Preissteigerungen von fast 80 Prozent binnen Jahresfrist, weiter sinkende Rohdichten und ein akuter Versorgungsengpass bei rotem Meranti verunsichern derzeit die deutschen Holzfensterhersteller. Denn sie müssen auf die Mindestanforderung an die Rohdichte achten, wie sie vom Verband der Fenster- und Fassadenhersteller (VFF) in der Holzartenliste, dem Merkblatt HO.06 „Holzarten für den Fensterbau – Eigenschaften, Holzartentabelle“, formuliert wurde. Als Ersatz werden verschiedene Holzarten aus Südostasien angeboten, beispielsweise Durian (Durio spp.), Kedongdong (Canarium spp.), Merpauh (Swintonia spp.) und Punah (Tetramerista glabra). Teilweise werden diese Holzarten sogar mit Red Meranti gemischt und in ein und derselben Kantel verarbeitet, um die bekannte Mindestanforderung an die Rohdichte zu erreichen.
Aber: Viele dieser Holzarten sind bisher auf dem deutschen Markt wenig bekannt. Bis auf Ausnahmen gibt es kaum Erfahrungen mit deren Einsatz im Fensterbau. „Eine dieser Ausnahmen ist die Holzart Durian (Durio spp.)“, so Diplom-Holzwirt Eike Gehrts, zuständig für die Koordination des Fachgremiums zur Holzartenliste. „Die negativen Erfahrungen, welche Anfang der 90er Jahre mit dieser Holzart gesammelt wurden, haben mit zur Erarbeitung der Holzartenliste beigetragen, die 1995 veröffentlicht wurde.“ Jetzt geht dieses Problem bereits so weit, dass z. T. Baustellen still gelegt werden, weil man erst bei der Montage bemerkt, dass es sich um die falsche Holzart handelt. Bei vielen Holzarten sind eine geringe natürliche Dauerhaftigkeit (bei Merpauh), eine eingeschränkte Dimensionsstabilität (Punah) oder Schwierigkeiten bei der Bearbeitung, wie Faserausrisse (Kedongdong). „Der VFF warnt daher eindringlich davor, diese Meranti-Ersatzhölzer undifferenziert einzusetzen und weist ausdrücklich darauf hin, dass im Merkblatt HO.06 lediglich Meranti und Mengkulang (Heritiera spp.) als bewährte Holzarten für den Fensterbau verzeichnet sind“, so Gehrts.
„Die Holzartenliste führt 10 Nadelhölzer und 19 Laubholzarten auf. Nur die wenigsten davon werden derzeit überhaupt genutzt.“ Eine weitere Möglichkeit zur Entspannung der Lage bietet die Aufnahme neuer Holzarten in die Liste. So wurden seit Juli 2004 den Holzarten Eucalyptus globulus mit dem Herkunftsgebiet Nordwestspanien (Galizien) und Bintangor (Calophyllum spp.) aus dem Herkunftsgebiet „malaiische Halbinsel“ die Zulassung für den Fensterbau erteilt. Im Zusammenhang mit E. Globulus ist der Hinweis auf die Herkunftsregion sehr wichtig, da nur das dort gewachsene Holz – offensichtlich standortbedingt – die positiven Eigenschaften hat, z. B. im mittleren Kernbereich eine Dauerhaftigkeit entsprechend Klasse 1-2 nach EN 350-2, mit denen die Zulassung für den Fensterbau von der Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren ausgesprochen wurde.
„Der deutsche Holzfensterbau wird sich von den Zeiten „billigen“ Holzes verabschieden müssen“, so Gehrts abschließend. „Dann werden jedoch auch durch neue Technologien behandelte Hölzer interessant wie zum Beispiel modifizierte Hölzer.“ Zu diesem Thema sind beim VFF (www.window.de) Merkblätter abrufbar.
Teilen: