Wie in jeder Holztechnikerklasse, die sich kurz vor ihrem Abschluss an der BS25 befindet, war auch in diesem Jahr die Zeit für die Serienfertigung gekommen. In der laufenden Weiterbildung stellt die Serienfertigung das zeitaufwendigste Projekt dar. In verschiedenen Unterrichtsfächern haben die Fachschüler die Gelegenheit, sich intensiv mit ihrem Projekt auseinanderzusetzen. Der Prozess erstreckte sich über vier Monate, beginnend mit der Ideenfindung über die Kalkulation, das Marketing, das Design und die Funktionsphase bis hin zur Fertigung des Serienmöbels. Dabei wird jedem Schüler eine spezifische Rolle in seinem Projekt zugeteilt, ähnlich wie es in einem wirtschaftlich orientierten Unternehmen auch der Fall wäre.
Die Kunst der Möbelproduktion
In der Welt der Möbelproduktion stehen Unternehmen oftmals vor der Entscheidung, ob sie sich auf eine Serienfertigung konzentrieren oder individuelle Einzelstücke konstruieren. Beide Ansätze haben ihre Raffinessen, die sich in verschiedenen Aspekten widerspiegeln. Es gilt ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaftlichkeit, Qualität und Kosten zu finden und zu erhalten. In der Gestaltung eines Einzelstücks steht die kreative Freiheit im Vordergrund, man kann die Materialien nach eigenem Ermessen auswählen. Hierbei bietet sich die Gelegenheit, individuelle Details wie beispielsweise Intarsien einzuarbeiten oder eine spezifische Oberflächenbehandlung durchzuführen.
Im Gegensatz dazu strebt die Massenproduktion von standardisierten Möbelstücken in der Serienfertigung an, einen effizienten und wiederholbaren Herstellungsprozess zu erreichen. Dies ermöglicht die Produktion großer Mengen von Möbeln in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten, jedoch oft auf Kosten individueller Anpassungsmöglichkeiten.
Projekt Schaukelstuhl
Die Ausgangsidee war ein Schaukelstuhl. In der Ideenphase entwickelten wir zahlreiche Prototypen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Einer von ihnen glich einem klassischen Schaukelstuhl mit Kufen am Boden. Ein anderer Ansatz orientierte sich am Prinzip eines Hollywood-Schaukelstuhls. Letztendlich entschieden wir uns jedoch für ein Konzept, bei dem die Schaukeleinheit auf einem Gestell platziert wurde. Um unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, integrierten wir zusätzliche Funktionsprinzipien, darunter eine bewegliche Beinablage und die Möglichkeit zur Arretierung der Schaukelmechanik.
In Bezug auf das Design haben wir in der Vorbereitungsphase am längsten verweilt, da
13 verschiedene Vorstellungen aufeinandertrafen. Alle Teilnehmenden bildeten ein gutes Team, unterstützten sich gegenseitig und lernten voneinander. Trotz einiger Herausforderungen wurden beide Projekte erfolgreich abgeschlossen. Wir hatten dabei viel Spaß und konnten wertvolle Erfahrungen sammeln.
Projekt Couchtisch
Wir begannen das Projekt Couchtisch unter dem Aspekt „Platz sparen“. Der Couchtisch ist in der Höhe verstellbar, die Tischplatte verdoppelt sich in der Größe und lässt sich zu sich heranziehen, um die Esstischfunktion ebenfalls nutzen zu können. Es ist also möglich, mit vier Personen an dem Tisch zu sitzen.
Damit eine flüssige, synchronisierte Linearbewegung stattfinden kann, läuft in beiden Stollen jeweils eine Zahnstange auf einem Zahnrad. Mithilfe von Gasdruckfedern lässt sich die Tischplatte ohne großen Kraftaufwand verstellen. Prototypen und kleine Modelle wurden mit dem Lasercutter oder am 3D-Drucker gefertigt. Dabei sind viele unterschiedliche Ideen entstanden, um die Funktionsweise zu optimieren.
Das Innenleben des Beines beinhaltet zudem einen Arretierungsbolzen, der durch einen Bowdenzug ausgelöst wird und damit die Tischplatte in der Höhe einrasten lässt. Zum Vergrößern der Tischfläche wird die Tischplatte um 90° auf einem Drehteller rotiert und wie ein Buch aufgeklappt. Dank eingefräster Scharniere kann die Tischplatte als ebene Fläche für vier Personen genutzt werden.
Laufende Prozessoptimierung
Optimierung ist eins der Schlüsselwörter in der Weiterbildung zur Holztechnikerin und zum Holztechniker. Wir optimierten Kosten und Zeitbedarf von Serienfertigungen, indem wir Arbeitsabläufe im Detail beleuchteten und mithilfe einer ausführlichen Arbeitsvorbereitung, Maschinennutzung und eines gut durchdachten Einkaufs, mögliche Problemquellen lokalisierten und behoben. Durch die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der einzelnen Schülerinnen und Schüler (Zimmermann, Bootsbauer, Tischlerinnen und Tischler) kam unterschiedliche Expertise zusammen und wir konnten viel voneinander lernen.
Unsere Werkstatt verfügt neben den konventionellen Maschinen auch über zwei 5-Achs-Bearbeitungszentren, die während der Fertigung auf Hochtouren in Doppelbelegung liefen. Um die Teile mit dem Bearbeitungszentrum zu bearbeiten, haben wir jedes Bauteil vorher kalibriert und versucht, Toleranzen so gering wie möglich zu halten und Wiederholgenauigkeiten zu erreichen. Alles, was maschinell nicht erledigt werden konnte, haben dann ganz konventionell pro Gruppe 13 Paar Hände geschafft. Insgesamt haben wir 15 Couchtische und 18 Schaukelstühle hergestellt, von denen jeweils ein Exemplar in der Schule verbleibt.
Die Projekte wurden mithilfe eines Flyers über E-Mail und Social Media beworben und darüber Sponsoren gefunden, welche die Projekte durch großzügige Sachspenden unterstützt haben (Hadler & Hollerbuhl – Polsterstoff; F. Carl Schröter – Lochbleche; Heimwerkertools.de).
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