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„Qualität ist Ehrensache“

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„Qualität ist Ehrensache“

Lesen Sie weiter: Wie Sie in der Märzausgabe des BM erfahren haben, ist es Michael Deller, seines Zeichens Obermeister der Schreinerinnung Aschaffenburg, zusammen mit anderen gelungen, ein richtungsweisendes Netzwerk aufzubauen. In einem lockeren Rahmen kooperieren die Innungsmitglieder untereinander. Mit Humor und Offenheit berichten die Schreinermeister Michael Deller, Peter Helfrich, Benno Karl und Toni Werner von ihren Erfahrungen.

Benno Karl: „Mein Betrieb ist zu klein, so dass ich gezwungen bin, Kollegen zu suchen, die für mich fertigen. Nur dann kann ich in einem kleinen Bereich das fertigen, was mir Spaß macht: hochwertige Einzelmöbel. Ich mache die schöne Front, die Funktionsteile aus beschichteter Spanplatte kaufe ich beim Kollegen, der auf CNC-Bearbeitung spezialisiert ist.“ Benno Karl hat auch die Gebietsvertretung für die Firma Comtür übernommen. Wegen der hochwertigen Innentüren kommen viele Kollegen auf ihn zu, zumal er ein eigenes Türenstudio besitzt, das die Kollegen auch nutzen können, um Kunden mit verschieden Modellen bekannt zu machen.
Marketing in eigener Sache
Nachdem einige Mitglieder der Innung Aschaffenburg entdeckt hatten, wie sinnvoll Kooperationen sind, entwarf man ein sogenanntes Partnerdatenblatt. Hier wurde systematisch erfasst, welche Firma sich durch welche Fertigungsschwerpunkte, Spezialmaschinen, besondere Kenntnisse usw. auszeichnet. Michael Deller: „Wenn ich nicht weiß, wer was anbietet, wie soll ich dann kooperieren?“
Toni Werner wirft ein: „Es ist aber auch die Aufgabe jedes einzelnen Unternehmers, seine Spezialgebiete bekannt zu machen. Es kann ja nicht sein, dass ich warte bis jemand kommt und meine Qualitäten erkennt. Ich schicke aus diesem Grunde Mailings oder informiere durch Beiträge in Fachzeitschriften. Außerdem gehe ich auf Messen, jetzt zum Beispiel auf die Holz-Handwerk in Nürnberg.“ „Das ist richtig,“ erwidert Michael Deller, „ich gehe auch ganz offensiv auf meine Kollegen zu, mache meine CAD-Dienstleistung erst einmal im Raum Aschaffenburg bekannt und gehe dann auch auf Kollegen von anderen Innungen zu. Manches ergibt sich locker und formlos, aber ich schreibe auch gezielt mög-liche Interessenten an.“
Maschinen gemeinsam nutzen
Die Kooperation unter Schreinerkollegen beginnt häufig mit der gegenseitigen Maschinennutzung, z. B. Kantenanleimmaschine, Mehrspindelfräse, CNC-Bearbeitungszentren, Schleifautomaten oder Oberflächenveredelung.
Michael Deller stellt beispielsweise den Kollegen seine Kan-tenanleimmaschine und seine Profilfräsmaschine zur Verfügung. Peter Helfrich, seit Mitte 80er Jahre im gleichen Dorf ansässig, nutzt diese beiden Maschinen. Im Gegenzug nimmt Michael Deller seine Breitbandschleifmaschine in Anspruch. Die Maschinenkooperation läuft problemlos mit ausliegenden Listen, in die die Nutzzeiten eingetragen werden. Auch sonst ist es den beiden gelungen trotz eines fast deckungsgleichen Produktspektrums ein freundschaftliches Verhältnis zueinander aufzubauen. „Meine Kunden könnten auch seine Kunden sein,“ sagt Michael Deller. „Trotzdem spielen wir mit offenen Karten. Peter würde mir keine Kunden schicken oder fertige Möbel von mir verkaufen. Aber mit der Maschinenkooperation, mit Entwürfen und mit Halbfertigprodukten hat er keine Probleme.“ Auch Mitarbeiter wurden schon ausgetauscht. Der Austausch von Personal macht Zeitarbeitsfirmen überflüssig und hilft beim Ausgleich von Kapazitätsengpässen und Auftragslücken.
Bei aller Liebe zur Kooperation, sei es natürlich immer noch die erste Priorität, die eigenen Mit-arbeiter auszulasten. „Beispielsweise habe ich mir neulich“, erzählt Michael Deller, „von Peter Treppenstufen anbieten lassen. Weil mir aber ein Auftrag weg gebrochen ist, musste ich diese im letzten Moment doch selber machen.“ Das Verständnis für solche Zwangslagen ist bei allen Partnern gerade in schlechten Zeiten voll und ganz vorhanden.
Kundenansprache
Und wie reagieren die Kunden? Wollen sie nicht Produkte von ‚ihrem Schreiner? Michael Deller: „Ich sage dem Kunden offen, dass ich Produkte von Kollegen anbiete. Offenheit und Ehrlichkeit sind meine Geschäftsprin-zipien. Die meisten Kunden stehen dem positiv gegenüber.“ Toni Werner hält dagegen: „Ich glaube, es ist ein Trugschluss, eine Fehleinschätzung, einfach eine Angst der Schreiner, dem Kunden offen legen zu müssen, was man von wem hat. Ich verkaufe meinen Kunden Dienstleistung. Der Kunde will eine gute, handwerkliche Treppe zu einem vernünftigen Preis. Woher das Produkt kommt, interessiert meist gar nicht. Mit Erklärungen kann man sich auch selber ein Bein stellen.“ Aber Michael Deller hat andere Erfahrungen gemacht und ist deshalb anderer Ansicht: „Ich habe einmal einen Kunden verärgert, weil ich eine Eckbank zugekauft und das anscheinend nicht deutlich genug gesagt habe. „Manche Kunden wollen auch in die Werkstatt kommen und sehen, wie an ihrem Produkt gearbeitet wird,“ wirft Peter Helfrich ein. Des-wegen sei es schon wichtig, zu sagen, ob man es selber fertige oder zukaufe. „Ja, Romantik und Handwerksaffinität gehen schon verloren,“ muss auch Toni Werner zugeben, „das ist ein großes Problem. Wir müssen damit intelligent umgehen und die Romantik in den Werkstätten platzieren, sogar wenn sie nur Schau ist.“
Jede Menge Potential
Toni Werner: „Die Zeit ist reif für neue, ungewöhnliche Lösungen. Ich würde mir wünschen, dass es hier im Kreis noch mehr Möglichkeiten gäbe zu kooperieren. Aber dazu sind Spezialisierung und damit die Kosten- und Qualitätsvorteile noch immer nicht weit genug voran geschritten. Wenn die Spezialisierung jedoch weiter fortschreitet, wird dieses Netzwerk immer stärker werden. Wir Schreiner müssen uns deutschlandweit gegenseitig unterstützen. Es gibt jede Menge Potential.“
Regina Adamczak
Gemeinsam ausbilden
Ein weiteres Projekt der findigen Schreinermeister ist die Verbundausbildung – im vergangenen Jahr begonnen. In diesem Rahmen lernen zwei Auszubildende drei unterschiedliche Schreinereien kennen. Sie wechseln alle acht Monate den Betrieb. Beteiligt sind Michael Deller, Toni Werner und Angelika Burgard, eine weitere Kollegin. Toni Werner erklärt Sinn und Zweck: „Wenn die Spezialisierung immer weiter voran schreitet, wird auch die Verbundausbildung immer wichtiger, weil ein Betrieb die geforderte umfassende Ausbildung gar nicht mehr alleine leisten kann.“ So ganz offiziell ist das Projekt jedoch nicht. Die Handwerkskammer will einen Lehrherrn, der die Verantwortung trägt, auf dem Ausbildungsvertrag sehen.
Der Umbruch
Im Jahr 1994 war der damalige Obermeister Hans Hammerbacher 27 lange Jahre im Amt gewesen. Als er aufhören wollte, gab es spontan niemanden, der besonderes Interesse bekundete. Und so kam es, dass 1994 bis 1997 ein Innungsbeirat von sechs Leuten gemeinsam die Arbeit des Stellvertreters übernahm. Schon in dieser Zeit wurde versucht, der Innungsarbeit neue Impulse zu geben. Unterstützt von diesem Beirat übernahm Michael Deller 1997 das Amt des Innungsobermeisters.
Toni Werner: „Was unserer Crew Schwung gegeben hat ist, dass der vorige Innungsobermeister alles selber gemacht hat und nun alles neu zu organisieren war. Es ist etwas anderes, in einer funktionierenden Maschinerie ein Rädchen ersetzen als ein neues Getriebe zu bauen. Uns ging es vor allen Dingen darum, die Innung als eine seit langem bestehende Schreinerkooperation auf ein anderes Niveau heben.“
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