Kompetent und kreativ

Wenn der BM zu Besuch kommt, lässt es sich der Firmengründer nicht nehmen: Didymus Hasenkopf, der in Kürze seinen 75. Geburtstag feiert, berichtet gerne über seine Erfahrungen, z. B. über die Inspiration mit der alles begann: „Die etwas genauere Betrachtung der Konstruktion einer Zündholzschachtel hat gezündet. Warum nicht auch Schubkästen nach dem gleichen Prinzip herstellen?“ Aus der pfiffigen Idee wurde ein Geschäftsmodell: 1964 wagte der Schreiner und studierte Rosenheimer Holzingenieur den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit gefalteten Kunststoffschubladen nach dem Motto „Jede Stückzahl, in jedem Maß, zu jeder Zeit“ konnte Hasenkopf, seine Kollegen im Handwerk und in der Industrie postwendend überzeugen. In der Folgezeit konnte sich die Hasenkopf Holz + Kunststoff GmbH, in Mehring bei Burghausen, als flexibler Zulieferer zügig etablieren.

Als weiterer Volltreffer erwies sich der Aufbau eines zweiten Standbeines: Die faszinierenden Gestaltungsmöglichkeiten des Mineralwerkstoffs Corian von DuPont hatten es dem Juniorchef Roland Hasenkopf besonders angetan. Von DuPont autorisiert, startete der junge Holz- und Wirtschaftsingenieur 1989 die Produktion von Arbeitsplatten und Waschtischen aus Corian. Die Ergänzung der Offerte an das Tischler- und Schreinerhandwerk zeigte Wirkung: Schritt für Schritt wuchs das Unternehmen in neue Größenordnungen und avancierte zu einem führenden Corian-Verarbeiter in Europa.

Mit dem größten Investitionspaket in der Firmengeschichte hat der oberbayerische Zulieferer 2006 die Weichen für die Zukunft gestellt. Am Stammsitz in Mehring wurden rund 4,5 Mio. Euro in die Erweiterung der Fertigung investiert. Roland Hasenkopf, Inhaber des Familienbetriebes, der heute gemeinsam mit Dipl.-Ing. Markus Gröger als Geschäftsführer das Unternehmen führt, weist auf die positive Geschäftsentwicklung hin: „Die Fertigung ist einmal mehr aus den Nähten geplatzt.“ Mit der Erweiterung der Produktionsfläche um 5000 m² auf jetzt 15 000 m² und zahlreichen neuen Maschinen, darunter modernste 5-Achs CNC-Technik, habe man die Gesamtkapazität über alle Geschäftsfelder, um 40 Prozent steigern können. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich in den letzten beiden Jahren von 100 auf 150 erhöht.

Hasenkopf ist auf 4 Geschäftsfelder spezialisiert: Neben der Herstellung von Schubkästen nach Maß, objektbezogenen Möbelkorpussen und Möbelteilen ist die Fertigung von Komponenten und Einrichtungslösungen aus dem Mineralwerkstoff „Corian“ eine besondere Stärke des Unternehmens. Mit dem Acrylwerkstoff „Parapan“ wurde erst jüngst eine weitere Fertigungsstruktur für hochglänzende Möbelkomponenten aufgebaut. Zum Kundenkreis gehören die Betriebe des Tischler- und Schreinerhandwerks, Ladenbauer, Objekteinrichter und Möbelhersteller. Derzeit nutzen rund 5000 Betriebe, davon 3000 regelmäßige Bestellkunden, die Offerten des Spezialisten in Mehring. Gleich, ob ein einzelner Korpus, eine objektspezifisch entwickelte Badezimmereinrichtung aus Corian, ein in Kleinserie gefertigtes Möbelelement oder ein stückgenau „just in time“ geliefertes Großserienteil — die Losgröße, erklärt Roland Hasenkopf, spiele keine Rolle: „Im Zuliefergeschäft sind höchste Flexibilität und Schnelligkeit gefordert. Das alleine reicht aber nicht: Unsere Kunden erwarten hohe Qualität, absolute Zuverlässigkeit und termingerechte Auftragsabwicklung.“ Der sympathische Firmenchef fügt hinzu: „Vertrauen ist das A und O. Zu vielen Kunden verbindet uns eine jahrelange Partnerschaft.“

Der anhaltende Trend zum Zukauf hat die Entwicklung des Unternehmens positiv beeinflusst. Roland Hasenkopf: „Ob Kostenreduzierung, Minimierung des eigenen Produktionsrisikos, Abfangen von Auslastungsspitzen oder maschinelle, zeitliche und personelle Engpässe – es gibt viele Gründe, nicht alles selbst zu produzieren.“ Hinzu kommt: Ohne Spezialwissen kann auf vielen Gebieten gar nicht mehr wirtschaftlich gefertigt werden. Die individuellen Wünsche der Partner könnten anspruchsvoller kaum sein. Hasenkopf ist dabei gefragter Problemlöser: „Die Anforderungen sind nicht einfach: Wir machen jeden Tag etwas Neues und unterstützen bereits in der Planungs- und Konstruktionsphase.“ Auf eine weitere Entwicklung hat man sich in Mehring längst eingestellt: „Der Trend zum einbaufertigen Bauteil inklusive Beschläge bis hin zum kompletten Spezialmöbel ist unverkennbar. Der gewünschte Vorfertigungsgrad wird immer höher.“

Schon seit Jahren ist Hasenkopf Mitglied im Quality-Network des Corian-Erfinders DuPont und beim Rundgang durch die Fertigung wird schnell klar: Durch die nunmehr fast 20-jährige Erfahrung mit Mineralwerkstoff verfügt das Unternehmen über eine geballte technische und gestalterische Kompetenz in dessen Anwendung und Verarbeitung. Modernste Konstruktionssoftware, leistungsfähige CNC-Technik und jede Menge Kniffe und Tricks in der handwerklichen Konfektionierung und Endbearbeitung prägen das Bild. Die umfangreiche Bevorratung von Corian-Platten in rund 100 Farben bilden die Basis, „dass wir praktisch aus dem Stand“, so Hasenkopf, „alles machen können.“

Neben der Serienfertigung des eigenen Programms an Waschbecken, Bade- und Duschwannen herrscht bunte Individualität, kein Auftrag gleicht dem anderen. Der verformbare Werkstoff macht kreativ und inspiriert zu ständig neuen Formen und effektvollen Anwendungen bei denen das Thema Transluzenz und Farbe immer mehr ins Spiel kommt. Besonders stolz ist Hasenkopf auf die Beherrschung der hohen Kunst der dreidimensionalen, thermischen Verformung von Corian: „Da macht uns so schnell keiner was vor.“ Nicht zuletzt dadurch ist Hasenkopf ein gefragter Partner bei renommierten Designern, Architekten und Künstlern die sich auf die Fachkompetenz des Corian-Spezialisten stützen. Diese Erfahrungen möchte Hasenkopf nicht missen: „Das macht Spaß und führt uns immer wieder zu neuen Ideen.“

Voll zum Tragen kommt das hoch entwickelte Know-how in der Mineralwerkstoff-Verarbeitung auch bei den jüngsten Produkt-Entwicklungen. Mit „Frescata“ bringt Hasenkopf jetzt ein neues Programm für den Innenausbau auf den Markt. Die Neuentwicklung folgt dem Trend zu strukturierten Oberflächen und ermöglicht neue Dimensionen für Möbel aller Art bis hin zur Wand- und Deckengestaltung, falls gewünscht großflächig, ohne sichtbare Fugen aus einem Guss. Die mit aufwändiger Programmiertechnik entwickelten und mit 5-Achs-CNC-Technik dreidimensional gefrästen Strukturkombinationen kennen keine Gestaltungsgrenzen. Mehr noch: Auch Frescata-Strukturelemente gibt es in über 100 Farben und auch in transluzenten Farbtönen. Mehrfarbige Effekte lassen sich zudem durch Farbbeschichtungen vor dem Fräsen erzielen.

Mit einer weiteren Neuentwicklung trifft der Corian-Spezialist den Nerv des aktuellen Wohndesigns. Das ohnehin bereits vielseitige Sortiment an Standardelementen für die Badgestaltung wurde mit dem variablen Komponentensystem „Curva“ erweitert. Das Design ist durchgängig: Sämtliche, individuell kombinierbaren Bausteine, Waschbecken, Waschtische, Bade- und Duschwannen vereint eine klare Linienführung mit fließenden Rundungen.

Dass die Werkstoffwelt im Möbel- und Innenausbau immer vielfältiger wird, ist Roland Hasenkopf natürlich nicht entgangen. Ganz im Gegenteil: Der Hochglanz-Trend und die Möglichkeiten eines weiteren kreativen Acryl-Werkstoffs führte ihn auf ein weiteres Arbeitsfeld, auf dem ihm die lange Erfahrung mit Mineralwerkstoffen zugute kommt: Das Plattenmaterial „Parapan“ besteht aus modifiziertem Acryl, ist homogen durchgefärbt und verfügt über eine spiegelglatte, robuste Oberfläche auch im Kantenbereich. Damit ist dieses Material eine ideale und hochwertige Alternative zur aufwändigen Hochglanzlackierung z. B. für Küchenfronten. Auch Parapan ist thermisch verformbar und ermöglicht geschwungene Türfronten oder gebogene Thekenverkleidungen. Roland Hasenkopf hatte offenbar den richtigen Riecher: Inzwischen hat sich die Parapan-Fertigung zu einem gut geformten Standbein der Mehringer entwickelt. Nicht zuletzt durch die große Farbauswahl (17 Unifarben in den Materialdicken 4 und 18 mm) und die Offerte eines hohen Vorfertigungsgrads: Hochglanz-Lösungen aus Parapan kommen komplett bearbeitet, d. h. auf Maß zugeschnitten, entsprechend individueller Vorgabe gebohrt, gefräst, verklebt, verformt oder als einbaufertiges Möbel zu den Kunden im Möbel- und Innenausbau.

Aus der Zusammenarbeit mit Schreinern und Möbelherstellern hat sich in Mehring eine weitere interessante Dienstleistungsschiene entwickelt. „Gemeinsam mit Schreinern, Ladenbauern, Objekt- und Hoteleinrichtern sowie Krankenhaus- und Laborausstattern, entwickeln und produzieren wir individuelle Möbelkomponenten aus Holz oder Holzwerkstoffen bis hin zu kompletten Korpussen und ‚schlüsselfertigen’ Möbeln mit Materialien und Beschlägen nach Kundenwunsch; Verpackung und Logistik inklusive: Auf Wunsch wird „just in time“ und direkt auf die Baustelle geliefert.“ Hasenkopf denkt hier projektbezogen und geht weit über die maschinelle Teilefertigung hinaus. Beispiele dafür sind spezielle Lösungen für Rollcontainer, Aufbewahrungs- und Ordnungsmöbel mit unterschiedlichsten Inneneinteilungen, Displays oder verkaufsunterstützende Musterkoffer nach Kundenwunsch und auch in Stückzahl 1. Häufig ist dabei funktioneller Materialmix mit Mineralwerkstoffen gefordert.

Mit einem Umsatzanteil von rund 20 Prozent sind Schubkästen nach wie vor ein starker Umsatzträger. Im heutigen Angebot und der Produktion steckt die Erfahrung von nunmehr über 10 Mio. gefertigter Schubkästen meist in kleinsten Losgrößen. Didymus Hasenkopf hat ganz bildhaft nachgerechnet: „Aufgefaltet, könnten wir mit dieser Menge die Strecke von München nach Hamburg auslegen.“

Modifizierte Spezialmaschinen mit selbst entwickelten Details und Vorrichtungen sorgen für rationelle Produktion. Deutlich wird die Geschicklichkeit des Spezialisten an einer exklusiven Spezialität: „Das Falten von Profilen die mit Papierfolien beschichtet sind, kann sonst keiner.“

Stolz ist Didymus Hasenkopf auch auf das speziell für den Bereich Schubkästen entwickelte organisatorische Konzept: „Ein Einzelstück läuft so, wie wenn es eine große Serie wäre. In der Regel gehen wir am Tag der Auftragserteilung in die Fertigung.“

Die Bandbreite des Programmes hat mit den Anfängen nur noch wenig gemein: Gefertigt werden Schubladen aus über 100 Profilen und in sämtlichen Konstruktionsvarianten, wohlgemerkt nach Maß. Es beginnt mit preiswerten, ummantelten Spanplattenlösungen über Schubladen aus MDF-Profilen bis hin zu hochwertigen Lösungen aus Sperrholz und fingergezinkten aus Massivholz.

Die Auswahl an Holzarten und Dekoren kennt kaum Grenzen. Edle Hölzer und individuelle Ausführungen kommen bei Schubladen und Inneneinteilungen immer mehr zum Einsatz. Gefragt sind weiter Materialkombinationen Schubkästen mit Vorderstücken oder Aufdoppelungen aus Corian oder hochglänzendem Parapan. Die Führungen der namhaften Hersteller werden bei der Komplettschublade mitgeliefert. Der bundesweite Versand erfolgt innerhalb weniger Tage nach Bestellung.

Für Freunde schöner Küchen ist das Hasenkopf-Menü noch einige schmackhafte Gänge reichhaltiger. Das Küchenschubladen-System besteht aus Schublade, den Einteilungen und Einsätzen, wie Besteckeinsatz oder Tellerschublade, sowie den Unterbodenvollauszügen.

Nach den umfangreichen Investitionen in Gebäude, Maschinen und rationelle Fertigungsstrukturen sieht sich das Unternehmen sehr gut aufgestellt. Die Entscheidung zur weiteren Expansion, so Roland Hasenkopf, sei der richtige Schritt gewesen, um im hart umkämpften Markt noch besser und schneller agieren zu können: „Auch im vergangenen Jahr konnten wir zweistellig zulegen.“ Marktreserven sieht der Firmenchef in allen vier Produktionsbereichen. Nicht zuletzt durch den im Möbel- und Innenausbau weiter anhaltenden Trend zum Zukauf spezieller Produkte und Dienstleistungen. Das gelte nicht nur für Deutschland: „Unser spezifisches Know-how ist zunehmend auch im angrenzenden Ausland gefragt.“ Schon heute stelle der Export einen Umsatzanteil von rund 30 Prozent.

Neben der Erweiterung der Kundenkreise ist Roland Hasenkopf stets auf der Suche nach neuen Ideen: „Der Umgang mit kreativen Werkstoffen wie Corian und Parapan führt immer wieder zu neuen Anwendungen und Produkten. Die Transluzenz, die gerade immer mehr gefragten Ornamente und strukturierten Oberflächen sind dafür schöne Beispiele. Derzeit kommt zudem die Außenanwendung von Mineralwerkstoffen und natürlich haben wir immer auch ein waches Auge auf neue Werkstoffentwicklungen und Designtrends.“ Weitere Hinweise darauf, wie der Hase in Mehring läuft. ■

Von BM-Chefredakteur Manfred Maier