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… und im Sommer zur Ernte

Schreiner-Eindrücke von einer Reise nach Siebenbürgen
… und im Sommer zur Ernte

Wie arbeiten Schreinereien in Rumänien? Wie wird dort ausgebildet? Auf einer Studienreise verschafften sich Dr. Oliver Dünisch und Alfred Neugebauer von der Meisterschule Ebern ein Bild von den Arbeits- und Ausbildungsbedingungen im siebenbürgischen Sibiu, zu deutsch: Hermannstadt. Dort ist vieles anders: Die Schulen übernehmen die Ausbildung und die Schreiner gehen im Sommer als Erntehelfer nach Spanien oder Italien.

Wenn man durch Sibiu geht, fallen kleine Möbelhäuser auf. Die Läden stehen voll mit Kleinmöbeln, Anrichten, Wohnzimmerschränken und auch Schlafzimmern. Die Preise, in Euro umgerechnet, entsprechen fast dem westlichen Niveau. Das Umschauen ist ohne Probleme möglich, die Verständigung auf englisch, obwohl auch junge Leute deutsch können. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass die Möbel in einer Schreinerei gefertigt oder importiert wurden. Die Schreinerbetriebe in der Region unterscheiden sich deutlich von denen in Deutschland. Das liegt vielleicht auch daran, dass in Rumänien die Erstausbildung zum Schreiner schulisch mit praktischem Unterricht erfolgt. Ein duales Ausbildungssystem wie in Deutschland wird nicht praktiziert.

In Rumänien gibt es Gymnasien, die in den Klassen 9 bis 12 zum Schreiner ausbilden. Eine dieser Schulen, die Avram-Iancu-Schule, konnten Schulleiter Dr. Oliver Dünisch und sein Stellvertreter Alfred Neugebauer im Rahmen einer durch das EU-Weiterbildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ geförderten Studienreise besuchen.
Anschließend standen zwei Schreinereien auf der Besuchsliste. Die erste Schreinerei hatte sich vor acht Jahren als Tochterunternehmen einer deutschen Schreinerei in einem Vorort angesiedelt. Der Betriebsleiter spricht deutsch, als Siebenbürger Sachse war er in die Bundesrepublik Deutschland ausgewandert und vor zwei Jahren wieder zurückgekommen.
Im Verwaltungsgebäude fällt modernste Bürotechnik für Planung und Arbeitsvorbereitung auf. In der Produktion stehen zwar auch moderne Maschinen, wie eine CNC, jedoch stellen ältere Maschinen, wohl aus Deutschland importiert, im Wesentlichen die Produktionsmittel. Unschwer ist zu erkennen, dass die Hallen vormals Ställe waren, in denen jetzt Möbel gefertigt werden. Dementsprechend ist sehr viel Platz vorhanden, die Transportwege sind lang, die Hallen nicht miteinander verbunden und auch nicht isoliert.
Nach einem Brand im Spänesilo wird heute notdürftig abgesaugt. Geschliffen wird mit Handmaschinen, der Mundschutz ist selten angelegt. Für das Lackieren gibt es eine Spritzwand, allerdings wird auch außerhalb der Saugzone gearbeitet.
In dieser Schreinerei sind bis zu 70 Mitarbeiter beschäftigt, in der Regel angelernte Kräfte. Diese zieht es in den sommerlichen Erntemonaten eher nach Italien oder Spanien, weil dort mehr verdient werden kann. Dies lässt zum einen ahnen, wie gering die Löhne in Rumänien sind, zum anderen wird deutlich, dass so termingerechte Fertigung für Geschäftskunden extrem schwierig wird. Über die betriebliche Situation und diese alltäglichen Probleme sprach der Geschäftsführer offen.
Beim Besuch einer weiteren Schreinerei in Sibiu bot sich ein anderes Bild. Sie wurde erst 2004 errichtet und stellt hauptsächlich Fenster und Türen des gehobenen Bedarfs her. Der Betrieb ist zertifiziert nach ISO 9001:2001 und nach ISO 14001:2005. Hier war allerdings das Fotografieren nicht erwünscht.
Die Werkstatt ist mit modernen Spezialmaschinen ausgestattet. Die Fenster- und Türenfertigung entspricht unseren Maßstäben, da auch für Italien gefertigt wird. Der hauseigene Prospekt listet renommierte Häuser als Referenzkunden auf. Das Verwaltungsgebäude ist modern und großzügig eingerichtet. Der Eigentümer spricht Landessprache. Beschäftigt werden 45 Mitarbeiter, auch diese suchen allerdings in den Erntemonaten Arbeit im Ausland.
Einzelanfertigung, wie im gehobenen Innenausbau erwartet, ist eher unbekannt. Allerdings benutzen die Gesellen des Casa Calfelor, ein Verein zum Erhalt der Gesellenherberge und zur Förderung europäischer Handwerkstraditionen, diese Werkstatt für ihre Arbeiten. Ein weiteres Zeichen wohl dafür, dass es keine Schreinereien gibt, die sich auf eine individuelle, kundenorientierte Fertigung spezialisiert haben. Sie sind in der sozialistischen Zeit verloren gegangen.
Bei einer Fahrt ins Umland stoßen die Eberner allerdings noch auf Betriebe mit einer ganz speziellen Ausrichtung: Aufgrund der besonderen Eigenschaften des Robinienholzes, das in Rumänien häufig ist, haben sich einige Betriebe auf die Herstellung von Schnapsfässern aus Robinienholz spezialisiert.
(Alfred Neugebauer und Dr. Oliver Dünisch, Meisterschule Ebern) ■
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