Schneller, flexibler und präziser

Wo und bei welchem Bearbeitungsschritt ist noch was zu holen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Fertigungstechniker in der Fensterbranche, sondern naturgemäß die Maschinen- und Anlagenbauer z. B. für die Bearbeitung von Kunststoff-, Aluminium- und Holzprofilen. Sie wollen gerade auf der bevorstehenden fensterbau/frontale mit ihren Rationalisierungsvorschlägen glänzen.

Neben höchstem Bearbeitungstempo rückten aber, so AFS-Geschäftsführer Dr. Claus-Dieter Claassen, die Themen Flexibilität und Individualisierung noch stärker in den Vordergrund. Fenster und deren Produktionsbedingungen hätten sich deutlich verändert. So befinde sich z. B. das Massenprodukt Kunststofffenster in starkem Wandel: Neue energiesparende Profilsysteme, die als zweites oder drittes Sys-tem in die Fertigung kommen, verändertes Design, neue Profilkonturen und nicht zuletzt die heute erfolgsentscheidende just-in-time Produktion seien dazu die Stichworte.

Nicht die starre Linie, sondern die flexible Automatisierung mit einem vielseitigen Maschinen- und Aggregatebaukasten, Bearbeitungsmodulen und entsprechende Steuerungskonzepte für individuelle Problemlösung in jeder Betriebsgröße stehe bei AFS ganz im Vordergrund.

Dazu habe man z. B. die Technologie der Bearbeitungszentren im Unternehmenszweig AFS Schirmer Maschinen GmbH in Verl in den letzten Jahren fast dramatisch weiterentwickelt. Claassen nennt dazu zwei Beispiele:

• Erstens die AFS-G-Modul-Technik mit ihren universellen Einsatzmöglichkeiten für die flexible Profilbearbeitung in allen Leistungsklassen. Bei dem schon legendären G-Modul handelt es sich um einen vertikal angeordneten, flächigen Ring zur Aufnahme der Aggregate für die Rundumbearbeitung je nach Bedarf, Leistung und Kundenwunsch.

• Zweitens: Die Einführung der Linearantriebstechnik für den präzisen und schnellen Profiltransport.

Diese beiden Stichpunkte stehen beispielhaft für viele andere Weiterentwicklungen im Bereich der Stabbearbeitungszentren, für Zuschnitt und komplette Bearbeitung der Profilstäbe bis hin zum vollautomatischen Zuschnitt und Einbringen des Verstärkungsstahls.

Bereits zur Hausmesse anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums im Oktober 2001 hatte AFS kräftig aufs Tempo gedrückt: Das Stab-Bearbeitungs-Zentrum SBZ 100 G wurde in einer Hochleis-tungs-Variante mit einer neuen, in zwei Achsen NC-gesteuerten Greifzange ausgestattet, mit der Profillängen bis 3500 mm transportiert und exakt positioniert werden können. Angetrieben von einem hochdynamischen Line-armotor, der mittlerweile in den AFS-Bearbeitungszentren aufgrund seiner hohen Zuverlässigkeit als Standard eingesetzt wird, erreicht die Anlage eine Transportgeschwindigkeit von bis zu 300 m/min.

Auf der fensterbau/frontale wird die Lineartechnik u.a. an einem modularen Bearbeitungszentrum für ca. 160 Fenstereinheiten pro Schicht demonstriert.

Die Grenze für den Einsatz von Stabbearbeitungszentren findet sich meist bei der Betriebsgröße: Für die Großzahl der mittleren Betriebe, d. h. 80-100 Einheiten/Schicht, ist aus Budget- und Platzgründen der Einsatz eines BAZ’s oft nicht zu realisieren. Andererseits ist die herkömmliche Profilbearbeitung mit Doppelgehrungssäge und Einzelmaschinen heute meist unwirtschaftlich.

Die inzwischen im Bereich der Bearbeitungszentren eingeführten neuen Technologien erlauben eine Lösung aus diesem Dilemma. Profitieren können davon kleine und mittlere Betriebe in der Leistungsklasse 80 – 100 Einheiten mit geringem Investitionsbudget und Raumangebot. Mit dem Stabbearbeitungszentrum SBZ – 100 – G offeriert AFS für diese Leistungsklasse schlüssige Rationalisierungsmöglichkeiten mit allen Vorteilen NC-gesteuerter Komplettbearbeitung. Ausgangsbasis ist der bereits auf der Doppelgehrungssäge zugeschnittene Stab.

Das SBZ 100 G kann kundenspezifisch mit Bearbeitungsmöglichkeiten ausgerüstet werden, je nachdem, ob der Schwerpunkt auf Durchsatz oder auf hoher Flexibilität (Türen/Sonderbau) liegt.

Bei der Bearbeitung von bereits zugeschnittenen Stäben wird die von der Zuschnittoptimierung festgelegte Reihenfolge der Profilstücke übernommen und die Steuerung löst die Bearbeitungen in entsprechender Reihenfolge aus. Zweite Möglichkeit ist der Einsatz von Barcode Etiketten, über deren Informationen das entsprechende Bearbeitungsprogramm ausgelöst wird. Typische Bearbeitungen sind:

• Verschrauben von Stahl in Flügeln, Rahmen und Kämpfern

• alle Bearbeitungen im PVC, wie Wasserschlitze, Entlüftungen, Olive, Schlosskasten, Türschloss und alle anderen Bohrungen – alle Bearbeitungen, die durch PVC und Stahl (oder Aluminium) gehen, wie z. B. Dübellöcher, Kämpferbefestigungen, Schließteil-Vorbohren, Olive, Fräsungen bei Alu-Verstärkungen, etc.

Ein weiteres interessantes Konzept stellt AFS mit dem Stabbearbeitungszentrum ‚Compakt’ vor. Die Kunststoff-Profilstäbe werden bei dieser Anlage in zwei Durchläufen bearbeitet. Nach dem ersten Durchlauf werden die Rahmenteile zurück zum Ausgangspunkt gefördert. Dort erfolgt vor dem zweiten Durchlauf der Einschub der Verstärkungsprofile. Entscheidender Vorteil: Viel Leistung auf geringstem Raum.

Der AFS-Eckenverputzautomat APH 2 CNC ermöglicht auch kleinen und mittleren Betrieben die wirtschaftliche Bearbeitung von modernen, abgerundeten oder farbigen sog. Design-Profilen. Durch die CNC-Technologie mit echten interpolierenden Achsen gibt es praktisch keine Einschränkungen bei der Anwendung aller handelsüblichen Kunststoff-Systemkonstruktionen. So kann die Bearbeitung dank der frei programmierbaren PC-Bildschirmsteuerung auch selbst programmiert werden. Von Vorteil ist die übersichtliche Struktur der Software mit Grafikunterstützung.

Mit speziellen Werkzeugen und Programmen kann für die meis-ten Dichtungssysteme ein gutes Ergebnis erzielt werden – ohne spezielle Maßnahmen in der Schweißmaschine, wie z. B. Dichtungsniederhalter oder in der Stabbearbeitung das Hinterfräsen im PVC. Durch die lange Erfahrung von AFS in der Abstechmesser-Technologie können wei-ße, folierte, acrylbeschichtete und lackierte Oberflächen mit oder ohne Schattennut verputzt werden, und zwar ohne Umrüstzeiten und programmgesteuert.

Die Maschine (mit Profilerkennung) kann im Einzelbetrieb mit oder ohne Wendestation betrieben werden – ebenso in eine Linie integriert, dies auch in Stufen ausbaubar. Für höhere Kapazitäten ist der 4-Achser APH 4 CN, erhältlich. Die Werkzeugplätze sind von 7 bis 13 Stück aufrüstbar, inklusive Stulpfräse und automatischem Distanzausgleich.

Mit einer Premiere aus der Federhenn-Produktionsstätte in Simmern kann AFS bei der Beschlagmontage aufwarten: Mit einem völlig neuen Konzept wird die automatisierte Montage von Drehkipp-Beschlägen für Fens-terflügel ,am losen Stab’ ermöglicht. Basis dieses neuen Konzepts ist ein neuentwickelter und funktionell verbesserter Beschlag eines namhaften Herstellers.

Grundsätzliche Überlegung für die Neuentwicklung ist die Tatsache, dass einzelne Rahmenteile auch bei der Beschlagmontage besser zu handeln sind als komplett verschweißte Rahmen. Claus-Dieter Claassen: “Hinzu kommt die Prämisse, eine Alternative zu den doch sehr teuren und unflexiblen Montageautomaten bieten zu können.”

Der neue Automat soll alle Montagevorgänge leisten, die am losen Stab überhaupt möglich sind. Angekündigt sind dazu verschiedene Automatisierungsstufen.

Die letzten Herbst auf der AFS-Hausmesse erstmals vorgestellte neue Rahmen-Montagestation RM-ST/SE-Z350-NC dürfte auf der fensterbau/frontale ebenfalls für Aufmerksamkeit sorgen. Mit der halbautomatischen Anlage können im Zwei-Minuten-Takt PVC-Rahmen mit Schließteilen, Eck- und Scherenlagern bestückt werden. Eine Fixiervorrichtung für Kämpferprofile macht auch die Schließteil-Montage und das Bohren von Ecklagerbohrungen am losen Stab möglich. Die Software steuert automatisch die Vermessung des Rahmens und berechnet die Positionen der Beschlagteile. Der Monteur muss lediglich die am Bildschirm an-gezeigten Teile zuordnen.

Nach einer schwierigen Phase und tiefgreifenden Umstrukturierungen sieht sich die Firmengruppe AFS (Actual, Federhenn, Schirmer) auf gutem Kurs.

Im vergangenen Jahr hatten sich mehrere Investoren zur AFS Holding GmbH zusammengeschlossen, unter der die beiden 100%igen Töchter AFS Schirmer Maschinen GmbH, Verl, und die AFS Federhenn Maschinen GmbH, Simmern, als operative Produktionsgesellschaften angeordnet sind.

Das Unternehmen, so Claus-Dieter Claassen, arbeite seitdem auf einer soliden finanziellen Basis. Der Gesamtumsatz konnte zwischen 1999 und 2001 von 30 auf 36 Mio. DM im Jahr 2001 gesteigert werden.

Für das laufende Geschäftsjahr wird trotz schwachem Inlandsmarkt eine weitere Steigerung erwartet.

Manfred Maier