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Umweltbewußte Behandlung von Holzoberflächen

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Umweltbewußte Behandlung von Holzoberflächen

Die Möbel- und Handwerksfachmessen des Frühjahrs haben klar bestätigt: Wasserlacke und die Holzveredelung mit natürlichen Oberflächenmaterialien liegen weiter im Aufwärtstrend. Grund genug, diese Stoffe, deren Gebrauchs- und Verarbeitungseigenschaften mit Hilfe moderner Technik permanent verbessert werden konnten, näher unter die Lupe zu nehmen.

Von Willi Hellmann*

* Willi Hellmann ist Technischer Leiter des Lignal Lacke & Beizen Vertriebs, Hamm
Neben den bekannten Lacksystemen auf der Basis von CN-, PUR-, Polyester-, UV-Lacke und Hydro-Wasser-Lacke findet man in den letzten Jahren einen vermehrten Einsatz von sogenannten Bio-Lacken im Möbel- und Innenausbaubereich. Aber wo liegen die Stärken und Schwächen solcher Produkte?
Synthetische, durch die Chemie gewonnene Produkte zeichnen sich durch einen Kunststoffilm aus, der sich auf das Holz legt. Diese Lacke werden durch modernste Verarbeitungs- und Trockenprozesse verarbeitet. Diese Oberflächen sind im höchsten Maße beständig, beanspruchbar und sehr langlebig. Die Lacke „legen“ sich auf das Holz und bewirken dadurch den hohen Schutz und den Gebrauchsnutzen. Dieser „Vorteil“ wird erkauft zu Lasten des natürlichen Charakter des Holzes.
Die Lackhersteller haben sich an die Ursprünge der Oberflächenbehandlung erinnert und neben den klassischen Lacken diese Produkte neu aufleben lassen. So z. B. das Haus Hesse/Lignal mit der Produktschiene Proterra auf der Basis natürlicher, nachwachsender Rohstoffe.
Holzoberflächenbehandlung mit Ölen und Wachsen erhalten den natürlichen Charakter des Holzes, es bleibt „fühlbar“. Woraus bestehen diese Produkte, wie werden sie verarbeitet, wo ist ihr Einsatzgebiet?
Die am Markt angebotenen Produkte sind in der Regel mit folgenden Inhaltsstoffen rezeptiert: Öle, Wachse, Harze, Sikkative, Lösungsmittel, Pigmente/Farbstoffe.
Öle
Hier sind zwischen den fetten Ölen und den ätherischen Ölen zu unterscheiden. Als fette Öle kommen z. B. Leinöl, Holzöl, Perilla Öl, Oiticica Öl und Sonnenblumenöl zum Einsatz. Alle diese Öle werden aus nachwachsenden, pflanzlichen Produkten – in der Regel durch Auspressen – gewonnen. Leinöl aus Flachs, Holzöl aus den Früchten des Holzölbaumes der im asiatischen Raum beheimatet ist, Oiticicaöl aus den Nüssen des brasilianischen Oiticica-Baumes.
Diese fetten Öle werden zur Trocknungsbeschleunigung mit Sikkativen versetzt und mit ätherischen Ölen – Terpenen – oder Isoparaffinen verdünnt.
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind flüchtige Substanzen aus Blüten und Pflanzenteilen wie Terpentinöl, welches aus dem Harzfluß von Nadelbäumen durch Wasserdampfdestillation gewonnen wird. Diese ätherischen Öle werden auch Terpene genannt. Lignal/Proterra verzichtet auf den Einsatz von Terpenen, weil diese stark allergieauslösend sind. Vielmehr kommen hier Isoparaffine zum Einsatz.
Wachse
Wachs ist ein Sammelbegriff für Stoffe, die sich wachsartig verhalten. Während Öle in das Holz eindringen, es imprägnieren und anfeuern, legen sich die Wachse „auf“ das Holz und ergeben, nachdem sie gebürstet werden, einen angenehmen samtigen, softigen Griff. Die Beständigkeit einer nur gewachsten Fläche u. a. Wasser ist nur sehr begrenzt. Aus diesem Grund wird meistens vor dem Wachsen geölt, oder es werden Kombinationsprodukte aus Wachs und Öl wie z. B. Proterra Flüssig- oder Hartwachs verwendet. Die eingesetzten Wachse sind entweder Bienenwachs oder Carnaubawachs. Beide stammen aus der Natur und sind nachwachsend.
Bienenwachs wird aus den Wachswaben der Bienenstöcke gewonnen. Da Bienenwachs einen sehr niedrigen Schmelzpunkt hat, wird es gerne mit dem härteren Carnaubawachs, welches aus den Blättern der Carnaubapalme gewonnen wird, kombiniert.
Harze
Naturharze sind feste, kristalline Stoffe, die durch Erwärmen klebrig und flüssig werden. Diese Harze sind bis auf den Schellack pflanzlichen Ursprungs. Es können Harze wie Kopale, Kolophonium, Dammar, Sandarak, Bernstein o. ä. sein. Schellack ist das Ausscheidungsprodukt der Lackschildlaus und wird nach verschiedensten Reinigungsverfahren wegen seiner außerordentlichen Beständigkeit und Härte als Harz für Naturlacke, gelöst in Gärungsalkohol, verwendet. Erinnern wir uns an den Schellack, der in der Vergangenheit zum Polieren besonders edler und hochwertiger Produkte zum Einsatz kam, als Polierlack oder Schellackpolitur. Im Proterra Programm findet dieses Produkt als Proterra Resit Verwendung für lackähnliche Oberflächen.
Sikkative
Sikkative sind Trockenstoffe zur Beschleunigung der Öle, sie fördern die oxidative Trocknung (Aufnahme von Luftsauerstoff) der Öle. Trocknet z. B. nichtsikkativiertes Leinöl nach vier Tagen, so beträgt die Trocknung durch die Sikkativierung nur noch ca. 12 – 18 Stunden. Sikkative sind Verbindungen aus Metallen, wie Calcium, Cobalt, Zink und Zirkonium mit Harzsäuren wie Leinölfettsäuren o. ä.
Lösungsmittel
Wie bereits zuvor genannt kommen drei Sorten von Lösungsmittel zum Verdünnen der Öle, Wachse und Naturharze zum Einsatz. Es sind dies Terpentinabkömmlinge aus den Baumharzen gewonnen, Isoparaffine aus Erdölderivaten gewonnen und Gärungsalkohol aus natürlich nachwachsenden Rohstoffen wie Getreide oder Kartoffeln. Wegen der stark allergieauslösenden Eigenschaften der Terpene wird zum Verdünnen der Proterra Wachse und Öle das unbedenkliche Isoparaffin eingesetzt.
Isoparaffine sind frei von gesundheitsschädlichen Stoffen. Sie enthalten keine aromatischen Kohlenwasserstoffe und werden u. a. in der Kosmetik in Reinigungs- und Sonnenmilch verwendet. Isoparaffine sind geruchsmild und in hohem Maße hautverträglich.
Pigmente/Farbstoffe
Zum bunten Einfärben der Proterra Produkte können Erdfarben wie Ocker, Terra di Siena, Eisenoxide und Titandioxid als Weißpigment verwendet werden. Es handelt sich hier um in der Natur vorkommende Oxide, die nach Aufbereitung, wie mahlen, reinigen etc. eingesetzt werden. Die Farbstoffe sind pflanzlichen Ursprungs wie Nußbaumkörnerbeizen oder Extrakte aus Farbhölzern und Wurzeln.
Die Verarbeitung der Öle und Wachse geschieht in der Regel durch Pinsel oder Spritzpistole. Hierbei ist es jedoch wichtig, daß diese Produkte nach dem Auftragen mechanisch, d. h. durch Schleifen oder Nachbürsten behandelt werden müssen. Diese Produkte hinterlassen nach dieser Arbeitsweise keinen Film auf der Holzoberfläche, sondern imprägnieren das Holz. Dadurch bleibt der warme, holztypische Charakter erhalten. Je nach Arbeitstechnik und Anwendungsauswahl können mit Ölen und Wachsen Hölzer für den gesamten Innenbereich von Küche über das Wohn- und Schlafzimmer bis zur Deckenvertäfelung und dem Ölen des Fußbodens verwendet werden.
Aufgrund des nur sehr geringen Auftrages dieser Materialien ist es notwenig, diese Oberflächen von Zeit zu Zeit mit entsprechenden Pflegemitteln auf Basis von Ölen und Wachsen, z.B. dem Proterra-Pflegeset, nachzubehandeln.
Oberflächen auf Basis von Schellack, z. B. Proterra Wachsharz, werden durch 1- bis 2-maliges Lackieren im Spritzverfahren erzielt. Um diesen Flächen zusätzlich den eleganten Wachsgriff zu verleihen, können sie nach dem Trocknen des letzten Arbeitsganges nachgewachst werden.
Möbel im Innenbereich
Eine Möglichkeit ist es, die Oberflächen zu wachsen. Dabei verschließen die Wachspartikel die Holzporen und ziehen gering in den Holzuntergrund ein. Mit einem Baumwolltuch wird das Wachs 1 – 2 mal aufgetragen und der Überschuß mit einem Gazeballen abgenommen und gut nachpoliert. Für hochwertige, griffigere Flächen kann ein zweiter Auftrag erfolgen.Der besondere Effekt bei dieser Behandlung des Holzes ist der wachsartige Griff, jedoch bedingt eine gewachste Oberfläche ein ständiges Nachwachsen und ist für stärker strapazierte Oberflächen weniger gut geeignet. Das Nachwachsen ist auch für Nichtfachleute problemlos durchzuführen.
Wand- und Deckenvertäfelungen
Eine Möglichkeit der Behandlung von Paneelen ist das Ölen. Dabei zieht das Material tief in den Holzuntergrund ein und bildet nach der oxidativen Trocknung eine gute Vernetzung.
Bei der Behandlung mit Ölen wird der Holzuntergrund in der Regel kräftig angefeuert. Hierbei wird bis zum Sättigungsgrad des Holzes Öl aufgetragen und der Überschuß wird manuell oder maschinell verteilt.
Auch geölte Oberflächen müssen in regelmäßigen Abständen nachbehandelt werden.
Jedoch ist hier die Nachbehandlung nicht so unproblematisch wie bei gewachsten Flächen, da die meisten Öle oxidativ trocknen und somit die Gefahr der Selbstentzündung besteht.
Türen – Fußböden
Aufgrund der hohen Oberflächenanforderungen bieten sich für die Behandlung von Türen oder Fußböden folgende Möglichkeiten an:
Zum einen bietet sich die Behandlung mit einer Öl/Wachs-Kombination an, hier erhält die Oberfläche den tiefen Schutz durch das eingedrungene Öl und den oberflächlichen Schutz durch das aufgetragene Wachs.
An Stellen mit hohen Belastungen kann die Oberfläche nach längerer Zeit abgetragen werden. Hier ist die gute Renovier- und Reparierfähigkeit ein klarer Vorteil gegenüber lackierten Fußböden. Die beschädigten Flächen werden gut gereinigt und entsprechend nachgewachst. Durch das eingelagerte Öl ist der Tiefenschutz der Oberfläche auch bei kleinen Beschädigungen gewährleistet.
Eine andere Form der Behandlung ist z. B. Proterra Resit. Hier wurden feine Schellackplättchen in Alkohol gelöst und somit in eine spritzbare Form gebracht.
Schellackoberflächen bieten eine für natürliche Oberflächenprodukte relativ hohe, chemische und mechanische Beanspruchbarkeit.
Als Oberflächenergebnis ergibt sich hier ein lackartiger Film. Dieser Film kann mit einem Wachs abschließend behandelt werden. Durch diese Kombination erhält der Verarbeiter die Resistenz der Schellackoberfläche mit einem wachsartigen Griff.
Farbige Lackierungen
Viele Hersteller bieten dem Verarbeiter auch ein breites Spektrum an farbigen Ölen und Wachsen. In der Regel sind weiße oder farbige Erdpigmente fertig in Öl oder Wachs dispergiert. So sind dem Verarbeiter auch in gestalterischer Sicht keine Grenzen gesetzt. Alle Pigmente sind biologisch abbaubar.
Fazit: Natürliche Oberflächenmaterialien zeigen sich heute auf einem hohen Standard. Sie bieten dem Schreiner und Tischler heute die Möglichkeit, sein bereits vorhandenes Leistungsspektrum konventionell lackierter Oberflächen zu erweitern, und damit neue Zielgruppen zu bedienen. n
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