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Unterricht und Prüfung– gleiche Strukturen

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Unterricht und Prüfung– gleiche Strukturen

Unterricht und Prüfung– gleiche Strukturen
Bei der Umsetzung des Lehrplans muss der Unterricht größtenteils mit Kundenaufträgen gestaltet werden, wobei die Grundlagen von Kundenauftrag zu Kundenauftrag projektbegleitend erarbeitet werden. Dabei steigt die jeweilige Anforderung stetig
Für eine erfolgreiche Umsetzung des neuen Lehrplans und das Bestehen der Prüfung in den vier Handlungsfeldern sind organisatorische Veränderungen an einer Meisterschule notwendig. Ein Erfahrungsbericht aus Schwäbisch Hall zeigt beispielhaft die notwendigen organisatorischen Veränderungen bei der Ausbildung zum Meister auf. Des Weiteren wird das projektorientierte Unterrichten an einem Kundenauftrag dargestellt.

Die Qualifikation der Lehrer an einer Meisterschule mit projektorientiertem Unterricht sollten möglichst mehrere Themengebiete abdecken. Fachlehrer, die nur ein Fach wie Stilkunde oder Mathematik unterrichten, können an einem fiktiven Kundenauftrag viel zu wenige Inhalte lehren. Weniger Lehrer bedeutet weniger Absprachen, weniger Reibungsverluste, bessere authentische Einbindung der fachlichen Inhalte in den Kundenauftrag. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung des Lehrplans ist, dass der Unterricht zum großen Teil mit Kundenaufträgen gestaltet wird. Die Grundlagenerarbeitung sollte von Kundenauftrag zu Kundenauftrag projektbegleitend erfolgen. Bei den Kundenaufträgen sowie bei der Grundlagenvermittlung sollte der Schwierigkeitsgrad zunehmend gesteigert und die entsprechenden Fachinhalte sowie Methoden erweitert werden. Man spricht hier von einem Spiralcurriculum.

Die Unterrichtsgestaltung in der oben aufgeführten Form ist ausgesprochen praxisbezogen und entspricht auch der neuen Prüfungsordnung. An der Meisterschule Schwäbisch Hall werden ca. 8 bis 10 unterschiedlich, mehr oder weniger umfangreiche Kundenaufträge in der einjährigen Vorbereitungszeit durchgearbeitet und das Niveau gesteigert.
  • Einzelmöbel, beispielsweise ein Schreibtisch
  • Möbel und Inneneinrichtungen, beispielsweise ein Wohnzimmer oder eine Küche
  • Innenausbau im Wohnbereich, beispielsweise Garderobe für ein Haus im Bauhausstil
  • Projektarbeit, die real in der Werkstatt gefertigt wird
  • Einzelmöbel im gehobenen Innenausbau, beispielsweise eine Anrichte für ein Schlafzimmer
  • Innenausbau im Objektbereich, beispielsweise Trennwände, Decken und Türen
  • Innenausbau, beispielsweise eine Büro- und Ladeneinrichtung oder Messestand
  • Baukörperabschließende Bauelemente.
Die gemeinsame Erarbeitung eines Stoffverteilungsplans ist zwingend notwendig. Oft wurden in der Vergangenheit Inhalte doppelt unterrichtet. Der neue Lehrplan hat dafür neue Inhalte wie die verstärkte Kundenorientierung und mehr betriebswirtschaftliche Themen vorgesehen. Die Zuständigkeiten für die Inhalte müssen deshalb exakt festgelegt werden. Ein verantwortlicher Lehrer ist zu benennen, der für die Termineinhaltungen und Organisation des Kundenauftrags sowie für eine möglichst vollständige und reibungsfreie Abwicklung sorgt.
Handlungsorientiert
Die neue Prüfungsordnung fordert aber auch neue Unterrichtsmethoden. Handlungsorientierte Unterrichtsformen befähigen den Meisterschüler zum eigenen Handeln bei fehlenden fachlichen Informationen oder zukünftigen beruflichen Herausforderungen. Der handlungsorientierte Unterricht wurde schon vor Jahren in den Lehrplänen der Berufsschule verankert und ist für die Ausbildung zu einem Handwerksmeister bei stetigen Veränderungen in der Technik und Organisation zwingend erforderlich.
Klassenarbeiten und Klausuren werden in Schwäbisch Hall in allen Handlungsfeldern geschrieben.
  • Handlungsfeld 1: Gestaltung, Konstruktion und Fertigungstechnik
  • Handlungsfeld 2: Montage und Instandhaltung
  • Handlungsfeld 3: Auftragsabwicklung
  • Handlungsfeld 4: Betriebsorganisation, Betriebsführung.
In der Klassenarbeit steht dabei ein Produkt/Projekt des Schreiners im Mittelpunkt der Aufgabenstellung. Gleiche Strukturen im Unterricht und in der Prüfung geben dem Meisterschüler das Rüstzeug für die Prüfung im Handlungsfeld aber auch die notwendigen Einblicke in das Zusammenspiel der fachlichen Inhalte in der Praxis. Eine Klassenarbeit/Klausur in einem Fach wie Mathematik oder Stilkunde ohne Projekthintergrund wäre deshalb nicht prüfungs- und praxisgerecht.
Der Kundenauftrag und das Spiralcurriculum
Der erste Kundenauftrag – ein einfaches Einzelmöbel – ist in Schwäbisch Hall ein Schreibtisch mit vorgegebener Konstruktion. Bei dem Schreibtisch wird den Schülern wenig Gestaltungsspielraum und Freiheiten in der Konstruktion und Materialauswahl gegeben. Die Gestaltung und Konstruktion wird nur hinterfragt und nach Alternativen untersucht. Die Einführung in die Kalkulation wird aufgezeigt und somit die Grundlage für weitere Kalkulationen geschaffen. Das Angebotsschreiben wird gemeinsam erarbeitet und Regeln für weitere Angebote erstellt.
Der Kundenauftrag 5 ist Einzelmöbel im gehobenen Innenausbau und wird erst Monate später bearbeitet. Dieser Kundenauftrag soll auf das Meisterprüfungsprojekt vorbereiten, er hat deshalb schon wesentlich höhere Ziele als der Kundenauftrag 1. Schwerpunkte dieses Kundenauftrags sind die passende Formfindung, zu einem bestehenden Objekt. Die Material- und Beschlagsauswahl soll mit einer meisterlichen Konstruktion selbstständig oder in Gruppen erarbeitet werden. Eine anspruchsvolle Präsentation und praxisgerechte Konstruktionszeichnung muss ebenfalls selbstständig erarbeitet werden. Die Kalkulation mit Angebot muss als Hausarbeit erbracht werden. Das Kundengespräch wird geübt. Eine Rückkalkulation (Mathematik) wird erstmalig durchgeführt und an diesem Beispiel erarbeitet. Eine Betrachtung der notwendigen oder besser geeigneten Schubkastenführungen in der Werkstatt runden diesen Kundenauftrag für einen Privatkunden ab. Ein Schadensfall bzw. eine Reklamation nach BGB wird besprochen.
Die Aufgabenstellung
Der Geschäftsführer einer bekannten Bank in der Region möchte für sein hochwertiges Schlafzimmer eine passende Anrichte. Für die Ehefrau sind die Funktion und die harmonische Gestaltung zum bestehenden Bett wichtig. In der Anrichte sollen nach ihren Angaben feine Unterwäsche und Schmuck untergebracht werden. Die Anrichte muss also kein Stauraummöbel sein, da ein bestehender begehbarer Kleiderschrank vorhanden ist. Für einen spontanen Schnellentwurf erhalten die Meisterschüler 15–20 Minuten Zeit. Die erstellten Schnellentwürfe werden gesammelt und nach den gestellten Kriterien des Kunden untersucht und bewertet. Der beste Entwurf wird gemeinsam oder in Gruppen nachgearbeitet und die Materialien so wie Konstruktionsdetails festgelegt. Die Kalkulation und Auftragsabwicklung ist bei der Anrichte schon Routine, da in den davor liegenden Aufträgen die Grundlagen geschaffen wurden. Zur Auftragsabwicklung zählt das kundengerechte Angebot und das Verkaufsgespräch.
Bei diesem Kundenprojekt werden auf eine ansprechende Darstellungstechnik der Konstruktionsdetails für einen Endkunden oder einen Architekten viel Wert gelegt. Hier ist die hochwertige, kundengerechte Darstellung auch Fertigungszeichnung. Farben in der Zeichnung geben dem Kunden und der Fertigung eine schnelle und sichere Orientierung.
Für den Entwurf im gehobenen Preissegment soll auch eine hochwertige 3D-Präsentation erstellt werden. Verschiedene Präsentationstechniken können von den Schülern dabei selbst bestimmt werden. Die dargestellten und hier gezeigten Bilder wurden von Schülern der Meisterschule selbst gestaltet und mithilfe des Fachlehrers verbessert.
Das Fach Mathematik gibt es im neuen Lehrplan nicht mehr. Es gibt jedoch mathematische Inhalte in einem Projekt. Im Kundenauftrag Anrichte für ein Schlafzimmer wurde eine komplizierte Rückkalkulation als mathematische Herausforderung ausgewählt.
In der Fertigungstechnik konnten passende Schubkastenführungen ausgesucht und bestimmt werden. Dabei wurden verschiedene Holzvollauszüge gefertigt und bewertet.
Zusammenfassung
Das Lehrerteam wurde gefordert und wird weiterhin zeitgemäße, praxisgerechte und problemorientierte Kundenaufträge zu gestalten haben. Diese Herausforderung wird von den Lehrern gerne angenommen. So hat die Einführung der neuen Meisterprüfungsordnung kaum zu Problemen geführt. Nur die Umsetzung des neuen Lehrplans erforderte bei den Lehrern – wie oben aufgeführt – in der Organisation einige Umstellungen. Die Vermittlung der fachlichen Inhalte im Unterricht erfolgt sowohl in einer klaren Grundlagenvermittlung als auch im handlungsorientierten Projektunterricht. (Erich Stanislowski) ■
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