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Schwimmen lernen

René Achhammer hat viel von der Welt gesehen, zurzeit absolviert er die Meisterprüfung
Schwimmen lernen

Eigentlich sollte René Achhammer nicht dort sein, wo er jetzt gerade ist. In einer Schreinerwerkstatt. Denn noch während seiner Zeit auf dem Gymnasium in Regensburg wollte er im Anschluss an das Abitur ein betriebswirtschaftliches Studium absolvieren und wenn möglich in den auswärtigen Dienst eintreten. Doch es kam anders. In diesem Frühling legt er seine Meisterprüfung ab. Seinen Werdegang, der ihn an die Meisterschule für Schreiner in Garmisch-Partenkirchen führte, beschreibt er hier.

Nach seinem Abitur trat René Achhammer als Wehrpflichtiger in den Marinedienst ein und erlebte eine intensive Zeit auf dem Balkan während des Kosovo-Konfliktes. Danach wollte er erst einmal etwas Abstand gewinnen und zog sich auf eine abgeschiedene Farm im Osten Islands zurück. „Zum Glück!“, sagt er heute.

„Dort habe ich gelernt, wie schön und befriedigend es ist, mit den Händen zu arbeiten, Konkretes zu schaffen, Aufgaben zu meistern und in Verbundenheit mit der Natur zu leben.“ Wieder zurück in Deutschland war klar, dass ein Studium vorerst nicht mehr in Frage kommt. „Eine Schreinerlehre schien mir ideal. Ein anspruchsvolles Handwerk, ein Material, das den Bezug zur Natur nicht besser herstellen kann: Holz. Man schafft Werte und es gibt unzählige Möglichkeiten, gestalterisch und schöpferisch tätig zu werden. Ein kleiner Schreinerbetrieb in Regensburg mit nur vier Mitarbeitern (1 Meister, 3 Lehrlinge) bot mir die Möglichkeit, das nötige Handwerkszeug zu erlernen. Bedingt durch die Betriebsstruktur und einen sehr fähigen Ausbilder wurde uns Lehrlingen von Anfang an viel Verantwortung übertragen. Gefertigt wurde alles was anstand – von der Biedermeier-Bibliothek bis hin zur modernen Ladentheke.
In dieser Zeit wurde mir klar, wie wichtig es ist, aber auch wie schwierig es oft sein kann, ein Möbel zweckmäßig und doch ansprechend zu gestalten und kundenorientiert umzusetzen. Auch öffnete mir die Lehrzeit die Augen, um zu erkennen, wie viele Möglichkeiten und Zukunftschancen dieser Beruf bietet – nicht nur hier in Deutschland.
Fremde Gewässer
Nach der Gesellenprüfung zog es mich wieder in die Ferne und auch ans Meer. Und so war es nicht verwunderlich, dass ich mich bald in einem Schreinereibetrieb mit etwa 14 Mitarbeitern auf Vancouver Island, einer Insel im Westen Kanadas, wiederfand. Der Betrieb war spezialisiert auf den Innenausbau von Luxusyachten, aber auch Restaurierungs- und Ausbesserungsarbeiten an Booten war Tagesgeschäft.
In Kanada lernte ich auch meine jetzige Freundin kennen. Da sie Australierin ist, lag es nahe, im Anschluss an meine Tätigkeit in Kanada nach Down Under zu gehen. Ich fand Arbeit bei einer Bootsbaufirma in Sydney. Der etwa 100 Mann starke Betrieb war spezialisiert auf die Produktion von hochseetauglichen Rennsegelyachten. Ich musste mich vom Werkstoff Holz verabschieden und lernte den Umgang mit Kohlefaser, Glasfaser, Kevlar und vielen anderen mir bis dahin relativ unbekannten Materialien. Ich war der einzige Schreiner unter vielen Bootsbauern und stellte bald fest, dass ich das zuvor so mühsam erlernte millimetergenaue Arbeiten „über Bord werfen“ musste. Aber dennoch zeigte mir diese Erfahrung wieder, wie vielfältig der Beruf des Schreiners ist und dass eine Fachausbildung in Deutschland auf der ganzen Welt immer noch Türen öffnen kann.
Neue Ufer
Nach einigen Jahren als Geselle war ich nun an einem Punkt angekommen, an dem ich fühlte, dass ich nicht stehen bleiben wollte – ich wollte mehr wissen, mehr lernen, meinen Horizont erweitern. Den nächsten konsequenten Schritt dazu sah ich in der Ausbildung zum Schreinermeister. Mit der Frage, wo ich die besten Voraussetzungen für eine umfassende und qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten könnte, traf ich auf die „Schulen für Holz und Gestaltung“ in Garmisch-Partenkirchen.
Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir durchlief zu diesem Zeitpunkt dort gerade die Meisterausbildung. Hierdurch konnte ich bereits einen kleinen Blick vorab hinter die Kulissen dieser traditionsreichen Schule werfen. Die wunderschöne Lage der Schule, eingebettet zwischen Zugspitze und Wettersteinwand, und ein persönlicher Besuch auf einem der so genannten Fachschultage, an dem die Öffentlichkeit und interessierte Bewerber eingeladen waren, den Schulbetrieb und die Räumlichkeiten näher kennen zu lernen, überzeugten mich endgültig. Die Tatsache dass auch Schreinerlehrlinge, Holzbildhauer und Raumgestalter im gleichen Haus untergebracht waren, empfand ich als zusätzlichen Bonuspunkt, da dies eine große Quelle an Ideenreichtum und Kreativität versprach. Ich bewarb mich um einen Fortbildungsplatz zum Schreinermeister. Dass diese Entscheidung absolut richtig war, zeigte sich in den folgenden drei Semestern.
Kaltes Wasser
Ich muss zugeben, dass das erste Semester mich „kalt erwischt“ hat. Zum einen musste ich mich wieder daran gewöhnen, 8 bis 10 Stunden am Tag still zu sitzen anstatt in einer Werkstatt zu stehen und zu arbeiten. Zum anderen war die Stoffvielfalt aber auch die Stoffintensität für mich überraschend. Sei es in den kaufmännischen Fächern (BWL, Kalkulation, Marketing), sei es in den fachspezifischen Fächern (Maschinenkunde, CNC, Werkstofftechnologie, etc.) oder Gestaltungsfächern (Konstruktion, CAD, Freihandzeichnen, etc.) bis hin zur pädagogischen Ausbildung mit der Vermittlung von Präsentationstechniken und der Lehrlingsunterweisung. Der Unterricht basiert auf einem staatlichen Lehrplan und orientiert sich an der Meisterprüfungsordnung, geht jedoch auch weit darüber hinaus. Und das ist es, was diese Schule im Unterschied zu vielen anderen Bildungseinrichtungen für mich so reizvoll macht.
Schwimmen lernen
Nachdem im ersten halben Jahr ein Grundgerüst in allen Fächern vermittelt wird, steht im zweiten Semester mit dem großen Projekt eine fächerübergreifende Arbeit an. Hier werden anhand eines selbst entwickelten und gefertigten Möbelstückes alle zukünftigen Fertigkeiten, die von einem Schreinermeister verlangt werden, praxisnah vermittelt, geübt und vertieft. Das beginnt mit dem Erstellen von Entwicklungsmappen mit Perspektiven, Freihand- bzw. Computerzeichnungen, beinhaltet das Erstellen von Firmenleitbild, Angebot, Kalkulation, Flyer, einer eigenen Homepage, etc. und endet in einer gründlich vorbereiteten Beamer-präsentation vor dem Lehrerkollegium und Schülern der Schule.
Es ist eine sehr arbeitsintensive Zeit und ich muss zugeben, dass nicht viel Freizeit übrig bleibt. Aber auch das ist eine Erfahrung, die man hier vermittelt bekommt: Der Druck ist zeitweise hoch, es wird viel verlangt, man erreicht seine Grenzen, geht ein bisschen darüber hinaus und wird belohnt, indem man die gesetzten Ziele erreicht und weiß, dass man oft zu mehr fähig ist, als man sich zutraut. Möglich macht dies auch die fachliche Betreuung durch die Lehrkräfte, die auch außerhalb ihrer Unterrichtszeit immer ein offenes Ohr für unsere Probleme haben.
Mit Volldampf ins Ziel
Einen Schwerpunkt des dritten Semesters stellt der Raumplanungsunterricht dar. Hier müssen die persönlichen Bedürfnisse des Kunden beurteilt, Raumsituationen analysiert und Zusammenhänge geschaffen werden, so dass ein gesamtheitliches Raumplanungskonzept erarbeitet werden kann.
Dann aber ist das dritte Semester natürlich auch geprägt von der Vorbereitung auf die Meisterprüfung und das Meisterstück. Das Üben an unzähligen Zeichnungen, Kalkulationen etc. während des vergangenen Jahres macht sich nun bezahlt. Ohne es zu bemerken, habe ich eine gewisse Routine entwickelt, die mich die Dinge mit anderen Augen sehen lässt und so viel strukturierter und ruhiger an die Bewältigung der Aufgaben herangehen lässt.“
Nach dem Abschluss der Meisterschule könnte sich René Achhammer gut vorstellen, in der Arbeitsvorbereitung, Projektleitung oder auch in der Planung zu arbeiten, um auch einmal diese Seite des Schreinerberufes in der Praxis kennen zu lernen. ■

Fortbildung zum Schreinermeister / zur Schreinermeisterin

Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen

Die Schulen für Holz und Gestaltung des Bezirks Oberbayern in Garmisch-Partenkirchen sind ein Zentrum der handwerklich-gestalterischen Aus- und Weiterbildung für das Schreiner- und Holzbildhauerhandwerk seit 1869. Die Schule hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer weit über Bayern hinaus bekannten und angesehenen beruflichen Bildungsstätte entwickelt:
  • Fachakademie für Holzgestaltung
  • Meisterschule für Schreiner
  • Berufsfachschule für Schreiner
  • Berufsfachschule für Holzbildhauer.
Die Aufstiegsfortbildung zum Schreinermeister / zur Schreinermeisterin dauert drei Semester, also 1,5 Jahre. Hauptziel ist es, einen Betrieb selbstständig zu führen oder in einem Unternehmen leitend tätig zu sein.
Der Unterricht vermittelt grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten in der Gestaltung und Konstruktion von Möbeln, Bauelementen und im Innenausbau. Großer Wert wird auf gute Gestaltung und hohe fachgerechte handwerkliche Qualität gelegt. Betriebliche Abläufe richtig organisieren und steuern zu können, ermöglicht es, wirtschaftlich zu kalkulieren und so rationell zu fertigen. Dabei wird verstärkt auf Kundenbedürfnisse und Umweltfragen eingegangen. Zu einem sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Mitarbeitern befähigt der pädagogische Unterricht genauso wie zur Eignung für die Lehrlingsausbildung. Die Ausbildung ist in allen Lernbereichen handlungsorientiert. Dafür sorgen Projektarbeiten und die gute Ausstattung (CAD, CNC, Branchen- und Standardsoftware).
Aufnahmevoraussetzung: Abgeschlossene Schreinerlehre (Gesellenprüfung).
Unterrichtsfächer: Gestaltung und Konstruktion, Arbeitsvorbereitung, Betriebsplanung, Werkstofftechnologie, Fertigungs- und Oberflächentechnik, Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Marketing, Berufs- und Arbeitspädagogik, Stilkunde, Wirtschafts- und Sozialkunde, Technische Mathematik, Deutsch.
Unterrichtszeit: Montag bis Freitag von 7.45 bis 15.30 Uhr.
Abschlussprüfung: Meisterprüfung vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer für München und Oberbayern.
Gebühren: Schulgeld wird nicht erhoben. Die Materialgebühr beträgt 60 Euro pro Semester.
Studienförderung: auf Antrag nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz oder nach dem Gesetz zur Förderung der beruflichen Aufstiegsfortbildung (Meister-BAföG) möglich.
Ferien: gemäß Ferienordnung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus.
Unterkunft: Die Schülerinnen und Schüler wohnen während der Ausbildung in Privatzimmern.
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