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Ein Traum wird wahr

Schreinerei Kiermeier setzt auf 5-Achs-CNC und neue Kantentechnologie der Felder Group
Ein Traum wird wahr

Mit viel Liebe zum Detail, kleinen Signature-Produkten und neuester Technik setzen Michael Kiermeier und seine Mannschaft spannende Projekte um. Die Schreinerei legt den Fokus auf individuellen Möbeln und Küchen für Privatkunden. Doch ist der Tüftlergeist des Chefs erst mal geweckt, entsteht auch schnell Außergewöhnliches – z. B. die Inneneinrichtung für den LaybackBus, ein Tinyhouse auf Rädern, das sich in Serie fertigen lässt.

BM-Redakteur Lukas Petersen

Auf 600 m2 fertigen Michael Kiermeier und sein sechsköpfiges Team im niederbayerischen Loiching individuelle Innenausbauten nach Maß. Zum größten Teil sind das Küchen und Möbel für Privatkunden. Allerdings entstehen hier auch die Inneneinrichtungen für einen großen Automobilhersteller und ab und zu nutzen auch andere Gewerbekunden die Leistungen der Schreinerei, um den eigenen Arbeitsplätzen eine individuelle Note zu verleihen. Darüber hinaus kommt noch das Objektgeschäft hinzu. Bei Ausschreibungen wird dabei unter anderem auf Zusammenarbeit mit Kollegen gesetzt.

Aus Träumen und Ehrgeiz entstehen Schreinereien

Vor Ort ging es für mich direkt durch die Werkstatt ins Büro. Nach einem kurzen herzlichen Empfang schüttete Michael Kiermeier einen kleinen Karton mit Werkzeug im Miniaturformat auf seinen Schreibtisch und sagte „fangen wir ganz von vorne an“. Also gut: Schon als Jugendlicher fing Michael Kiermeier an, in der Schreinerwerkstatt, in der sein Onkel als Geselle beschäftigt war, Werkzeuge im Miniaturformat herzustellen – das war sein Hobby. Daraus wuchs schnell der Traum einer eigenen Schreinerei. Mit diesem Ziel im Hinterkopf begann er nach der Schule seine Ausbildung in einem 4-Personenbetrieb. Hier wurde noch eher klassisch gearbeitet, eine CNC gab es zum Beispiel nicht. Als frisch gebackener Geselle ging es für ihn in eine reine Bauschreinerei. Sein Meister betraute den Möbelschreiner direkt mit eigenen Projekten und hat ihn sprichwörtlich ins kalte Wasser geworfen. „Das war hart, aber gut“, erzählt er mir und nahm das zum Anlass, dem Betrieb ein zweites Standbein zu verpassen: Ab sofort wurden hier auch Möbel gefertigt.

Um gleichzeitig die ersten Schritte in Richtung eigene Schreinerei zu gehen, machte sich der heutige Firmeninhaber nebenher selbstständig. Dazu richtete er sich eine kleine Werkstatt im Keller der Eltern ein. Hier kam auch der erste richtige Kontakt mit CNC-Technik. Er holte sich eine kleine Tisch-CNC und fing an, sich das nötige Know-how selber anzueignen. Kurz darauf ging es neben Job und Selbstständigkeit in Teilzeit an die Meisterschule. Hier gab es für ihn zum ersten Mal die Möglichkeit sein neues Steckenpferd, die CNC-Technik, gänzlich auszuleben.

Mit Meisterbrief in der Tasche und technischem Wissen im Kopf setzte er seinen Traum in die Tat um, kaufte sich ein Grundstück und baute seine eigene Schreinerei von null auf. Das war 2010. Nach fünf erfolgreichen Jahren, die mehr von Montagetätigkeiten geprägt waren, investierte er in eine Durchlauf-CNC und fing an, selber zu fertigen – hauptsächlich Küchen. Schon nach drei Jahren wurde diese von einer Format 4 Creator 950 abgelöst. Damit war die Schreinerei gewappnet für den kompletten individuellen Innenausbau und startete durch.

Individueller Möbelbau mit Technik, die begeistert

Heute befindet sich in der Werkstatt mit der Format 4 H350 ein 5-Achsbearbeitungszentrum. Mit ihm haben sich für die Schreinerei im Innenausbaugeschäft ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten ergeben und zusätzlich können sie jetzt Formteil- und Prototypenbau anbieten. Michael Kiermeier sagt dazu begeistert: „Die H350 war einer der besten Investitionen in meinem Leben. Sie ist wie ein Mitarbeiter, der nie krank ist.“ Die Maschine ist bis auf eine automatische Austragung, also ein Abfallförderband, voll ausgestattet: Sie hat einen zusätzlichen Werkzeugwechsel mit 16 Plätzen und ein extra Sägeaggregat, dass vor allem für Schifterschnitte (d. h. Schnitte für schiefe Gehrungen) eingesetzt wird.

Angesteuert wird die CNC mit Daten, die über das CAD-Programm Palette CAD erstellt werden. Die Software gibt gleichzeitig Holz- und Beschlagslisten aus. Die CNC-relevanten Daten gehen per USB-Stick ans Bearbeitungszentrum und werden direkt am Terminal in der Feldereigenen CAD/CAM-Software F4 Create aufbereitet. Der Schreinermeister findet vor allem die Visualisierung der Fräsabläufe sehr gelungen und erzählt mir, dass er durch die intuitive Bedienung und sein Vorwissen nicht mal eine Schulung gebraucht hat, um das CNC-Bearbeitungszentrum samt Software zu bedienen.

Für den Zuschnitt stehen ebenfalls in Blau eine Plattensäge und eine Formatkreissäge zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es noch Abrichte, Dickenhobel sowie eine Langbandschleifmaschine in klassischem Grün. Wird mal eine Breitband benötigt, lässt es das gute Netzwerk zu, größere Schleifarbeiten in einer befreundeten Schreinerei durchzuführen.

Kantentechnologie für hochwertigen Innenausbau

Vor wenigen Wochen kam mit der Format 4 Tempora F600 noch eine neue Kantenanleimmaschine dazu. Die hat jetzt schon über 3000 Laufmeter auf der Uhr, da die Schreinerei Kiermeier unter anderem auf Lohnbekantung für Kollegen setzt. „Die Maschine erzielt so ein gutes Ergebnis, davon sollen auch gerne Kollegen profitieren“, erzählt mir der Chef. Angefahren wird hier entweder mit EVA-Klebstoff oder mit dem innovativen PUR-Kleber von der Rolle. Die GlueBox bringt einen dünnen PUR-Klebestreifen von der Rolle zwischen die Kante und das Werkstück und verschmilzt die beiden Komponenten miteinander. Durch die Wärmeaktivierung des Klebers wird eine optimale Haftung und Klebewirkung erreicht. Die Technologie macht ein Leimbecken und die damit verbundene Pflege überflüssig.

Die schönste Art zu reisen

Neben individuellen Einzelstücken nach Maß, fertigt die Schreinerei bald auch kleine Serien. Nachdem Michael Kiermeier 2022 privat ein Expeditionsmobil mit absetzbarem Container für sich und seine Familie um- und ausgebaut hat, kam Sebastian Wilk mit der Idee eines Tinyhouse auf Rädern auf ihn zu. Mit dem Projekt LaybackBus stieß er beim Schreinermeister auf offene Ohren und der entschied sich kurzerhand den Ausbau der Innenausstattung mitzugestalten – vor allem was die technische Umsetzung anbelangt. Die Grundidee: Ein mobiles Gefährt, für alle, denen ein California zu klein, ein selbst gebauter Camper-Van zu aufwendig und ein Wohnmobil nicht elegant genug ist. Als Basis dient ein extralanger MAN TGE mit Hochdach, der in vier stimmigen Farb- und Materialkonzepten erhältlich ist.

 

 
 
 
 
 
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Nach reichlicher Entwicklungsarbeit, was Design, Geschäftsmodell etc. anbelangt, haben Sebastian Wilk und Michael Kiermeier die Inneneinrichtung des LaybackBus innerhalb des letzten Jahres soweit optimiert, dass sie in Kürze mit der Serienfertigung starten können. 2025 sollen schon 25 Stück produziert werden. Während der Entwicklung wurde zwar viel am Objekt getüftelt und optimiert, aber viel ist auch direkt am PC entstanden. Für die reibungslose Planung bekam der Schreinermeister jeweils DXF-Daten, die er in Palette CAD weiterverarbeiten konnte. Oft ging es hier vor allem um Details und darum, die durchdachten aber nicht ganz einfachen Wünsche von Sebastian Wilk zu erfüllen. Für die Umsetzung nutzte der Schreinermeister immer direkt 3D-Zeichnungen. War ein Stück fertig konstruiert, wurde produziert. Entweder direkt über den Zuschnitt an die CNC, oder noch mit Zwischenstopp in der Vakuumpresse VPR 3000 von Istra. Die findet auch bei individuellen Innenausbauten oft Verwendung und begleitet die Schreinerei schon viele Jahre. Das gilt auch für die Multi Press von Barth. Sämtliche Korpusmöbel, größtenteils Küchenschränke lassen sich hier spannen und weiterverarbeiten. Zum Beispiel werden Beschläge direkt an der Presse montiert. Dadurch wird das Umsetzen des Werkstücks vermieden und es kann auf einer angenehmen Arbeitshöhe montiert werden.

Kundengewinnung leicht gemacht

Für Kunden der Schreinerei gilt ein ganz klarer Ablauf: Nach dem ersten Gespräch wird eine 2D-Zeichnung erstellt. Ist der Kunde mit dem Entwurf zufrieden, bekommt er die 3D-Zeichnung inkl. der Auftragsbestätigung. Dann wird gefertigt und montiert. Als Goodie erhalten viele Kunden nach der Abnahme noch ein kleines selbst gemachtes Geschenk, was laut Michael Kiermeier oft für ein gutes Gefühl und Folgeaufträge sorgt. Zur Kundengewinnung setzt er auf Social-Media-Ads auf Facebook und Instagram. Knapp 50 Euro im Monat setzt er hier ein und das macht sich bezahlt: „75 % unserer Neukunden gewinnen wir mit diesen Anzeigen. Das ist ganz einfach, man muss sich nur einmal mit dem Workflow vertraut machen und schon kann man Werbung schalten“, erzählt der Chef.

Zufrieden und weitsichtig

Für die Zukunft wünscht er sich nicht viel, denn so wie es im Moment ist, ist es gut. Allerdings hofft er, dass unser Beruf bzw. das Handwerk mehr Anerkennung in der Gesellschaft bekommt. „Wenn das Handwerk in der breiten Masse als wertvoll angesehen wird, gewinnen wir auch weiterhin gute Auszubildende, wo wir unsere Leidenschaft vermitteln und zusammen knifflige Aufgaben lösen können.“

In naher Zukunft wird wieder investiert: Ein ERP-System für mehr Durchgängigkeit und eine neue Formatkreissäge mit Sicherheitssystem sollen bald kommen.

Schreinerei Kiermeier

84180 Loiching

Facebook: Schreinerei Kiermeier

Instagram: schreinerei_kiermeier

Technologiepartner:

www.feldergroup.de, www.palettecad.de

Tinyhouse auf Rädern:

www.laybackbus.com


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