Krummes Ding

Das Design des Konferenzsaales in der DG-Bank am Pariser Platz in Berlin ist einzigartig. Und auch die Umsetzung dieses Projekts war nur durch ein ganz spezielles und einzigartiges Verfahren zu bewerkstelligen.

Der exklusive Baukörper befindet sich – in Edelstahl gehäutet und scheinbar schwebend – im Atrium des mächtigen Bankgebäudes am Pariser Platz 3. In seiner Formgebung an einen liegenden weiblichen Torso erinnernd, beherbergt er mit seinen rund 25 Metern Länge und 10 Metern Breite einen großen Konferenzsaal mit aufsteigendem Gestühl sowie einen separaten Dolmetscherbereich. Die Investitionen für den extravaganten Koloss liegen bei geschätzten 25 – 28 Millionen Mark.

In der Entwurfsphase konnte unser Büro zwar eine Annäherung für die Ausführung des gekrümmten Holzinnenraums festlegen, aber die genaue Lage bzw. Position jeder einzelnen Paneele und jeder Detailbedingung konnten wir nicht exakt definieren.

Die überaus anspruchvollen Innenausbauarbeiten wurden von den Vereinigten Holzbaubetrieben (VHB), Memmingen, erledigt, wobei das Auftragsvolumen bei rund zwei Millionen Mark lag.

Um nun ein gutes Ergebnis zu erzielen, mussten wir sehr eng mit unserem Partner zusammenarbeiten. VHB präsentierte zunächst ein Modell in Originalgröße, auf dessen Basis dann über Wünsche und Möglichkeiten diskutiert wurde. Während der darauf folgenden fast zwei Jahre kommunizierten wir fast täglich via Telefon, Fax und – am wichtigsten – per E-Mail.

Allem voran ist hier die Verkleidung der dreidimensionalen Wand- und Deckenfläche zu nennen. Als Holzart kam dabei Oregon Pine, furniert auf MDF-Grundplatte, zum Einsatz. Die Oberfläche besteht aus einer transparenten DD-Lackierung.

In der Regel tauchten tagsüber in Deutschland diverse Fragen auf, die von VHB mittels Digitalkamera fotografisch festgehalten und am jeweiligen Abend dann zu uns nach Los Angeles gemailt wurden. Über Nacht bearbeitete unser Büro die Fragen, indem die Lösungen direkt in die Digitalbilder eingezeichnet wurden. Auf diese Weise konnte die Arbeit dann am jeweils nächsten Morgen in Deutschland ohne zeitliche Verzögerung weitergehen.

Zu Beginn der Arbeiten wurden zunächst einzelne Felder mit verschiedenen Verlaufrichtungen festgelegt und im weiteren Montageablauf dann mit dem Architekten abgestimmt.

Die erfolgreiche Ausführung des Innenraums des Konferenzsaals ist das Ergebnis der kooperativen Beziehung zwischen unserem Büro und VHB.

Problembereiche wurden anhand eigens angefertigter Muster im Maßstab 1:1 erörtert, diskutiert und gelöst. Die gesamte und zum Teil formverleimte Holzverkleidung wurde schuppenartig übereinander angepasst und befestigt.

gez. Tensho Takemori

Schwierig waren insbesondere die verschiedenen und stetig wechselnden Krümmungen. Hier waren vor der Ausführung verschiedene Bruchtests mit dem verwendeten Material erforderlich.

Projekt-Architekt

Technisches Highlight der komplizierten Wandverkleidung war die Anfertigung bzw. Montage der rund 250 lfm. umlaufender Abschlusspaneele im Innen- und Außenbereich. Sämtliche Einzelteile mussten dafür dreifach formverleimt wurden.

Frank O. Gehry & Associates

Aufgrund der täglich aufs Neue auftretenden Probleme und Detailfragen haben Architekt und Planungsbüro sich auf ein spezielles Verfahren zur zügigen Klärung solcher Fragen verständigt: Details oder auch Muster wurden vor Ort fotografisch digital festgehalten und noch am gleichen Tag in die USA gemailt. Aufgrund der unterschiedlichen Tageszeit wurden die Details dann sozusagen nachts vom Architekten bearbeitet und zurück gemailt, so dass bei Arbeitsbeginn am nächsten Tag die erforderlichen Entscheidungen bereits getroffen waren. Auf diese Weise haben die VHB und der verantwortliche Projektarchitekt Tensho Takemori, Santa Monica, Kalifornien, sozusagen rund um die Uhr effektiv und ohne Zeit- bzw. Informationsverlust zusammengearbeitet. Diese Vorgehensweise sowie die perfekte Zusammenarbeit mit dem Architekten waren trotz kontroverser Diskussionen die Grundlage für eine einvernehmlich zufriedenstellende Projektabwicklung.

Ebenfalls sehr anspruchsvoll war die Herstellung des aufsteigenden Gestühls, dessen Grundform durch eine Ellipse beschrieben ist. So sind beispielsweise sämtliche Gehrungen in der gebogenen Konstruktion mit Massiveinleimern versehen. Hinzu kommen zahlreiche versteckte Details mit höchsten Ansprüchen an die Qualität.

Interessant ist auch der elliptische Konferenztisch. Dessen Platte ist rund 6,5 m lang und 80 mm dick. Die obersten 20 mm davon bestehen aus fünf Lederschichten mit je 4 mm, einer kostspieligen Spezialanfertigung aus Italien. Darunter befindet sich die 60 mm dicke Grundplatte aus Oregon Pine.

In einem weiteren Auftrag hatte das Memminger Unternehmen für das Atrium des Bankgebäudes insgesamt rund 6000 m² Holzpaneele der Beanspruchungsklasse A2 herzustellen und zu montieren. Auch diese wurden in Oregon Pine ausgeführt, diesmal furniert auf A2-Grundplatte. Hinzu kamen ca. 10 Tonnen Stahlkonstruktion. Die Auftragsumme hiefür lag bei rund 6 Millionen Mark.

Zur technischen Klärung wurde zunächst das Muster einer Säule im Maßstab 1:1 (Höhe: 9 m, Breite: 1,5 m) bei der FMPA in Stuttgart aufgebaut und untersucht. Ziel war, durch Veränderungen der Klimawerte (Luftfeuchte, Temperatur) genauere Ergebnisse über die Auswirkungen auf die Holzplatten zu bekommen. Die dabei ermittelten Werte und Gutachten waren Grundlage für die weitere technische Bearbeitung. o

Bauvorhaben

Deutsche Genossenschaftsbank

Berlin, Pariser Platz 3

Architekt

Frank O. Gehry & Associates

Santa Monica, Kalifornien, USA

Projektarchitekt Bereich Holz

Tensho Takemori

Innenausbau

Vereinigte Holzbaubetriebe

W. Pfalzer und H. Vogt GmbH & Co.

87700 Memmingen

Tel 08331/9464-0, Fax ~/9464-19

Projektleitung: Andrew Notz