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Präzision und ein uraltes Schätzchen

Sägefurniere von Signorello & Sulzbacher
Präzision und ein uraltes Schätzchen

Salvatore Signorello hat das verwirklicht, wovon viele Menschen nur träumen: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Die Herstellung von Sägefurnier war und ist seine große Leidenschaft. Als gelernter Kunsttischler und Möbelrestaurator benötigte er häufig Sägefurnier – doch er fand selten gute Qualität. „Dann muss ich es halt selber herstellen“, sagte er sich. Was als Hobby begann, wurde im eigenen Betrieb „Signorello & Sulz-bacher Sägefurnier“ in Havixbeck perfektioniert.

Historisches Handwerk in historischem Gemäuer – passender könnte das Ambiente nicht sein. Die Werkstatt von Salvatore Signorello und seinem Teilhaber Michael Sulzbacher befindet sich in einem Trakt der westfälischen Wasserburg „Haus Stapel“ in der Nähe von Münster. Kenner bezeichnen den als Juwel, weil er zu den wenigen klassizistischen Wasserschlössern gehört, barocke Vorburg inbegriffen. Salvatore Signorello schätzt nicht nur die Schönheit des Gebäudes, sondern auch ihre baulichen Vorzüge: Vier Meter hohe Decken und groß-zügige Räume bieten viel Platz für Werkstatt, Rohholz- und Furnierlager.

Herzstück des Betriebes
Vor allem das Herzstück des Betriebes, die historische Furniergattersäge, kann sich hier ausbreiten. Bis zu ihrem 115. Geburtstag ist es nicht mehr lang. Trotzdem hat sie immer noch Schwung und eine gehörige Portion Kraft. Dass sie in Europa zu den beiden letzten Aktiven ihrer Art gehört, erfüllt ihre Besitzer mit Stolz. Rechtzeitig haben die beiden Möbelrestauratoren Salvatore Signorello und Michael Sulzbacher die nach dem Horizontalgatterprinzip arbeitende Säge aus dem Jahr 1888 vor dem Verschrotten gerettet.
„Kurz nach der Wende haben wir einen Tipp bekommen, dass es in Thüringen noch eine original Furniergattersäge gibt“, erzählt Michael Sulzbacher. Noch im Winter 1989 machten sich die beiden Geschäftspartner auf den Weg ins besagte thüringische Dorf. Für kleines Geld wechselte die historische Säge – beziehungsweise das, was davon übrig geblieben war – den Besitzer. Ein Jahr dauerte die Restaurierung, denn alle Lager waren ausgeschlagen, die Führungen fehlten, der Transmissionsantrieb, der früher mit Wasserkraft betrieben wurde, musste erneuert werden. Arbeits- und zeitintensiv war auch der Umbau der Werkstatt: Die Säge geht über zwei Stockwerke.
Tüfteln und Ausprobieren
„Wir mussten uns bei der Restaurierung alles selber beibringen“, erklärt Salvatore Signorello, „es gibt ja keine Bedienungsanleitung oder ähnliches mehr für das alte Schätzchen.“ Durch Tüfteln und Ausprobieren brachten die beiden die Furniersäge wieder in Gang. Die Ersatzteile sind Marke Eigenbau, ebenso die Sägeblätter. Das ist auch heute noch so: Aus Metallrohlingen entstehen durch Stanzen, Schärfen und Schränken der Sägezähne maßgefertigte Sägeblätter, wie sie auch schon vor 100 Jahren verwendet wurden.
Vor zwölf Jahren, als die runderneuerte Säge ihren Dienst in der Wasserburg aufnahm, gründeten Salvatore Signorello und Michael Sulzbacher die Firma „Signorello & Sulzbacher Sägefurniere“. Vorher arbeiteten die beiden Möbelrestauratoren jeweils im eigenen Betrieb im „Haus Stapel“. Verbunden hat sie das gemeinsame Hobby, die Herstellung von Sägefurnier. Inzwischen hat sich die Konstellation wieder geändert. Michael Sulzbacher ist noch immer Kompagnon, hat sich aber aus der Produktion zurückgezogen und arbeitet vorwiegend als Antiquitätenhändler.
Oft bis spät abends
Hauptansprechpartner für die Kunden ist jetzt Salvatore Signorello. Zusammen mit seinem Angestellten steht er oft bis spät abends in der Werkstatt oder kümmert sich um die Akquise und Verwaltung. Trotz der vielen Arbeit hat es der 58-Jährige noch nicht bereut, dass er seine Tätigkeit als Möbelrestaurator aufgegeben hat. „Direkt das Holz zu verarbeiten macht sehr viel Spaß“, findet der gebürtige Sizilianer, der seit 1968 in Deutschland lebt und arbeitet. Zuerst als angestellter Restaurator in Münster, danach im eigenen Betrieb in Havixbeck. Auftraggeber waren damals vor allem Museen in ganz Deutschland.
Sägefurnier ist schöner
Diese Kontakte nutzen dem Sägefurnier-Betrieb auch heute. „Unsere Kunden sind größtenteils Restauratoren in ganz Europa“, erklärt der Wahlmünsterländer, „denen geht es nicht anders als mir früher: Sie brauchen gutes Sägefurnier für antike Möbel.“ Furnier, das dicker sei als das hauchdünne Messerfurnier.
Salvatore Signorello macht keinen Hehl daraus, dass er Sägefurnier schöner findet als Messerfurnier. „Dadurch, dass unsere Hölzer vorher nicht gedämpft werden, bleiben sie in ihrer Farbe und Maserung originalgetreu. Sie sind damit vergleichbar mit Massivholz“, sagt der Sägefurnier-Autodidakt. Durch persönliche Kontakte, Mundpropaganda, aber auch durch Anzeigen und Messebesuche, gewinnt seinkleiner Betrieb Spezialkunden, zu denen auch Designer und Schmuckhersteller gehören.
Große Vielfalt an Hölzern
Die Kundschaft schätzt die Qualität der Ware, aber auch die große Vielfalt. Mehr als 75 Holzarten aus aller Welt und in verschiedenen Wuchsformen haben Signorello & Sulzbacher auf Lager – Maser, Wurzel, Pyramide und vieles mehr. Thuja aus Marokko, Schlangenholz ausSurinam, Rosenholz aus Brasi-lien und 400 Jahre alter Buchsbaum aus Deutschland – im riesigen Furnierlager spiegelt sich die Vielfalt der Natur wider. Dass die Furniergatter-säge jegliche Hölzer, egal wie hart sie sind, präzise verarbeiten kann, begeis-tert Salvatore Signorello noch immer. Stolz zeigt er auf die 1,5 mm dicken Wurzelnuss-baum-Furniere und die 2,5 mm dicken Ebenholzblätter. Auf der historischen Säge lassen sich bis zu 2,50 m lange und 60 cm breite Furniere herstellen – Zehntelmillimeter genau. „Selbst die aus-gefeiltesten, digital gesteuerten Sägen sind nicht so präzise“, meint der Spezialist.
In aller Welt verarbeitet
Was mit seinen Furnieren passiert, weiß er nicht immer, aber immer öfter. „Vor ein paar Jahren hat ein Designer mit unserem Palmenholz eine Boutique in New York ausgestattet“, erinnert er sich, „und das Schlangenholz aus Surinam wurde kürzlich für einen Schmuckladen in Brüssel verwendet.“ Besonders stolz ist der Sägefurnier-Fachmann, dass der Parkettboden der „Grünseidenen Kammer“ im Marmorpalais in Potsdam mit Apfel, Taxus, Nussbaum und Weißbuche aus seinem Hause restauriert wurde. Persönlich hat Signor Signorello das Ergebnis noch nicht betrachtet, aber irgendwann will er es nachholen.
Zurzeit steht allerdings Wichtigeres auf dem Programm: die verstärkte Akquisition. „Es ist mühsam an neue Kunden und Aufträge heranzukommen“, gibt der 58-Jährige zu. Seit dem 11. September liefen die internationalen Geschäfte nicht mehr so gut. Die allgemeine Wirtschaftsflaute tue ihr Übriges dazu. Doch auf seine Stammkunden sei Verlass, „wir behandeln unsere Kunden ja auch gut“, sagt der kleine Mann mit einem Augenzwinkern. Auch Dienst-leistungen wie der Lohnschnitt zahlen sich aus. Im Regal neben der Furniergattersäge liegen die fertigen, aus Massivholz und alten, massiven Möbelteilen gesägten Furnier-Stapel, die auf ihren Transport nach Holland, Frankreich, England und Italien warten.
Bis zum letzten Millimeter
Weil die meisten Hölzer kostbar und teuer sind (die Einkaufspreise werden nach Kilo berechnet), werden sie vor dem Sägen gehobelt und auf Bohlen geleimt, damit sie besser in der Säge eingespannt und bis zum letzten Millimeter gesägt werden können. Der Verschnitt beim Sägefurnier ist ohnehin schon viel größer als beim Messer-furnier.
Die Fertigung von Sägefurnier auf der historischen Gattersäge ist noch Handarbeit und erfordert ein konzentriertes Arbeiten. Die Bearbeitung von exotischen Hölzern ist teilweise immer noch eine Herausforderung. „Bei unbekannten Hölzern müssen wir erst die Beschaffenheit prüfen und ausprobieren, welche Sägeblätter bei welcher Furnierstärke angebracht sind“, erklärt der Chef. Gerade das findet auch sein Angestellter Ronald Hof-hüser interessant. „Die Arbeit ist abwechslungsreich“, meint er, und wendet sich wieder der Fertigung eines neuen Sägeblattes zu. Seit fünf Jahren arbeitet der junge Mann im Betrieb Signorello & Sulzbacher. Eine offizielle Berufsbezeichnung gibt es für seine Tätigkeit nicht. „Er ist ein Sägemann, hat man mir bei der Handwerkskammer gesagt“, erzählt Salvatore Signorello mit einem breiten Lächeln. Sägemann? Das klingt nach Sensemann. Ronald mag das nicht glauben. Nun ja, die Tischlerlehre habe er leider abgebrochen. Wie gut, dass Salvatore ihn in die Technik der Sägefurnierherstellung eingewiesen habe. „Ich komme jeden Tag gern zur Arbeit“, sagt Ronald Hofhüser, „außerdem, wer kann schon sagen, ich arbeite in einem Schloss.“
Auch für Besucherinteressant
Das ungewöhnliche Ambiente und die historische Furniergattersäge sind auch für Besucher eine Attraktion. Die Handwerkskammer Münster und auch die Berufsschule veranstalten regelmäßig Führungen in dem Betrieb. Auszubildende und Tischlergesellen erfahren bei Signorello & Sulzbacher Sägefurnier viel Wissenswertes über ein altes Handwerk, das auszusterben droht. „Viele Schreiner arbeiten doch heute nur noch mit wenigen Hölzern“, stellt Salvatore Signorello fest, „deswegen ist der Nachwuchs jedes Mal erstaunt, wie groß unsere Holz-palette ist.“ So mancher sei durch die Betriebsführung auf neue Ideen gekommen und habe zum Beispiel für sein Gesellen- oder Meisterstück später Maserhölzer oder andere ausgesuchte Hölzer geordert.
Neben den Tischlern nehmen auch immer wieder Restauratoren aus vielen Ländern Europas an den Besichtigungen teil. Salvatore Signorello sieht die Führungen nicht nur als Marketingmittel für seinen Betrieb, sondern er möchte ein breites Fachpublikum über die Herstellung von Sägefurnier informieren – und für das alte Handwerk begeistern. Salvatore Signorello blickt optimistisch in die Zukunft: „Es interessieren sich viele junge Leute für unsere Arbeit.“ Sein Wissen möchte der 58-Jäh-rige noch einige Jahre weiter-geben, ans Aufhören denkt er nicht. Auch die Säge werde weiterhin gute Dienste leisten: „Für’s Museum ist sie viel zu schade.“ Sagt’s, stellt den Motor wieder an und lässt die Sägezähne wieder kraftvoll zuschneiden.
Claudia Schneider
Kontakt:
Signorello & Sulzbacher Sägefurniere
Haus Stapel
Gennerich 18
48329 Havixbeck
Tel 0 25 07/22 78, Fax ~/44 50
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