CNC-Technik ist aus Schreiner- und Tischlerwerkstätten heute kaum mehr wegzudenken, darin sind sich alle Beteiligten einig. Über die Art der Unterweisung des Tischlernachwuchses in diesem komplexen Thema herrscht allerdings Uneinigkeit. Trotz eines erfolgreichen Modellversuches zur Etablierung einer überbetrieblichen Unterweisung ist keine Einigung in Sicht.
Autor: Heinz Fink
I Im Zeitraum Dezember 2010 bis Mai 2012 wurde ein Modellversuch CNC-Technik im Bereich der Tischlerinnung Hamburg und des Wirtschaftsverbandes Holz und Kunststoff Saar durchgeführt. Dabei sollte überprüft werden, wie sich ein einwöchiger überbetrieblicher Lehrgang (ÜLU) CNC-Technik für die Lehrlinge im Tischler-/Schreinerhandwerk praktisch umsetzen lässt. Die Ergebnisse wurden anlässlich einer Informationsveranstaltung am 21. Juni 2012 in Saarbrücken vom saarländischen Verband vorgestellt.
Positive Ergebnisse
Nach Abschluss des Modellversuchs waren die Teilnehmer mit dem einwöchigen Lehrgang sehr zufrieden. Dies gaben über 90 % der Teilnehmer an. 73 % der Betriebe sprachen sich für die Fortführung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Bereich CNC-Technik aus. Auch der persönliche und berufliche Nutzen wurde von den Teilnehmern mit fast 70 % überaus positiv bewertet.
Dies besonders auch vor dem Hintergrund ihrer Berufsperspektive und künftigen Tätigkeitsfelder.
Das zeigt, dass sich die Teilnehmer durchaus darüber bewusst sind, dass die C-Technik eine wichtige Position im Arbeitsleben des Schreiners einnimmt. Hier ist für die Betrachtung auch wichtig, diese Einschätzung dem Einsatz von C-Technik im Ausbildungsbetrieb gegenüberzustellen. Dabei zeigt sich, dass 34 % der Teilnehmer in deren Betrieb keine C-Technik eingesetzt wird, den Nutzen des Kurses als gut bis sehr gut einstufen. Zum Vergleich: Mit C-Technik im Ausbildungsbetrieb liegt die Nutzenzufriedenheit bei 63 % und damit bei gut bis sehr gut.
Solide Grundlagen schaffen
Im Rahmen der Präsentation wurde über weitere Ergebnisse berichtete: In der Evaluierung werde deutlich, dass sowohl die Auszubildenden als auch die Betriebe nicht davon ausgehen, dass mit einem einwöchigen ÜLU-Lehrgang umfassende CNC-Kenntnisse erworben werden können. Vielmehr werde der Lehrgang als Möglichkeit gesehen, erste Erfahrung und Grundlagen zu sammeln.
Dies zeige sich auch darin, dass über 84 % der Teilnehmer und 63 % der Betriebe ihre Erwartungen an den Lehrgang als erfüllt betrachten. Interessant sei auch, dass mit 33,7 % mehr Betriebe als erwartet über eine eigene CNC-Maschine verfügen – und dies über alle Betriebsgrößen.
Für die Evaluierung des Modellversuches sei es auch wichtig gewesen zu erfahren, wie die Qualifikationen der Mitarbeiter und Auszubildenden bisher durchgeführt wurden. Hier habe die Mehrzahl der Betriebe „bei der täglichen Arbeit“ bzw. „Herstellerschulung“ genannt.
Auch wenn diese Ergebnisse nicht unmittelbar auf das gesamte Bundesgebiet zu übertragen seien, werde dennoch klar, dass sich die Betriebe ihrer Verantwortung gegenüber den Auszubildenden und der Einhaltung der geltenden Ausbildungsordnung durchaus bewusst sind.
Auch die zuständigen Ausbilder machten in der Befragung die Wichtigkeit der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung C-Technik in der Ausbildung und für die berufliche Zukunft der Lehrlinge deutlich.
Die am Modellversuch beteiligten Betriebe und Auszubildenden sprechen sich nach den Ergebnissen sehr deutlich für eine überbetriebliche Lehrlingsunterweisung aus.
Dabei gehe es keineswegs um die wirtschaftliche Unterhaltung von einigen Bildungsstätten in Deutschland. Vielmehr gelte es, der Ausbildungsordnung im Tischler- und Schreinerhandwerk und dem darin formulierten Ansatz des intensiveren Einsatzes der C-Technik in den Betrieben gerecht zu werden.
Bundesverband lehnt Regelförderung ab
Michael Peter, Geschäftsführer des saarländischen Verbandes bezog auch Position zur Haltung des Bundesverbandes in Sachen CNC-Ausbildung: „Nachdem der Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland (TSD) zunächst die Durchführung des Modellversuchs befürwortet hatte, entwickelte sich scharfe Kritik an dieser Haltung im Verband. Ein vermittelnder Beschlussvorschlag in der Mitgliederversammlung im November 2011 durch den Landesverband NRW wurde mehrheitlich abgelehnt. Nach einer kontrovers geführten Diskussion sprach sich die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes dafür aus, dass der überbetriebliche Lehrgang CNC-Technik nicht in die Regelförderung überführt werden soll.“
Laut Bundesverband gilt dieser Beschluss auch „… unabhängig vom Ausgang der Evaluierung des Modellversuches …“.
Gegen diese Ablehnung wendet sich auch Christian Zander, Ausbildungsmeister im Schreinerhandwerk an der HWK Freiburg. In einem Schreiben an den Bundesverband fordert er nach den positiven Ergebnissen des Modellversuchs eine öffentliche Diskussion. Dabei müsse vor allem die Frage geklärt werden, in welcher Art die fachpraktischen Kenntnisse und Fertigkeiten in der CNC-Technik künftig unterrichtet werden sollen.
Weiterführung in eigener Regie
Die positiven Ergebnisse des Modellversuches haben auch die Mitglieder des Wirtschaftsverbandes HKH Saar überzeugt. Auf dieser Basis wurde entschieden, den einwöchigen überbetrieblichen Lehrgang (ÜLU) CNC-Technik für Lehrlinge im Tischler-/Schreinerhandwerk auf jeden Fall durchzuführen, auch wenn dies die Betriebe ohne Bundesförderung im Saarland zukünftig mehr koste.
In Saarbrücken wurde deutlich: Die Initiatoren des Modellversuchs wollen sich weiterhin dafür starkmachen, dass der Lehrgang auch durch den Bund gefördert werde. Ziel solle es sein, den Lehrgang als fakultativen Kurs in die Regelförderung aufzunehmen. Damit sei gewährleistet, dass der Kurs nur dort durchgeführt werde, wo die Tischler- und Schreinerinnungen zugestimmt haben.I
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