Das Gärtnerhaus gehört zum historischen Anwesen Walshausen* und wurde vom klassizistischen Hofbaumeister Georg Ludwig Friederich Laves geplant und um 1829 erbaut.
Das Dachgeschoss des Gärtnerhauses wurde 1994 ausgebaut und als Wohnung nutzbar gemacht. Auf der Ost- und Westseite wurde zunächst jeweils eine neue Dachgaube konstruiert, welche ohne Eingriff in die historische Substanz auf die Sparren aufgesetzt wurde. Die Gauben wurden formal analog zu den auf der benachbarten Scheune vorhandenen Lüftungs-Gauben konstruiert und erhielten Kippfenster.
Interessant gemacht ist der Innenausbau: So wurde eine fast gebäudeunabhängige „Wohnbox“ frei in das Dachgeschoss eingestellt. Dazu verwendete man ausschließlich leichte Baustoffe. So blieben die historischen Tragwerksteile weitestgehend unberührt und es wurde ein klarer Grundriss erzeugt. Die Seitenwände dieser „Wohnbox“ bestehen aus Gipskartonwänden mit einer 12 cm dicken Dämmung und über die ganze Länge – unter Berücksichtigung der Abstände zwischen den Sparren – großzügig verglast. Diese Einfachverglasungen werden mit einfachen Aluwinkeln gehalten. Zwei Wandelemente sind als flächenbündige Drehtüren konzipiert und gewährleisten eine optimale Durchlüftung der Wohnung. Die Abseiten wurden nicht ausgebaut und nicht gedämmt, so dass die historischen Bauteile sichtbar bleiben und der Bezug zum Althaus ständig präsent ist. So ergibt sich ein spannungsvoller Kontrast der eingestellten weißen Wohnbox und zwischen historischer Substanz.
Die Detailausbildung und Materialwahl erfolgte minimalistisch, so sind beispielsweise die Glashalteleisten und Fußleisten wandbündig eingebaut und als Bodenfläche wurden großflächige Buchen-Furnierplatten verwendet, um den Charakter der Einbauteile so abstrakt wie möglich zu gestalten. ■
Entwurf und Planung:
echtermeyer.fietz_architekten
44141 Dortmund
* Buchtipp:
„Die Villa Walshausen bei Hildesheim“ von Peter Struck;
ISBN 3-8067-8555-4
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