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Projektbezogenes Lernen in der Tischlerausbildung in Island

Zwischen Vulkan und Wasserfall
Projektbezogenes Lernen in der Tischlerausbildung in Island

Projektbezogenes Lernen in der Tischlerausbildung in Island
Wertvoller Erfahrungsaustausch: Simon Stricker (Lehrkraft Holztechnik, Hildesheim), Kristinn H. Gudbransson (Lehrkraft Holztechnik Akranes Fjölbrautaskóli Vesturlands), Arne Schmidt (Lehrkraft Holztechnik, Hildesheim). Foto: Simon Stricker
Ein weiteres Mal (siehe auch BM 09/22, S.99 ff) machten sich Lehrkräfte der Walter-Gropius-Schule in Hildesheim im vergangenen Herbst auf, um Tischler-Azubis zu einem mehrwöchigen Arbeitseinsatz in Island zu begleiten. Doch nicht nur der Tischlernachwuchs konnte dabei etwas dazulernen, auch die Lehrer brachten einige neue Erfahrungen mit.

Simon Stricker

Erasmus+ wird an der Walter-Gropius-Schule in Hildesheim nicht nur für Schülerinnen und Schüler angeboten. Auch Lehrkräfte haben die Möglichkeit, im Rahmen von Erasmus+ ein Job-Shadowing (Hospitation bzw. Praktikum) durchzuführen. In der ersten Novemberwoche 2023 haben Arne Schmidt und Simon Stricker als Theorielehrkräfte der Tischlerabteilung drei Schülerinnen und Schüler nach Island begleitet. Zuerst haben die Lehrkräfte organisatorische Dinge mit den Schülerinnen und Schülern vor Ort geregelt. An den anschließenden Tagen besuchten sie im Rahmen eines Praktikums die Berufsbildende Schule in Akranes Fjölbrautaskóli Vesturlands und die Berufsbildende Schule in Selfoss Fjölbrautaskóli Suðurlands.

Während der Hospitation wurde isländischen Lehrkräften über die Schulter geschaut. Hierbei bekamen die Lehrkräfte aus Deutschland einen Überblick über die Ausstattungen der Holzabteilungen in isländischen Berufsschulen. Sehr interessant war das Konzept Project Based Learning (PBL – Projektbezogenes Lernen). Hierbei handelt es sich um ein schülerorientiertes Lernkonzept, bei dem die Schülerinnen und Schüler an einem realen Projekt Fertigkeiten und Kompetenzen aktiv ausbilden. Dieses Schulprojekt ist der Bau eines Tiny-Hauses.

Gewerksübergreifendes Projekt

Hierbei bauen die Schülerinnen und Schüler innerhalb eines Jahres ein komplettes Tiny-Haus. Die Pläne für das Haus werden von einem Architekturbüro zur Verfügung gestellt, welches den Bauprozess regelmäßig begutachtet. Das Holz liefert ein regionaler Händler, welcher das Tiny-Haus am Ende der Fertigung auch verkauft und die Schule somit mit der Materialbeschaffung und dem Verkauf keinerlei Aufgaben hat. Für die Schule bietet sich jedoch nicht nur der Vorteil des Projekts sondern auch der große Vorteil, schnell an neue Maschinen zu kommen. Die Firma, welche die Tiny-Häuser am Ende verkauft, hat in ihrem Budget einen gewissen Rahmen für Werkzeuge eingeplant. Diesen kann die Schule nutzen, um neue Akkuschrauber, Japansägen sowie andere Werkzeuge anzuschaffen. Dieses Konzept ermöglicht es den Schulen, immer einen möglichst modernen Maschinenpark zu besitzen und damit eine moderne und zeitgemäße Ausbildung zu gewährleisten. Zudem müssen sich die Schülerinnen und Schüler der Holzabteilung mit weiteren Gewerken absprechen, sodass Installationsebenen für die Elektrik sowie Anschlüsse für Wasser und Abwasser in Badezimmer und Küche beim Bau der Tiny-Häuser bedacht werden.

Vorbildliche Ausbildungskonzepte

Die beiden deutschen Lehrkräfte hoffen und wünschen sich, in Zukunft ähnliche Projekte an der Schule und im Unterricht zu implementieren, um eine moderne Ausbildung zu gewährleisten. Wohnungsmangel herrscht nicht nur in Island, sondern auch in Deutschland fehlt Wohnraum und es ist zu überlegen, ob weitere Optionen zur Wohnraumschaffung genutzt werden können wie beispielsweise das Bauen von Tiny-Häusern in Schulen. „Es wäre super, in der Region Hildesheim Firmen zu finden, die diese Art von Projekten unterstützen würden“, so Arne Schmidt. „Unsere Aufgabe besteht darin, weiterhin die Tischlerausbildung und das gesamte Handwerk attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten, sodass wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, ergänzt Simon Stricker.

Nicht nur neue Arbeitserfahrungen

Der Austausch hat wieder einmal dargelegt, dass es sehr sinnvoll ist, über den Tellerrand zu schauen und Unterrichtskonzepte anderer Schulen und Länder vor Ort zu besichtigen und neue Anreize und Ideen für den eigenen Unterricht zu bekommen und umzusetzen.

Auch die drei Auszubildenden Ella, Katharina und Finn sind von dem Erasmus+-Projekt sehr angetan und empfehlen diese Erfahrung weiteren Auszubildenden.

Land und Leute kennenlernen

„Für mich war das Erasmus-Projekt eine Möglichkeit, Einblicke in einen anderen Arbeitsalltag zu erhalten und dabei ein neues Land kennenzulernen. Ich konnte meine beruflichen Kompetenzen erweitern und bin sehr dankbar für die Gastfreundschaft der Isländerinnen und Isländer,“ resümiert Finn Wöckener.

„Auch wenn unsere Tätigkeiten nicht direkt mit dem Arbeitsfeld in meinem Lehrbetrieb zu tun hatten, da wir viele Trockenbauwände konstruiert haben, konnte ich viele neue Skills erlernen, welche mir sicherlich in der Zukunft zuspielen werden. Um seine Energie wieder aufzutanken, lohnt es sich, seine letzte Kraft nach der Arbeit und am Wochenende zu sammeln und die atemberaubende Landschaft und Kultur in Island näher zu betrachten. Ich bin unfassbar dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen und danke auch meinem Betrieb, der mir das ermöglicht hat. Ich würde allen, die die Möglichkeit haben raten, diese zu nutzen und sich in ein neues Abenteuer zu stürzen,“ appelliert Katharina Kohls, Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr.

Empfehlenswerter Austausch

„Der Austausch war eine ereignisreiche, atemberaubende und gesellige Erfahrung. Er hat mir gezeigt, wie wir als Gruppe zusammenwachsen können, aber auch wie hilfsbereit und freundlich die Leute in Island sind. Durch die Arbeitsmöglichkeit, aber auch durch das Erkunden der Insel habe ich so viele neue Erfahrungen gemacht und kann die Laune und den Sonnenschein mit in meine Arbeit fließen lassen. Wer noch weitere Einblicke über unsere Zeit in Island sehen möchte, kann dies unter dem unten genannten Link finden,“ ergänzt Ella Williges, Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr.

www.europa.bbs-walter-gropius.de/category/island


Der Autor

Simon Stricker ist gelernter Tischler und Gewerbelehrer im Bereich Holztechnik an der Walter-Gropius-Schule in Hildesheim.

www.bbs-walter-gropius.de

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