Am Anfang ist immer die Idee – derjenige, der die Idee gehabt hat, ist happy und sieht schon die Möbelkollektion vor Augen. Im Leben eines Form- und Raum-gestalters ein schöner, unbeschwerter Moment. Was dann allerdings kommt, ist harte Arbeit und eine Menge Kopf-zerbrechen.
Eine Idee mag nämlich noch so einfach und logisch erscheinen, das Detail ist später immer der Knackpunkt und mit ihm entscheidet sich, ob ein Entwurf gut oder schlecht ist. Das können Proportionen sein, technische Lösungen oder nur die Material- oder Farbwahl, die über Sein oder Nichtsein bestimmen. Mit anderen Worten gesagt: Entwerfen heißt Grübeln, Ausprobieren, Nachdenken und letzten Endes dann: Entscheiden.
Eine Generalprobe sollte für Dirk Frömchen die Büromöbelserie „Color-line“ als Abschlussarbeit eines Form- und Raumgestalters, nach zweijähriger Ausbildung an der Fachakademie für Holzgestaltung in Cham, sein. Er erzählt: „Es beginnt damit, dass man jemanden sucht, der einen Bedarf hat, der etwas Neues probieren möchte, etwas riskiert und auch mit Rat und Tat oder eventuell mit Material Unterstützung bieten kann. In meinem Fall waren das die Arnstädter Büromöbelwerke.
Dann geht es ans Skizzieren und Zeichnen und Vorschläge machen – sowohl gegenüber dem „Auftraggeber“ als auch gegenüber dem Mentor an der Fachakademie. Wenn alles unter einen Hut gebracht ist, geht die eigentliche Arbeit los: Die besagten Details müssen gelöst und die technische Ausführbarkeit geprüft werden, Materialien müssen bestellt und Zulieferteile gefertigt werden.
Für „Color-line“ wurden spezielle Drehteile und Alurohre mit ganz bestimmter Wanddicke und einem Außendurchmesser von 20 mm benötigt. Die Spangen des Ordnungssystems konnten erst ab 6 mm gebogen werden und ab wann sich HPL mit welcher Dicke, bei welcher Belastung durchbiegt, erfuhr ich erst, als ich endlich in seinem Besitz war.
Zwischen all den Telefonaten und E- Mails und den Besuchen von Firmen anderer Gewerke musste ich die verschiedenen Möbeltypen von „Color-line“ auf’s Papier bzw. in den Computer bringen, um die geeigneten Proportionen für die Optik aber auch der Nutzung zu bestimmen. Klar, sind einfache Grifflöcher keine Neuerfindung und der Durchmesser ist bei anderen Möbeln genau derselbe. Bei „Color-line“ sind die Grifflöcher jedoch sozusagen Beschlagselemente der Klappe, die ich zweigeteilt habe, um einem aufwändigen Mechanismus aus dem Weg zu gehen. Als ich heraus bekommen wollte, ob und wie die Klappe am besten funktioniert, war alles Zeichnen vergebens, da half nur noch ausprobieren, da mussten die Studienkollegen ran und sich zur Not auch mal die Finger klemmen.
Praxis und Theorie wechseln sich in unserer Ausbildung ständig ab und das macht gerade den Reiz aus. Das funktionierende Produkt und der Weg dahin sind die eine Seite, die andere ist die Darstellung, das Layout: Wie ordne ich die verschiedenen Zeichnungen an? Wie wirkt es am übersichtlichsten und welche Technik benutze ich zum Kolorieren? In meinem Fall setzte ich – auch was die Farbgebung anbelangt – voll und ganz auf den Computer. Der Computer schien mir das geeignete Mittel, den Charakter des Möbels zu verdeutlichen: „Color-line“ ist ein statisches Möbel mit klaren Linien in der Waagerechten und der Senkrechten. Die verwendeten Materialien (Aluminium und HPL) kommen beide aus der Retorte.
Und dann waren da noch die zu fertigenden Prototypen: „Color-line“ ist ein sehr fassettenreiches Möbelsystem, das allen Anforderungen genügen sollte, die an ein taugliches Büromöbelprogramm gestellt werden. Um diese Vielfalt im Gestalterischen bzw. Funktionellen zu unterstreichen und um etwas Greifbares zu schaffen, entschied ich mich für drei Möbel mit den unterschiedlichsten Funktionen – eine Farb- und Kostprobe sozusagen.
Und dann – ganz plötzlich – waren nicht nur die acht Wochen der Abschlussarbeit vorbei, sondern auch zwei Jahre an der Fachakademie für Holzgestaltung in Cham.“
Dirk Frömchen
Studiengang: Staatlich geprüfter Form- und Raumgestalter
Schule: Fachakademie für Holzgestaltung Cham
Thema: Entwurf einer Möbel-serie und Fertigung einiger Prototypen
Auftraggeber: Arnstädter Büromöbelwerke
Mentor: R. Beier (FAK Cham)
Ausführung: Dirk Frömchen
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