinzu.
Zudem stiegen die Preise für Öl und Gas , die Verbraucher schauten sich nach alternativen Energiequellen um, und hier rückte das Holz zunehmend in den Fokus. Dies ist bis heute so geblieben: Rund 120 000 Pelletheizungen und mehr als 10 Millionen Holzöfen und Kamine mit steigender Tendenz sprechen eine deutliche Sprache. Hinzu kommen bundesweit rund 2 000 Biomasseheizwerke, die häufig mit Hackschnitzeln betrieben werden. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen und wird gestützt durch die Bemühungen der Politik, den Klimawandel in Schach zu halten: Holz verbrennt kohlendioxidneutral und ist hier neben Biogas bei den Energieträgern erste Wahl. Gestützt wird diese Entwicklung durch diverse Förderprogramme.
Wie aufnahmefähig die Märkte damals waren, zeigte die Sturmkatastrophe „Kyrill“: Der außerplanmäßige Anfall von mehr als 35 Millionen Kubikmetern Holz in Deutschland Anfang Januar 2007 – das entspricht rund einem halben regulären Jahreseinschlag – und zusätzlichen 20 Millionen Kubikmetern Sturmholz im übrigen Europa führte kaum zu einem nennenswerten Preisverfall. Die Holzverbraucher nahmen dieses Holz gern in Empfang.
Deutsche Holzbilanz auf Rekordhoch
Laut Professor Dr. Udo Mantau vom Zentrum für Holzwirtschaft der Universität Hamburg liegt die deutsche Holzbilanz mittlerweile bei 126,7 Mio. Kubikmetern (Jahr 2008), was einer Steigerung gegenüber 2003 von rund 42 Prozent entspricht. Im Jahr 2007 – vor der Weltwirtschaftskrise – waren es sogar 128,1 Mio. Kubikmeter, eine Steigerung von rund 44 Prozent gegenüber 2003 (siehe Grafik 1).
Von dem Holzaufkommen 2008 kamen 64 Prozent aus dem Wald. Durch die so genannte „Kaskadennutzung“ (mehrere Nutzungsstufen des Rohstoffes) und Reststoffverwertung (Sägenebenprodukte, Industrierestholz, Altholz und Energieholzprodukte) kamen weitere Holzmengen dazu.
Treiber dieser Expansion im Holzverbrauch waren Sägeindustrie und energetische Nutzung (siehe Grafik 2 und 3). 42 Prozent, das entspricht ca. 53 Mio. Kubikmetern Holz, wurden 2008 in Energie verwandelt, jeweils rund die Hälfte in Hausbrand und Heizanlagen. Die Sägeindustrie als größter Rundholzkonsument verbrauchte 2008 allein 42,5 Mio. Kubikmeter Holz. Die Holzwerkstoffindustrie konsumierte 16,5 und die Holzschliff- und Zellstoffindustrie 10,5 Mio. Kubikmeter Rohholz.
Der Holzzuwachs wurde also bereits abgeschöpft. Im Staatswald der Bundesländer lag die Nutzungsquote bereits bei 100 Prozent und teilweise – bei der Fichte – darüber. Auch bei den anderen Waldbesitzarten, lagen die Nutzungsquoten bei mehr als 90 Prozent.
Begünstigt wurde diese Marktsituation durch die europäischen Nachbarländer sowie die USA und China als bedeutende Exportmärkte der deutschen Nadel- und Laubschnittholzindustrie. Mit mehr als 25 Millionen Kubikmeter Produktionsmenge stellte dieser Wirtschaftszweig 2007 den bisherigen Rekord auf. Durch das Platzen der Immobilienblase in den USA, der dann folgenden weltweiten Finanz- und anschließenden Wirtschaftskrise, die gegenwärtig anhält, kam diese Entwicklung zum Stillstand. Die Bautätigkeit, von der der Holzmarkt mittelbar abhängt, war rückläufig, Absatz- und Produktionsmengen sanken, die Preise für Schnitt- und Rundholz fielen.
Vorratsaufbau durch Wirtschaftskrise
Durch die Weltwirtschaftskrise verringerte sich der Druck auf die Ressource Wald zumindest vorübergehend. Außer bei der Baumart Fichte hat es laut Bundeswaldinventur und nachfolgender Stichprobennahme keinen Vorratsabbau gegeben. Seit 1987 gibt es vielmehr einen Vorratsaufbau, und der wird sich nach simulierten Szenarien auf Basis der Bundeswaldinventur² bis 2012 fortsetzen.
Dieser Vorratsaufbau erstreckt sich nach Untersuchungen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts auf alle Baumarten außer der Fichte. Mit mehr als 1,1 Milliarden Kubikmetern Holzvorrat und 28 Prozent der Fläche ist sie der „Brotbaum“ der deutschen Forstwirtschaft. Besonders für die Sägeindustrie spielt die nachhaltige Versorgung mit diesem Holz eine große Rolle. Ein Vorratsabbau von rund 7 Prozent während der letzten Jahre ist auf mehrere Umstände zurückzuführen: So wurden die Fichtenbestände vor der Wirtschaftskrise stark genutzt, da die Preise hoch waren und sich das Holz gut verkaufen ließ. Die Fichte ist gegenüber Stürmen aufgrund ihrer flachen Wurzel, des hohen Luftwiderstandes und auch aufgrund von Pflanzungen auf ungeeigneten Böden sehr anfällig. Entsprechend war sie durch die jüngsten Sturmkatastrophen „Kyrill“ und „Emma“ besonders stark betroffen. Schadensschwerpunkte waren die Fichtenregionen im nordrhein-westfälischen Sauer- und Siegerland. Mangelnde Wasserversorgung als Erscheinung des Klimawandels wirkt sich auf die Fichte negativ aus und führt dazu, dass sie durch dann auftretende Käferschäden weitere Flächenanteile verliert. Die Forstwirtschaft setzt hier zunehmend auf die widerstandsfähigere Douglasie als Alternative.
Bei Nadelstammholz droht Versorgungskrise
Insgesamt hat die mit Laubbäumen bestockte Fläche während der letzten acht Jahre um 2 Prozent zugenommen und liegt nun bei 43 Prozent gegenüber 57 Prozent der Waldfläche, die mit Nadelbäumen bestockt ist. Dies ist nur ein Anzeichen für die Verengung der Versorgungslage mit dem begehrten Massenprodukt Nadelstammholz. Hat man vor der Krise bereits einen Vorgeschmack davon bekommen, was passiert, wenn Holz knapp wird, bereiten sich nun die Holzkonsumenten schon auf den nächsten „Run“ vor und versuchen, sich ihre Rohstoffbasis zu sichern. Die drohende Versorgungskrise ist nach Aussage des Geschäftsführers des Verbands der Deutschen Säge- und Holzindustrie, RA Rolf Burdack, „nicht behoben, sondern nur vertagt“. Zwar geht man innerhalb der großen Holzverbraucher Säge- und Holzwerkstoffindustrie mit Produktionseinbrüchen von teilweise über 20 Prozent, Kurzarbeit und vorübergehenden Werksstilllegungen davon aus, dass es zu einer Marktbereinigung kommen werde, doch stellt man sich für den Kampf um den begehrten Rohstoff jetzt schon auf.
Mittelfristig wird mit einer Überwindung der Weltwirtschaftskrise verbunden mit einem leichten Wachstum gerechnet. Dies wird sich natürlich auch auf die Schnitt- und Rundholzmärkte auswirken. Für die Baukonjunktur in den USA wird mit einer leichten Verbesserung schon im laufenden Jahr gerechnet. In Europa wird eine Erholung der Bauwirtschaft nicht vor 2011 erwartet. Die Neubautätigkeit in Deutschland wird sich dabei im Rahmen halten. Sanierung und Modernisierung sind die Felder, von denen man sich hier eine positive Entwicklung verspricht und die auch während der Krise für eine Grundnachfrage auf niedrigem Niveau gesorgt haben. Eine stärkere Dynamik herrscht dagegen auf den asiatischen Märkten. Gegenwärtig geht man von einer stabilen bis steigenden Nachfrage aus.
Nadelholzpreise ziehen bereits an
So kann Joachim Prinzbach die Rundholznachfrage momentan nicht befriedigen. Prinzbach ist Geschäftsführer der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittlerer Schwarzwald, mit fast 80 000 Hektar und mehr als 350 000 Kubikmeter Holz Jahreseinschlag einer der größten Zusammenschlüsse privater und kommunaler Waldbesitzer in Deutschland. „Wir verzeichnen beim Nadelholz eine hohe Nachfrage über alle Sortimente. Seit dem Sommer 2009 sind die Preise um 20 Prozent gestiegen“, sagt er. Beim Laubholz gilt dies für die schwachen Sortimente aufgrund der Nachfrage durch Brennholzkunden sowie Holzwerkstoff- und Papierindustrie ebenfalls. Beim Laubstammholz ist die Entwicklung verhaltener, aber ebenfalls leicht positiv.
Und Dr. Uwe Barge, zentraler Holzvermarkter der niedersächsischen Landesforsten, mit 340 000 Hektar einer der größten Forstbetriebe Deutschlands, bestätigt diese Entwicklung. Für das Nadelholz berichtet er von neuen Abschlüssen auf hohem Niveau. Barge: „Auf das Nadelholz gibt es zurzeit einen Run. Die Nachfrage ist sehr hoch, weil die Werke eine Grundauslastung brauchen.“ Zudem hätten die Holzeinkäufer im letzten Jahr wegen der Krise eher vorsichtig eingekauft und jetzt deshalb mehr Bedarf. Das Leitsortiment bei der Fichte – normale Qualität mit 25 bis 30 cm Durchmesser – erreiche wieder Preise von mehr als 70 Euro pro Kubikmeter, stellenweise auch schon deutlich darüber.
Weitere Gründe für die hohe Nachfrage nach dem von Barge angebotenen Holz seien eine Einschlagszurückhaltung im kleinen und mittleren Privatwald und die hohen Schneelagen. Barge: „Wir kommen an das Holz nicht heran.“ Auch er bestätigt die verschärfte Nachfrage nach den Schwachholzsortimenten, ausgelöst durch den hohen Bedarf an Energieholz.
Für das normale Laubstammholz attestiert Barge eine mäßige Nachfrage. Die Preise liegen je nach Qualität und Dimension zwischen 80 und 300 Euro pro Kubikmeter bei der Eiche und zwischen 50 und 120 Euro bei der Buche. Insgesamt ist der Holzvermarkter zuversichtlich: „Über das Jahr erwarte ich eine hohe Nachfrage, nach einer voraussichtlich geringen Frühjahrsdepression.“
Für den Innenausbau und das Möbelsegment gilt allerdings, dass Qualität nach wie vor gefragt ist, und für diese Qualität im Furnier und Massivholzsektor werden hochwertige Hölzer benötigt. Die Ergebnisse der ersten Wertholzsubmissionen in diesem Jahr bestätigen dies und zeigen, dass für qualitativ hochwertige Laubhölzer rund ein Drittel mehr angelegt wird, als auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise vor einem Jahr. Mehr als 500 Euro pro Kubikmeter Wertholz werden bei der Eiche hier erzielt. Bei Spitzenstämmen von Edellaubhölzern werden auch schon mal weit mehr als 1000 pro Kubikmeter Euro ausgegeben. Die wertvollsten Hölzer gehen in der Regel in die Furnierherstellung. Hier hat die Forstseite aber auch aktiv gesteuert, indem sie das Angebot einfach verknappt hat. Dies gilt mit Einschränkungen ebenfalls für das übrige Laubstammholz.
Auch auf den Schnittholzmärkten spiegelt sich eine leichte Konjunkturbelebung: Die Preise für Laub- und Nadelschnittholz steigen moderat. Die Sägewerke bauen ihre Lager ab. Für das laufende Jahr wird mit weiteren Preisanstiegen gerechnet, was auch notwendig sein wird, wenn man die erwarteten Preissteigerungen beim Rundholz auffangen muss.
Verfügbare Holzmenge ist begrenzt
Nach Einschätzungen der großen Holzverbraucher wird es mit Anziehen der Konjunktur zu Versorgungsengpässen kommen. Die nachhaltig nutzbare Holzeinschlagsmenge in Deutschland ist begrenzt und liegt gegenwärtig bei rund 80 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Größere Holzimporte aus den Nachbarländern sind eher unwahrscheinlich, da die Situation auf der Bedarfsseite ähnlich ist, Deutschland im Vergleich aber über die höchsten Holzvorräte verfügt. Trotzdem die Rundholzexporte vor allem beim Laubholz im Zuge der Wirtschaftskrise zurückgegangen sind, ist zukünftig auch von dieser Seite mit einer höheren Nachfrage und damit steigenden Preisen zu rechnen.
Hinzu kommen die Bemühungen der mittlerweile dritten Regierungskoalition in Folge, den Holzverbrauch in Deutschland bis 2012 um 20 Prozent pro Kopf zu steigern. Festgeschrieben ist dies in der „Charta für Holz“, die ausdrücklich den Nachhaltigkeitsbegriff und die Nachhaltigkeit von Holzerzeugung und -nutzung, den Schutz des Klimas durch verstärkte CO2-Bindung sowie die Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen im ländlichen Raum einbezieht. Erreichen will man dies durch Förderprogramme, wie zum Beispiel das Erneuerbare Energien-Gesetz, setzt also auf Seiten der Politik stark auf die Holzverwendung im energetischen Sektor.
Energieholzbedarf verengt das Holzaufkommen
Dieser energetische Sektor macht besonders der Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie zu schaffen: Das eher minderwertige und schwache so genannte Industrieholz eignet sich auch gut zur thermischen Verwendung. Energie aus Holz ist ein fester Bestandteil in der Versorgung mit Energie und Wärme für große Teile der Bevölkerung und manche Kommunen. Die Folge davon ist, dass die Preise für das Industrieholz – und zwar Laub- und Nadelholz – steigen und auf die Produkte wie Spanplatten und Papier umgelegt werden müssen. Da man hier aber global wettbewerbsfähig sein muss und die Holzenergie nicht in allen Teilen der Welt solch eine große Rolle spielt wie gegenwärtig in Europa, ist dies nicht immer möglich. Neben den gestiegenen Preisen kann es lokal auch zu Versorgungsengpässen kommen – der Albtraum eines jeden Betreibers von großen Industrieanlagen, deren Amortisation auf eine Mindestauslastung angewiesen ist. Wie immer in solchen Situationen wird auch gegenwärtig von großen Holzwerkstoffherstellern darüber nachgedacht, Werke in Deutschland zu schließen und in Osteuropa und Russland aufzubauen, wo genügend Rohstoff vorhanden, der Druck durch die Konkurrenz aber geringer ist.
Zu den Energieholzverbrauchern gesellen sich Hersteller von Treibstoffen aus Biomasse und der chemischen Industrie. Die Technik zur Produktion recht hochwertiger Treibstoffe in großen Mengen gibt es bereits, das Produkt ist aber noch zu teuer. Steigt der Ölpreis, kann sich dies aber schnell relativieren, und kurzfristig wird eine weitere Branchensparte am Markt auftreten, die sich vom begrenzten Holzkuchen ein großes Stück abschneiden will. Durch die chemische und technische Behandlung von heimischen Hölzern (Thermoholz, WPC) lassen sich Produktgruppen erschließen, die bisher nur Kunststoffen oder tropischen Hölzern vorbehalten waren. Auch hier werden neue Marktfelder mit neuen Holzverbrauchern erwartet.
Naturschutz fordert Flächenstilllegungen
Zudem fordert auch der Naturschutz seine Rechte – mit einschneidenden Konsequenzen: So existieren Forderungen der großen Naturschutzverbände, pauschal zehn Prozent der Waldfläche in Deutschland unter Vollschutz zu stellen, also hier keinerlei Forstwirtschaft mehr zuzulassen. Diese Forderungen werden von der Partei Bündnis 90/Die Grünen und Teilen der SPD aktiv unterstützt und treffen bei einigen Mitgliedern der anderen Parteien zumindest nicht auf Ablehnung. In der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung ist von immerhin fünf Prozent der Fläche die Rede, die man einer „natürlichen Waldentwicklung“ überlassen will.
Zehn Prozent entsprechen einer Waldfläche von rund 550 000 Hektar und einem Nutzungspotenzial von 4,4 Mio. Kubikmetern Rohholz pro Jahr. Ein Kubikmeter Rundholz generiert in den Wertschöpfungsstufen bis zum fertigen Produkt allein ein Steueraufkommen von mehr als 100 Euro. Nach Berechnungen des Johann Heinrich von Thünen-Instituts entspricht der geforderte Vollschutz einem Wertschöpfungsverlust von 2,3 Mrd. Euro pro Jahr.
Davon betroffen wären vor allem massenreiche Laubwälder mit wertvollen Hölzern. Dies sind artenreiche und ökologisch sehr wertvolle Wälder, in die die Forstwirtschaft auch unter Aspekten des Natur- und Artenschutzes Jahrzehnte lange Arbeit investiert hat. Die forstwirtschaftlichen Investitionen in diese Bestände würden durch einen Totalschutz ad absurdum geführt.
Holznutzung im Rahmen der Nachhaltigkeit steigern
Kein Wunder, dass sich die Holz verbrauchenden Industriezweige Sorgen um eine nachhaltige Rohstoffversorgung zu auskömmlichen Preisen machen. Der Vizepräsident des Sägewerksverbandes BSHD, Lars Schmidt, drückt dies so aus: „In den nächsten Jahren wird es zu einer entscheidenden Aufgabe, die Holznutzung in unseren Wäldern im Rahmen der Nachhaltigkeit zu steigern. Kontraproduktiv und nicht zukunftsgerichtet wäre es allerdings, die Holznutzung durch weitere Flächenstillungen und Nutzungseinschränkungen zurück zu fahren.“
Möglichkeiten, die Holznutzung zu steigern, gibt es durchaus. Insbesondere im so genannten Kleinprivatwald – Waldbesitz in einer Größe von weniger als einem bis ca. 100 Hektar – schlummern noch erhebliche Holzreserven. Diese zu mobilisieren erfordert viel Überzeugungsarbeit bei den Besitzern, eine effektive Organisation und nicht zuletzt attraktive Preise.
Weitere neue Holzquellen vor allem für Energieholz sind Kurzumtriebsplantagen auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das entsprechende Engagement großer Konzerne, wie z. B. RWE, gibt es schon hierzulande sowie in Spanien und Osteuropa, wo bereits große Flächen angepachtet wurden.
Auch über eine Vorratsabsenkung wird mittlerweile öffentlich nachgedacht. Das sehr hohe Holzvorratsniveau von 330 Kubikmeter pro Hektar ist nicht nur ökologisch wertvoll und schön anzuschauen, sondern birgt auch erhebliche Risiken für die Forstbetriebe, wie die Sturmkatastrophen der letzten zwei Jahrzehnte gezeigt haben. Auf vielen Standorten würde sich das Waldbild durch eine Absenkung der Vorräte nicht nennenswert verändern. Inwieweit die in den Waldgesetzen von Bund und Ländern festgelegten Grundsätze der Nachhaltigkeit betroffen wären, müsste dann im Einzelfall geprüft werden. Denkbar wäre vor diesem Hintergrund auch, die Umtriebszeiten zu senken, d. h. die Bäume früher zu ernten.
Es wird also mit viel Dynamik im Holzmarkt gerechnet, und ein Ende der durch die Wirtschaftskrise ausgelösten Zwangsruhe ist abzusehen. Verschärft wird diese Einschätzung noch durch den wachsenden Stellenwert, den Holz als nachhaltiger und ökologisch vorbildlicher Rohstoff im Hinblick auf den Klimaschutz genießt und der immer stärker in den Fokus der Politik rückt. Die Kohlendioxidbilanz eines Produktes wird bei Herstellung und Transport innerhalb der einzelnen Produktionsstufen immer wichtiger, und öffentliche Auftraggeber machen dies bereits zum Kriterium bei ihrer Beschaffung. Holz als Rohstoff liegt hier weit vorn, und schon dies allein wird für eine steigende Holznachfrage in den nächsten Jahren sorgen. (Markus Hölzel) ■
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