Die Hochschule im schwäbischen Aalen benötigte 5000 m² Glasfassaden in Holztragkonstruktion für ihren neuen Campus und gab der ausführenden Firma einen engen Zeitplan vor. Manchmal scheint ein enger Zeitrahmen auch förderlich zu sein: Alle am Bau Beteiligten sind mit der Abwicklung sehr zufrieden.
Auf der Baustelle der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Aalen weht ein -8 °C kalter, böiger Wind. Jetzt im Januar sind die Arbeiter froh, wenn sie die Handschuhe nicht ausziehen müssen. Nur, wenn mal eine Schraube reinzudrehen ist, legt man ungern die Handschuhe beiseite. Glücklicherweise läuft die Montage der Pfosten-Riegel-Fassade routinemäßig wie bereits in den vergangenen Wochen ab. Das Gebäude ist schon fast vollständig umschlossen, nur noch wenige Elemente müssen mit dem Kran an Ort und Stelle gebracht werden.
Die HTW baut auf einem riesigen Gelände – dem so genannten „Burren“ – ihren zentralen Campus mit Institutsgebäuden und einer Bibliothek. Seit November wird die Fassade montiert. Für den Baufortschritt war aber nicht die Montagegeschwindigkeit maßgebend, sondern die Fertigungskapazität in der Werkstatt des Fenster- und Fassadenbauers Ruoff. Denn dort kam man mit der Produktion kaum nach. Willy Ruoff fügt erklärend hinzu: „Wir haben ohne Unterbrechung montiert, bei jedem Wetter und auch bei dem Dauerfrost über die letzten Wochen hinweg. Dabei ging keine einzige Scheibe zu Bruch.“
Die flinke und sichere Montage wurde erst möglich, weil sich das Planungsbüro Strobel, der Fassadenbauer und das Systemhaus Raico Bautechnik zusammensetzten und jeder seine Kompetenz und seinen ganzen Erfahrungsschatz einbrachte. Strobel legte sich für eine rationelle Elementierung der Fassade ins Zeug. Er ist ein eindringlicher Verfechter der Elementbauweise: „Nur so bleibt die Holz-Fassade gegenüber ihrer Konkurrenz aus Metall wettbewerbsfähig, denn diese Bauweise minimiert den kostentreibenden Montageaufwand.“ Er stülpte der Fassade ein bestimmtes Raster auf, das in 3,18 m lange Einheiten unterteilt wurde.
„Herr Ruoff hat die Vorteile der Elementierung für seine Fertigung und Montage effizient umgesetzt“, beurteilt Strobel die Zusammenarbeit. Der Fensterbauer durchforstete akribisch die Arbeitsabläufe nach weiterem Rationalisierungspotenzial: Z. B. bei der Lösung, wie die Elemente sicher am Kran hängen und es keine störenden „Seilschaften“ gibt.
So sind die 300 geschosshohen Fassadenteile im halbstündigen Rhythmus sicher an ihrer vorgesehenen Stelle montiert. Nach der Platzierung der Elemente werden die Anschlüsse fertig gestellt, das letzte Glas eingesetzt und mit der Pressleiste dicht gemacht. Die beiden Fensterflügel werden ebenfalls nachträglich eingehängt.
Die Montage der Trag- und der Alu-Befestigungsprofile, des kompletten Dichtungssystems, des Glases und der äußeren Pressleisten wurden in die Werkstatt verlagert, wo diese Prozesse viel rationeller und wetterunabhängig durchgeführt werden können.
Eine weitere Anforderung war die äußere Verkleidung der Glasfassade mit Leisten aus Lärchenholz. „Mit aufgeschraubten Holzleisten wird niemand glücklich“, so Strobel, denn sichtbare Verschraubungen wären optisch unerwünscht. „Nur eine Aluminium-Befestigungstechnik kann die Funktion und Dichtheit sicherstellen.“ Albert Inninger, Geschäftsführer der Raico Bautechnik unterstützt diesen Gedanken: „Mit unserer speziellen Lösung wird die Glashaltefunktion und Dichtheit durch ein Alu-Alu-Befestigungssystem sichergestellt. Die Holzdeckleiste wird anschließend einfach darauf geklipst. Dadurch übernimmt die Holzleiste nur eine Design-Funktion, bauphysikalische Anforderungen sind somit langfristig garantiert.“
Bereits in die Praxis umgesetzt hat Raico diese Erfahrungen mit einer entsprechenden Erweiterung des Therm+-Systems. Die aufklipsbare Holz-Deckleistenvariante ist nun als Standardlösung im Systemkatalog aufgenommen. Für die Elementmontage wurde eine nochmals weiterentwickelte Version unter dem Namen Express eingeführt.
„An diesem Beispiel wird demonstriert, wie bei einer frühzeitigen konsequenten Planung und richtigen Umsetzung durch alle Beteiligten in vielen Objekten ein erstaunliches Rationalisierungspotenzial steckt.“ Strobel sieht enorme Chancen der Zukunft in einer industriellen Fertigung der Leistungen, die bisher handwerklich abgewickelt wurden. (dm)
Raico auf der fensterbau: Halle 3, Stand 317
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