Projekt- und praxisorientierter Unterricht an der Meisterschule für das Schreinerhandwerk München
In der Regel werden im Fachschulunterricht Entwürfe und Konstruktionen des Lernens und Übens wegen erstellt. Dabei ist es geradezu optimal, wenn das entworfene Projekt tatsächlich umgesetzt wird. So auch im vorliegenden Beispiel, bei dem es darum ging, die alte Turnhalle im Münchener Berufsbildungszentrum für Kfz-Technik zur Aula umzugestalten. Die vorhandenen beige und grün lackierten schlichten Zimmertüren sollten durch Eingangsportale ersetzt werden, die sich in den gemauerten Segmentbogennischen harmonisch einfügen und zum historischen Stil des Gebäudes passen.
Die Schüler des 2. Semesters der Meisterschule München bekamen den Auftrag, Gestaltungsentwürfe und Konstruktionsvorschläge für die Türen zu erarbeiten. “Es war keine leichte Aufgabe”, so der projektleitende Fachlehrer Wolfgang Steckenleiter, “denn bei einer Türbreite von 1900 mm mußte gut überlegt werden, ob eine zweiflügelige, eine eineinhalbflügelige oder eine einflügelige Tür mit einem oder zwei festen Seitenteilen die beste Lösung ist und wie das segmentbogenförmige Oberlicht gestaltet werden kann.”
Im Zeichenunterricht wurden im Rahmen des Lehrstoffes “Türen und Tore” die neuen Türen entworfen und konstruiert. Jeder der 29 Schüler erstellte mindestens zwei farbiggestaltete Entwürfe und eine Fertigungszeichnung.
Auf Wunsch der Bauleitung sollte auch ein gestalterisches Gesamtkonzept für die neue Aula von den Schülern entwickelt werden. Dieses sollte Vorschläge für Fußboden, Wände, Vorhänge, Decke und Beleuchtung enthalten. Großen Wert wurde auf ein schlüssiges Farb- und Materialkonzeptgelegt.
Das Ergebnis überraschte. Insgesamt entstanden 90 verschiedene Entwürfe und 29 Fertigungszeichnungen. Bei einer der Besprechungen zwischen Baureferat, Schulleitung, Stadtrat und Meisterschule wurde ein Vorschlag favorisiert: Eine einflügelige Füllungstür mit zwei festen Seitenteilen undeinem strahlenförmig nach oben geöffneten Segmentbogenoberlicht.
Leistungsbeschreibung und Kalkulation gehörten zum Projektauftrag
Im Fach Arbeitsvorbereitung wurde eine Leistungsbeschreibung erstellt, nach der jeder Schüler die Tür kalkulieren mußte. Parallel dazu verschickte das Baureferat München die beschränkte Ausschreibung an drei verschiedene Schreinerbetriebe. Wolfgang Steckenleiter: “Die Submissionsergebnisse der drei Bieter lagen zwischen 9210 und 9800 DM, also relativ nahe zusammen. Erfreulich war, daß der Klassendurchschnitt der Meisterschüler mit 9255 DM kalkulierte, was in etwa dem Submissionsergebnis entsprach. Die Bandbreite der einzelnen Kalkulationen lag wie in der Realität mit Ausreißern nach unten und oben von 5930 DM bis 13 191 DM.”
Die Arbeit wurde an eine Münchener Schreinerei vergeben und durch diese ausgeführt.
Nach Fertigstellung präsentierte sich die aus der ehemaligen Turnhalle entstandene Aula in gelungener Gestaltung: Türen in Eiche natur mit Glasoberlicht, Fußboden in Eiche mit Fischgrätmuster, Wände weiß, Akustikdecke mit weißem Randprofil und einer inneren glatten Holzfüllung, elektrisch betriebene Vorhänge anstelle der alten Rollos.
Projekt- und praxisorientierter Unterricht motiviert
“Durch den projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht waren alle Schüler mit außergewöhnlichem Einsatz bei der Sache. Die Arbeit schlummert nun nicht in der Schublade, sondern ist ein Schmuckstück geworden, auf das die Schüler stolz sind”, unterstreicht Wolfgang Steckenleiter abschließend. n
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