Kooperationen sind in aller Munde und nach den Erkenntnissen aus den aktuellen Branchenuntersuchungen, wie z. B. der ProWood-Studie, pflegen bereits zahlreiche Schreiner- und Tischlerbetriebe die Zusammenarbeit mit Kollegen, setzen auf Verbundgruppen oder auf Franchisekonzepte, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
In der ganz realen Welt sieht dies allerdings etwas anders aus, denn Kooperation ist nicht gleich Kooperation, wie sich bei genauerem Hinsehen oft herausstellt.
Tatsache ist: Im Gegensatz zu großen Unternehmen ist die Kooperationsbereitschaft der kleineren Betriebe noch wenig ausgeprägt. Lediglich 5 bis 10 Prozent der Handwerksbetriebe, so wird geschätzt, sind tatsächlich an echten Kooperationen beteiligt. Bei einer Betriebsgröße mit 20 bis 50 Beschäftigten kooperiert bereits jeder fünfte, und die ganz Großen sowieso, mit bekanntermaßen gutem Erfolg.
Umso bemerkenswerter ist ein in der Branche derzeit wohl einmaliges Projekt, das in Bayern realisiert wurde: Die Kollegen Wastl, Bichlmaier, Diez und Wittmann haben die Maschinen in ihren Werkstätten abgeklemmt und die Fertigung im gemeinsamen „Schreinerwerk“ zusammengeführt.
Das Ziel ist klar: Fixkosten sparen, teure Maschinen auslasten, moderner, effizienter und wirtschaftlicher produzieren. Oder anders ausgedrückt: Gemeinsam stärker werden!
Ihre Eigenständigkeit haben die Vier dabei nicht verloren, sondern ein erhebliches Maß an Kundenorientierung und Zeit für die aktive Marktbearbeitung dazu gewonnen. Jeder agiert mit eigenem Verkauf, mit individueller Planung und Beratung, mit Montage und Service weiter für sich am Markt. Ganz nebenbei kann jeder von den Produktspezialitäten des anderen profitieren und ein deutlich breiteres Leistungsspektrum anbieten (Seite 20).
Gerade für kleine Betriebe könnte die bayerische „Produktionskooperative“ einen Erfolg versprechenden Weg in die Zukunft weisen, eröffnet er doch
die Chance, im besten Sinne produktiv und individuell zu bleiben. Vor allem dann, wenn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die erdrückende Fixkostenlast den Fortbestand des eigenen Betriebes gefährdet.
Das Schreinerwerk ist nur ein Beispiel unter vielen. Ansätze und Möglichkeiten für die Zusammenarbeit unter Kollegen gibt es reichlich, und der Branchenwandel fordert gerade dazu auf, mögliche Formen der Kooperation zu prüfen und kreativ zu nutzen.
Kreativen Nutzen verspricht auch ein innovatives Verfahren, das wir auf Seite 66 vorstellen. Mit dem „bildhaften Färben“ eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für die individuelle Gestaltung von Holzoberflächen. Der vergleichsweise geringe technische Aufwand macht dieses Verfahren für jeden Betrieb interessant und das Besondere daran, ist dem Beizen sehr ähnlich: Bilder und grafische Motive werden nicht etwa auf das Holz aufgedruckt, sondern die Farbpigmente dringen in das Holz ein und verbinden sich reaktiv mit ihm.
Viel Spaß mit den Informationen über diese fantasievolle Methode und den vielen anderen interessanten Themen in diesem Heft.
Herzlichst Ihr
Manfred Maier
Chefredakteur
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