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Vom Marderhaar zum Künstlerpinsel

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Vom Marderhaar zum Künstlerpinsel

Besen, Bürsten und Pinsel: Gegenstände des täglichen Gebrauches in Haushalt, Handwerk und Industrie. Sie sind uns so selbstverständlich geworden, dass man sich kaum mehr Gedanken über deren Herstellung macht. Zentrum des deutschen Pinsel- und Bürstenmacherhandwerks ist heute die kleine Ortschaft Bechhofen im bayrischen Mittelfranken.

Das Pinselmacherhandwerk, einst Domäne französischer Handwerker, wurde durch den Nördlinger Schreinermeister Johann Caspar Bühler (1751-1799) in die Region um Bechhofen gebracht. Dieser ließ sich nach seiner Gesellenzeit bei einem franzö-sischen Pinselmacher um 1789 im nahegelegenen Königshofen nieder. Seine Sterbeurkunde wies ihn 1799 nur noch als Pinselmacher aus, er kann somit als Vater des fränkischen Pinselmacherhandwerkes bezeichnet werden. Zwei seiner Söhne erlernten ebenfalls das Pinsel-macherhandwerk und siedelten sich 1810 in Bechhofen an, das damals auf Grund seiner Lage im Schnittpunkt zweier wichtiger Handelsstraßen, zu einem aufstrebenden Marktort wurde. Die Zahl der Betriebe stieg ständig an,sodass einige Pinselmacher in die Reichsstadt Nürnberg abwanderten und dort ihre Werkstätten gründeten.

Überwiegend handwerkliche Fertigung
Noch heute werden in Bech-hofen jegliche Art von Pinseln und Bürsten teils in kleinindustrieller, überwiegend jedoch in handwerklicher Fertigung her-gestellt. Von der Beschaffung der Rohmaterialien wie Haaren und Borsten oder deren modernen Ersatzmaterialien, dem Auswählen und Zurichten der Haare bis zum fertigen Pinsel ist es ein weiter Weg. Schweineborsten werden aus China, feine Haare für Künstlerpinsel aus Marderhaar aus der ehemaligen Sowjetunion eingeführt. Je nach Länge und Qualität werden sie sortiert und vom Pinselmacher nach Bedarf eingekauft. Dabei kann ein Kilo feinsten Marderhaares für Künstlerpinsel durchaus einige zehntausend Mark kosten.
Derzeit zwölf Lehrlinge
Annähernd 2000 der 6000 Einwohner sind in Bechhofen heute noch im Pinselmacher- und Zuliefergewerbe tätig. Hier befindet sich auch die einzige Berufsfachschule dieses Handwerks in ganz Deutschland, wohin sämtliche Betriebe der Branche in Deutschland ihre Auszubildenden zur Block-beschulung senden. Derzeit befinden sich in drei Lehrjahren etwa 12 Lehrlinge der Pinsel- und der Bürstenmacher in Ausbildung. Der Pinselmachermeister Willie Ströhlein unterrichtet sie in Theorie und Praxis des jeweiligen Handwerks. Dabei erlernen die Pinselmacher ebenfalls die Grundbegriffe des Besen- und Bürstenmachens wie umgekehrt.
In Bechhofen wird auch die Meisterprüfung im Pinsel- und Bürstenmacherhandwerk abgenommen, allerdings sei dies, laut Ströhlein in den letzten Jahren eher zur Seltenheit geworden. Nach der Grenzöffnung fanden sich einige Pinselmacher aus Ostdeutschland ein, um sich hier der Meisterprüfung zu unter-ziehen, die es in diesem Handwerk in der ehemaligen DDR nicht gegeben hatte.
Kein Auftragsmangel
Trotz des massiven wirtschaft-lichen Druckes auf die Pinsel-macher Bechhofens durch die Einfuhr billiger Pinsel, vor allem aus China, können die meisten Pinselmacherbetriebe nicht über Aufträge klagen. Vor allem hochwertige Künstler- und Spezialpinsel, wie Aquarell-, Beiz- und Maserierpinsel, können auch heute noch nicht in industrieller Fertigung hergestellt werden. Sie werden in aufwendiger Handarbeit von ausgebildeten Pinsel-machern, überwiegend von Frauen in Heimarbeit hergestellt und finden ihre Abnehmer in aller Welt.
Einzigartiges Museum
In Bechhofen befindet sich auch Europas einziges Museum, das sich ganz der Geschichte dieses Handwerkes widmet. Die Gründung des Deutschen Pinsel- und Bürstenmachermuseums geht zurück in das Jahr 1985. Ziel ist es, dieses einzigartige Handwerk und seine Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen. Im Jahr 1995 konnten die jetzigen Räume im umgebauten Gasthaus ‚Zur Post’ bezogen werden. Dort finden sich auf vier Etagen Exponate zu aussergewöhnlichen historischen Pinseln, Materialien, Arbeitsgeräte und Maschinen sowie Dokumente und Objekte zur Geschichte des Pinsel- und Bürstenmacherhandwerks und deren Zünfte.
Das Deutsche Pinsel- und Bürstenmachermuseum (91572 Bechhofen a.d. Heide, Dinkelsbühler Straße 23, Tel 0 98 22/1 08 29) kann von 1. April bis 31. Oktober mittwochs und samstags von 14-17 Uhr, und an Sonn- und Feiertagen von 13.30-17 Uhr besucht werden. o
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