Raus aus der Mitte!

Die schwache Teilnehmerresonanz, die der Deutsche Tischler- und Schreinertag 2003 in Köln zu beklagen hatte, wirft Fragen auf: Zu teuer, zu lange oder eventuell doch zu wenig Interesse an der Zukunft, an berufsständischen Organisationen und Veranstaltungen? Wie auch immer, am vielseitigen Programm und an interessanten Themen hat es jedenfalls nicht gelegen.

Die Zukunft kann nur gewinnen, wer sich intensiv mit dem Wandel der Gesellschaft und der Märkte auseinandersetzt und daraus Konsequenzen zieht, lautet eine der wichtigsten Botschaften aus Köln (Seite 16). Und wer genau hinhörte, hat vielleicht schon eine paar gute Ideen, in welche Erfolgsrichtung er seinen Betrieb entwickeln kann.

Mit seinen gekonnt vorgetragenen „Megatrends“ zeigte Zukunftsforscher Matthias Horx, dass es jenseits aller gängigen Denkmuster eine ganze Reihe guter Chancen gibt, die gerade Tischlern und Schreinern ganz neue Felder eröffnen. Erweiterte Angebotsstrukturen, neue Allianzen, die Eroberung individueller Nischen und konsequente Kundenorientierung sind dazu die Stichworte.

Aus der Fülle seiner interessanten Analysen, scheint eine besonders wichtig. Die in der mittleren Preisklasse angesiedelten Marktsegmente, so Horx, seien nicht mehr erkennbar: „Die Märkte haben sich polarisiert. Die Mitte ist tot!“

Der Verlust der Mitte ist gerade für Tischler und Schreiner problematisch, agiert doch ein Großteil der Betriebe in diesen Gefilden.

Nach dem Motto „Raus aus der Mitte!“ bleiben nach Horx nur zwei wirklich erfolgversprechende Wege: Der erste nennt sich neudeutsch „Discountig“ und meint nichts anderes als die Billigschiene. Urteilen Sie selbst: Obwohl von einigen Marketingexperten für das Handwerk ernsthaft empfohlen, kann die „Aldisierung“ wohl kein Weg für hochqualifizierte Fachbetriebe sein.

Richtig erfolgversprechend ist nur der Weg in die oberen Marktsegmente und Nischen. Nur dort finden sich Kunden, die bereit sind gutes Geld für gute Arbeit zu bezahlen. Sie erwarten allerdings professionelle Leistungen von der perfekten Beratung über gutes Design und bester Produktqualität bis hin zu gut organisierter Montage und schnellem Service. Werden diese zweifellos hohen Erwartungen nicht erfüllt, wird der Weg in die oberen Marktsegmente ein erfolgloser Versuch bleiben. Dann, so ist zu befürchten, gehen enttäuschte Kunden künftig „lieber gleich zu Aldi“.

Wege aus der Mitte finden Sie wieder in der vorliegenden BM-Ausgabe. Erfahren Sie in unserem Beitrag zum Thema Marketing (ab Seite 58), wie Sie Ihr Marktpotential systematisch vergrößern können.

Systematisches Vorgehen ist auch beim Thema Rating gefordert, denn spätestens ab 2004 wird es ernst. Ab Seite 18 bieten wir Ihnen ganz praktische Vorbereitung auf die Fragen der Banker.

Und natürlich halten wir wieder eine kräftige Portion Technik und Design für Sie bereit. Mit den Messe-Highlights von der interzum und der LIGNAplus sind Sie wieder „up to date“, auch wenn Sie nicht in Köln und Hannover waren.

Übrigens: Ganz herzlichen Dank für die zahlreichen Komplimente an das BM-Team zur vor kurzem erschienenen BM-EXTRA Karriere 2003/2004. Eine schöne Bestätigung für das Konzept dieser Ausgabe, die sich ganz auf die Themen der beruflichen Aus- und Weiterbildung konzentriert. Wer dieses Heft z. B. für die Nachwuchswerbung einsetzen will: Einfach anfordern unter Telefon 07 11/75 94-4 01 oder im Internet: www.bm-online.de.

Herzlichst Ihr

Manfred Maier

Chefredakteur